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Fuchstal: Auch Regenwürmer werden im Eichwald gezählt

Fuchstal

Auch Regenwürmer werden im Eichwald gezählt

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    Das im Eichwald aufgestellte Feinstaubmessgerät begutachten (von links) Dominik Landerer, Ludwig Pertl und Erwin Karg.
    Das im Eichwald aufgestellte Feinstaubmessgerät begutachten (von links) Dominik Landerer, Ludwig Pertl und Erwin Karg. Foto: Andreas Hoehne

    Kaum in den Ruhestand getreten, hat Förster Ludwig Pertl aus Kaufering eine neue Aufgabe gefunden. Er ist seit dem vergangenen Jahr regionaler Projektleiter von „Links4Soils“, einer länderübegreifenden Partnerschaft in der Alpenregion zum Schutz der Böden. Pertl möchte dabei den Beweis antreten, dass ein intakter Boden einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leiste. Im Rahmen des Vorhabens wird derzeit im Fuchstaler Eichwald der Feinstaubgehalt der Luft gemessen.

    Solche Untersuchungen gebe es bislang nur in den Städten, meint Pertl. Nun wolle man darstellen, wie deutlich sich die Belastung im Wald im Vergleich zu der nur 200 Meter entfernten B17 verringere. Der Wald schütze nicht nur vor dem Straßenlärm, sondern die Blätter der Bäume filtern auch den Feinstaub heraus. Mit den Messungen betraut wurde Dominik Landerer, ein Masterstudent der Technischen Universität München. Dieser gibt zu bedenken, dass weltweit Millionen Menschen an den Folgen der Luftverschmutzung sterben und sich in Deutschland die Lebenserwartung in belasteten Städten um neun Monate verringere.

    Gemessen wird im Eichwald auch der Holzzuwachs bei verschiedenen Baumarten. Nicht mehr die Temperatur werde in der Zukunft über den Ertrag entscheiden, sondern die Verfügbarkeit von Wasser, sagt Pertl. Gleichzeitig sorge das Wasser im Wald dafür, dass bei der Verdunstung die Kühle entsteht, die Spaziergänger an heißen Sommertagen schätzten. Seit über 80 Jahren habe man die Abhängigkeit der Temperaturen von der Baumart nicht mehr ermittelt. Die Rechnung ist für den Förster einfach. Ein intakter, humusreicher Boden, wie es ihn in Laubwäldern gebe, könne sowohl mehr Wasser speichern als auch später verdunsten. Dies erhöhe dann den angesichts der Klimaerwärmung gewünschten Kühleffekt.

    Sicherer Indikator für den gesunden Boden sei der Regenwurm. So werde man demnächst im Rahmen des Projektes Würmer zählen. Ganz konkrete Zielvorstellungen weist das von der Europäischen Union geförderte Projekt für den 125 Hektar großen Fuchstaler Gemeindewald auf. So soll bis zum Jahr 2030 der Nadelholzanteil von 93 Prozent auf 70 Prozent verringert werden. Dadurch könne man die tägliche Verdunstung von 5500 Kubikmeter auf 7900 Kubikmeter Wasser deutlich erhöhen. Gleichzeitig steige durch die Bodenverbesserung die jährliche Holznutzung von 1700 Festmeter auf 2500 Festmeter. Derzeit könne man angesichts der extrem niedrigen Holzpreise viele private Waldbesitzer nur schwer von der Notwendigkeit eines Umbaus überzeugen, gibt Pertl in dem Pressegespräch zu bedenken.

    Er verweist in diesem Zusammenhang auf die Subvention für das Erdöl als Energieträger, was den Wettbewerb mit dem Holz verzerre. Davon weiß auch Fuchstals Bürgermeister Erwin Karg ein Lied zu singen. Nur wenn der Ölpreis steige, wachse die Nachfrage für Brennholz aus dem Gemeindewald. Deshalb gehört zu den Aufgaben von „Links4Soils“ auch, Vorschläge für faire Rahmenbedingungen zu machen, um die Wettbewerbsnachteile auszugleichen.

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