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Festival der Nationen: Wie Weltklasse-Kunst Corona schlägt

Festival der Nationen

Wie Weltklasse-Kunst Corona schlägt

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    Weltstars wie Rolando Villazón (Tenor) und Harfenist Xavier de Maistre oder die Geigerin Julia Fischer gaben ihre Konzerte beim diesjährigen Festival der Nationen jeweils zwei Mal. So konnten, trotz coronabedingt vieler leerer Plätze im Kursaal in Bad Wörishofen, insgesamt 2800 Besucher in den Kulturgenuss kommen.
    Weltstars wie Rolando Villazón (Tenor) und Harfenist Xavier de Maistre oder die Geigerin Julia Fischer gaben ihre Konzerte beim diesjährigen Festival der Nationen jeweils zwei Mal. So konnten, trotz coronabedingt vieler leerer Plätze im Kursaal in Bad Wörishofen, insgesamt 2800 Besucher in den Kulturgenuss kommen.

    So ein Festival der Nationen gab es in Bad Wörishofen noch nie. Wärmebildkameras an den Eingängen, nur 200 Menschen im 1000-Plätze-Kursaal, Weltstars, die zweimal am Abend das gleiche Konzert geben: Die Sorge vor Corona hatte das musikalische Großereignis im Griff. Aber das ist nur ein Teil der Bilanz. Der andere fällt weitaus erfreulicher aus. „Wir haben noch nie ein Festival erlebt, in dem die Kunst derart im Mittelpunkt stand“, sagt Intendant Winfried Roch aus Türkheim. Er habe eine „Mischung aus Freude und Dankbarkeit“ gespürt, dass wieder gemeinsam „musikalische Geschenke“ geteilt werden durften. Das sei sehr wichtig. „Kunst wieder zusammen im Live-Format zu erleben, erzeugt Leidenschaft und Solidarität. Beides haben wir in diesem Jahr verspürt“, sagt Roch.

    Sieben Festivalabende, 14 Konzerte und 2800 Besucher statt 5500 wie im Vorjahr: Das war das Festival in Zahlen. Dass es stattfinden konnte, dafür dankt Roch den Unterstützern aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. „Den Wunsch der bayerischen Staatsregierung, auch in Sachen Kultur und Bildung wieder ein Stück Normalität zu vermitteln, haben wir sehr ernst genommen und unter Einhaltung der gesetzlichen Bestimmungen umgesetzt“, bilanziert Roch. „Großartig“ nennt er zudem die Unterstützung der Künstler. Zwei identische Konzerte an einem Abend, das macht normalerweise keiner.

    „Eine besondere Freude war es für uns, dass wir auch alle Bildungsprojekte realisieren und mit rund 500 Kindern und Jugendlichen den 250. Geburtstag Beethovens feiern konnten“, sagt Roch. Auch das Bildungsprojekt „Junge Festivalfamilie“ ging weiter. Dabei zahlen Paten Jugendlichen den Eintritt zu den Konzerten.

    „Wir hoffen sehr, dass wir auch bei der Kultur in Bayern bald wieder zur Normalität zurückkehren können, um insbesondere jungen Menschen wieder eine Perspektive zu geben“, sagt Roch. „Alles, was mit Bildung, mit Kultur zu tun hat, mit der Erziehung des Herzens, wie es der französische Schriftsteller Flaubert formulierte, wird derzeit infrage gestellt“, schildert Roch. „Wir sollten sehr darauf achten, dass uns nicht Entscheidendes verloren geht. Kultur ist kein Luxusgut, sondern Lebensmittel.“

    Dafür hielten auch die Festivalgäste den Machern die Treue. Es habe nur sehr wenige Absagen gebuchter Karten aufgrund von gesundheitlichen Bedenken gegeben, berichtet Roch. „Die Implementierung der Wärmebildtechnologie in das Sicherheitskonzept des Festivals war ein wichtiger Baustein“, sagt der Intendant. Erhöhte Körpertemperatur ist zwar nur ein Indiz von mehreren für eine Corona-Erkrankung. Dennoch habe man so eine „wichtige Sicherheitsmaßnahme“ integrieren können. Hier kam den Rochs ihre Erfahrung als internationales Tourneeunternehmen, vor allem in Asien, zugute. Dort sind solche Schleusen längst üblich.

    Eine weitere Herausforderung dieses Festivals war der musikalische Teil. Zwei Konzerte an einem Abend, dazu ein riesiger Saal mit nur wenigen Gästen, das musste bewältigt werden. „Auch wenn das Zusammenspiel im Orchester durch die Einhaltung der Mindestabstände nicht immer einfach und durch zwei Konzerte an einem Abend doppelte Konzentration erforderlich ist, war die künstlerische Qualität einmal mehr hervorragend“, findet Intendant Roch. „Auch die Akustik im Saal war durchaus ansprechend, da wir durch die Akustikwände auf der Bühne sehr gute Voraussetzungen geschaffen haben.“

    Dass Star-Geigerin Julia Fischer mit dabei war, ebenso der herausragende Beethoven-Interpret Rudolf Buchbinder, macht Roch glücklich. „Mit den Debüts des Pianisten Daniil Trifonov, der zwölf Cellisten der Berliner Philharmoniker und des großartigen Tenors Rolando Villazón und Xavier de Maistre an der Harfe erweiterten wir den Kreis der Stars, die beim Festival der Nationen hautnah zu erleben sind“, so Roch.

    Natürlich ist ein Festival der Nationen unter diesen Bedingungen auch eine finanzielle Herausforderung. Es fehlen Einnahmen durch den Kartenverkauf. Man habe deshalb „zahlreiche Einsparungen insbesondere bei Werbung und Übernachtung“ vorgenommen, sagt Roch. Nur so sei es möglich gewesen, das Festival zu präsentieren. Dieses wird wie immer auch von der Stadt Bad Wörishofen finanziell unterstützt, zuletzt mit 68000 Euro.

    Die Festival-Macher richten den Blick schon auf 2021, das nicht nur im Zeichen des 200. Kneipp-Geburtstages steht, sondern auch an den 230. Todestag von Wolfgang Amadeus Mozart erinnert. „Wir feiern diesen besonderen Anlass mit bedeutenden Werken dieses musikalischen Genies“, kündigt Roch an. Mit dabei sind die Klarinettistin Sabine Meyer, der Pianist Fazil Say, die Geschwister Khatia und Gvantsa Buniatishvili und die Sopranistin Olga Peretyatko. Auch die Pianistin Beatrice Rana, Nigel Kennedy und Diana Damrau werden kommen. Zudem gibt es das Sonderkonzert mit Anne-Sophie Mutter, das heuer ausfallen musste.

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