Unter dem Titel "Ansichtssachen" zeigt Kranzfelder dem Betrachter einen Teil seiner eigenen Lebenserfahrung, festgehalten in meist großformatigen Fotografien. Geht man durch die Ausstellung, scheint die Motivwahl zunächst unzusammenhängend, doch auf dem Weg durch die drei Stockwerke des Turms erschließt sich das Thema des Künstlers.
Am Eingang grüßt das Bild eines stark verwitterten Schriftzuges einer Bootswerft, man passiert einen "Grenz Punkt", dem gegenüber eine liegende Sieben zu sehen ist, kann aus den Tiefen des Wassers wachsende Seerosen bewundern und steht plötzlich vor einem Bild, das ein scheinbar endloses Feld menschlicher Knochen zeigt. Spätestens bei der Gegenüberstellung der Fotografien eines alten und eines neuen Paars Turnschuhe wird klar, dass die Gesamtheit der Bilder vom Werden und Vergehen erzählt.
Verlust und Neubeginn thematisiert der Wahl-Dießener Kranzfelder nicht nur in Bildern mit metaphorischem Inhalt, sondern dokumentiert seine Botschaft auch auf ganz persönliche Art. So stellt er dem Porträt eines Freundes, der bei einem Autounfall ums Leben kam, das erste Foto seiner nur wenigen Stunden später geborenen Tochter gegenüber und lässt damit einen ungewöhnlich direkten, autobiografischen Einblick zu.
Die Motivation sich diesem Thema zu widmen erläutert er lächelnd mit den Worten, "man fragt sich ja immer, was ist der Sinn des Lebens". Eine mögliche Antwort drückt der Fotokünstler in den Panoramabildern aus, die den Besucher im obersten Stockwerk des Turms erwarten.
Dort dreht sich alles um das Diesseits, das Jetzt, als einzigen gestaltbaren Augenblick, den es zu genießen gilt.
Aussagekräftige Bilder für diese Überzeugung findet Kranzfelder in der "paradiesischen Schönheit des Ammerseegebiets", die er aus noch nicht gesehenen Blickwinkeln bietet. Kranzfelders Fotografien sind keine ausgetüftelt technischen Einzelarbeiten in bestmöglicher Entwicklung, sondern gekonnte Momentaufnahmen, die neben einer formalen Ästhetik auch inhaltliche Poesie besitzen.
Vergrößerungen bei Aldi gemacht
"Ich bin Amateurfotograf", sagt Kranzfelder, "und das darf man auch sehen".
Da ist es nur konsequent, dass er die Vergrößerungen bei Aldi machen ließ, sie eigenhändig auf Präsentationspappen aufzog und sie ohne viele Umstände an Wände im Turm nagelte.
Diese absichtlich gewählte, ungenierte Vorgehensweise verweist deutlich auf die inhaltliche Komponente der Bilder, das gedankliche Konzept, das hinter der Auswahl der Fotografien steckt. Dieser "rote Faden", wie Kranzfelder es nennt, ist in allen Bildern zu finden und wartet nur darauf, gesehen zu werden.
Öffnungszeiten Die Ausstellung "Ansichtssachen" im Dießener Taubenturm ist an allen Wochenenden im Juli, jeweils von 12 bis 18 Uhr geöffnet.