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Eching nach der Festnahme: "Das war wie eine dunkle Wolke über dem Ort"

Eching nach der Festnahme

"Das war wie eine dunkle Wolke über dem Ort"

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    "Das war wie eine dunkle Wolke über dem Ort"
    "Das war wie eine dunkle Wolke über dem Ort" Foto: Thorsten Jordan

    Von Alexandra Lutzenberger und Jörg Heinzle

    Landsberg/Eching "Das ist doch gar nicht möglich. Nach dieser langen Zeit ist der Täter gefasst". Das sind die Reaktionen gestern Abend in der Landsberger Altstadt, wenn man die Menschen auf den Fall Ursula Herrmann anspricht. Überrascht, immer noch schockiert über die Tat und erleichtert, dass der Entführer nun nach Informationen unserer Zeitung festgenommen werden konnte.

    Vor 27 Jahren erstickte die Zehnjährige in einer Holzkiste. Ein Fall, der damals alle schockierte und tief in der Erinnerung der Menschen im Landkreis verwurzelt ist. Moderne Kriminaltechnik brachte die Ermittler nun offenbar auf die Spur des mutmaßlichen Entführers, ein 50-Jähriger der nahe der dänischen Grenze unter dringendem Tatverdacht festgenommen wurde. Der Monteur lebte früher in Utting. Beim "Fischerwirt" in Landsberg sitzen gestern Abend einige Lehrer, die an der Schule von Ursula Herrmann unterrichteten. Als sie von der Festnahme erfahren, erinnern sie sich sofort an das schreckliche Ereignis. Eine Tragödie sei das gewesen, sagt Anton Lichtenstern. Das Mädchen war in seiner Klasse im Ignaz-Kögler-Gymnasium. "Ruhig und brav war sie. Aber ich konnte sie leider nie richtig kennenlernen, denn schon 14 Tage nach Schulbeginn passierte diese schreckliche Tat. Als wir die Details erfuhren, war die ganze Schule in Aufruhr." Das Thema sei immer wieder Tagesgespräch gewesen. "Es ist unglaublich, dass nach dieser langen Zeit doch noch jemand festgenommen wurde. Das hat niemand mehr erwartet." Einer am Tisch erzählt, dass er damals auch überprüft worden sei. "Ich hatte zwei Fiats und die Polizei überprüfte damals die Besitzer dieser Fahrzeuge", erzählt er. Die Polizisten seien immer wieder gekommen, man wollte den Fall unbedingt aufklären. Es sei ein großer Erfolg, dass man es jetzt offenbar doch noch geschafft habe.

    "Wie man all die Jahre mit dieser schrecklichen Tat leben kann", fragt sich ein anderer Gast. "Ich weiß nicht, wie man das wegstecken kann, das müssen doch schlimme Jahre gewesen sein." Sofort ist den Gästen das ganze Ausmaß dieser schrecklichen Tat wieder in Erinnerung. "Ich bekomme eine Gänsehaut, wenn ich daran denke. Wie kann man das nur einem Kind antun." Viele verstehen nicht wieso der Täter, der früher in Utting lebte, das Kind entführte. "Wenn er aus dem Umkreis kam, wusste er doch, dass bei der Familie keine großen Reichtümer zu holen waren."

    Die Eltern des getöteten Mädchens, die noch heute in der Gemeinde Eching leben, äußern sich schon seit langem nicht mehr zu dem Fall. Dabei bleibe es auch, gab der Vater gestern dem Landsberger Tagblatt zu verstehen. Echings Bürgermeister Siegfried Luge indes hofft für die Eltern, "dass das nun endlich ausgestanden ist". In seiner Gemeinde sei man auch fast drei Jahrzehnte nach dem schlimmen Verbrechen noch verunsichert gewesen. Man habe sich die Frage gestellt, "ob der Täter nicht vielleicht doch unter uns lebt, und keiner weiß es". Luge spricht von einer großen Erleichterung und gratuliert der Polizei. "Es ist sehr beruhigend."

    Immer wieder hatten Meldungen über neue Spuren und mögliche Ermittlungserfolge die Menschen in Eching in den zurückliegenden Jahren in Atem gehalten. Es seien dabei viele "alte Wunden" aufgerissen worden, so Luge. Das bestätigt auch Hubert Mahler, der Altbürgermeister der Gemeinde. Er war im Jahr 1981 Kirchenpfleger in Eching, als das Verbrechen geschah. Immer wieder seien die Menschen im Ort enttäuscht gewesen, wenn sich neue Meldungen über Fortschritte bei den Ermittlungen wieder zerschlagen hätten, erzählt Mahler. "Wenn es nun wirklich geklärt ist, dann wäre das eine große Erleichterung für uns alle."

    Hubert Mahler erinnert sich daran, wie nach der Tat die Gerüchteküche im Ort brodelte. Beschuldigungen und Verdächtigungen, wer das Mädchen entführte und sterben ließ, hätten die Runde gemacht. Es sei zwar mit den Jahren ruhiger geworden um Fall, sagt Mahler. "Doch es war immer noch wie eine dunkle Wolke über dem Ort."

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