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Epfach: Mörder von Natalie will freikommen: Familie ist erschüttert

Epfach

Mörder von Natalie will freikommen: Familie ist erschüttert

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    Ein Bild an der Gedenkstätte erinnert an die getötete Natalie.
    Ein Bild an der Gedenkstätte erinnert an die getötete Natalie. Foto: Sibylle Seidl-Cesare (Archiv)

    Für Erika Kettner waren die vergangenen Wochen nicht leicht. Nach dem Mord an der zwölfjährigen Franziska in Neuburg sei „sowieso schon alles wieder hochgekommen“, erzählt die 68-Jährige aus Dienhausen. Und nun, sagt sie, komme sie noch immer nicht zur Ruhe. Kettner hat vor fast 18 Jahren selbst ihre Enkelin verloren: Die siebenjährige Natalie aus Epfach war im September 1996 von dem vorbestraften Kfz-Elektriker Armin S. auf dem Schulweg entführt, missbraucht und anschließend getötet worden.

    Nun hat Natalies Mörder einen Antrag gestellt, seine verbleibende Haftstrafe zur Bewährung auszusetzen. Der mittlerweile 45-Jährige ist in einem Gefängnis in Rheinland-Pfalz inhaftiert. Einen entsprechenden Antrag von Armin S. gebe es bei der Strafvollstreckungskammer des Landgerichts Koblenz, bestätigte ein Sprecher. Aktuell liegt der Antrag allerdings zur Bearbeitung bei der Augsburger Staatsanwaltschaft.

    Erika Kettner kann das kaum glauben. „Warum soll so ein Täter wieder frei herumlaufen können?“ Sie werde alles tun, was ihr möglich ist, um das zu verhindern, sagt sie. Kettner hatte nach der Tat gemeinsam mit ihrem mittlerweile verstorbenen Mann den Verein „Natalie e.V.“ gegründet und immer wieder dafür gekämpft, dass die Gesetze für Sexualstraftäter und Kindesmörder verschärft werden.

    Auch Christine Astner, die Mutter der getöteten Natalie, ist fassungslos angesichts des Antrags von Armin S. Sie habe das „erst mal gar nicht wahrhaben wollen“, sagt sie. Sie verstehe nicht, fügt Astner hinzu, warum S. überhaupt einen solchen Antrag stellen dürfe. Schließlich habe der Richter in der Gerichtsverhandlung eine „besondere Schwere der Schuld“ festgestellt.

    Zwei Tage lang war Natalie damals vermisst. Suchtrupps der Polizei fanden die Leiche des Mädchens im Lech, einen Tag zuvor hatten sie den damals 27 Jahre alten Armin S. festgenommen. Er hatte, wie sich später herausstellte, das Kind von der Straße in den Kofferraum seines Autos gezerrt, auf einem Parkplatz missbraucht. Als das Mädchen sein Gesicht erkennt, gerät er in Panik, schlägt Natalies Kopf gegen einen Baumstamm.

    Anschließend fährt er mit dem bewusstlosen Kind zum Lech, wo er es ertrinken lässt. Nach seiner Festnahme kommt heraus: Armin S. saß schon einmal wegen sexuellen Missbrauchs im Gefängnis – war aber vorzeitig entlassen worden, weil ihn die Gutachter für ungefährlich hielten. 1997 wird S. schließlich wegen des Mords an Natalie zu lebenslänglicher Haft verurteilt. Die Sozialprognose des Täters falle ausgesprochen ungünstig aus, urteilte das Augsburger Landgericht. Selbst der Pflichtverteidiger von Armin S. sprach damals davon, dass er auch nach Jahrzehnten niemals ohne Behandlung aus der Haft entlassen werden dürfe.

    Vor dem Tag, an dem Armin S. freikommt, habe sich die Familie schon immer gefürchtet, sagt nun Natalies Mutter, Christine Astner. Umso mehr ärgert sie sich darüber, dass die Familie nicht über den Antrag von S. informiert wurde. „Wir müssen uns alle Informationen selber holen“, sagt sie. Gemeinsam mit ihrer Augsburger Anwältin Marion Zech wollen die Astners nun verfolgen, wie es in dem Fall weitergeht. „Wir können nur hoffen“, sagt die Mutter, „dass er nie wieder zurück nach Bayern kommt.“

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