Startseite
Icon Pfeil nach unten
Landsberg
Icon Pfeil nach unten

Eching: Rinderstall sorgt für Diskussion in der Ammerseegemeinde

Eching

Rinderstall sorgt für Diskussion in der Ammerseegemeinde

    • |
    Für seine Mutterkuhherde mit Pinzgauer Rindern will ein Echinger hier am Schwalbenweg eine Liegehalle bauen. Dagegen protestieren die Nachbarn.
    Für seine Mutterkuhherde mit Pinzgauer Rindern will ein Echinger hier am Schwalbenweg eine Liegehalle bauen. Dagegen protestieren die Nachbarn. Foto: Thorsten Jordan

    So viele Zuschauer, dass gleich doppelt bestuhlt werden muss – das kommt im Echinger Gemeinderat eher selten vor. Ein Bauantrag für ein Landwirtschaftsgebäude sorgte für den Besuch von rund dreißig Anliegern, die bereits einen Einspruch formuliert hatten. Ein Landwirt will am Schwalbenweg im östlichen Teil seines Grundstücks eine Liegehalle für seine Mutterkühe platzieren, das Gebäude soll dreißig auf elf Meter messen und eine Wandhöhe von 4,82 Meter und eine Firsthöhe von 7,5 Meter haben. Insgesamt habe das Bauvorhaben mit dem überdachten Außenbereich eine Grundfläche von 420 Quadratmetern, berichtete Bürgermeister Siegfried Luge.

    In einem Anschreiben, das Luge verlas, erläuterte der Bauwerber sein Vorhaben. Er habe achtundzwanzig Tiere, die in einer mobilen Zelthalle untergebracht seien. Die Rinder werden nach seinen Ausführungen auf der Weide gehalten, zur Fleischproduktion, aber auch zu Zucht. Er habe sich dazu verpflichtet, für fünf Jahre die gefährdete Rinderrasse Pinzgauer zu züchten. Die Zelthalle reiche nicht mehr aus. Außerdem betreibe er noch eine Fischzucht. Sein ehrenamtliches Engagement für Eching führte er ebenfalls auf.

    Auch das Schreiben der Nachbarn, das laut Luge von dreizehn Personen unterschrieben wurde, verlas der Gemeindechef. Sie führen an, dass es bereits jetzt zu mehrfacher Lärm- und Geruchsbelästigung durch kalbende und muhende Kühe sowie eine Belastung zusätzlich zu den Mücken durch viele Fliegen komme. Die Tierhaltung im Zelt sei nicht artgerecht und hätte nach Meinung der Anwohner „nie gestattet werden dürfen“. Nach Information der Anlieger soll der Bestand auf über vierzig Kühe steigen. Der Feldstadl auf dem Grundstück des Bauwerbers, sei von einem anderen Landwirt, der eine Privilegierung habe, gebaut worden. Bei der angrenzenden Bebauung handle es sich um ein reines Wohngebiet, so ein weiteres Gegenargument. Zudem wird befürchtet, dass weitere Gebäude wie eine Berge- und Maschinenhalle auf dem Grundstück gebaut würden. Das Areal liege auf der „realen Überschwemmungszone des Ammersees“. „Eine Gründung eines landwirtschaftlichen Betriebes an dieser Stelle darf nie genehmigt werden“, fordern die Anwohner in ihrem Schreiben, die sich auch eine anwaltliche Vertretung vorbehalten.

    Matthias Veltrup ist Mitinitiator des Anliegerprotest. Eine Mutterkuhherde werde schon seit vier oder fünf Jahren dort gehalten und gegen eine paar Tiere in Hobbyhaltung habe man nichts. Es sei schön zu beobachten, dass die Kälber hier bei ihren Müttern seien. Sollte jetzt jedoch ein 30-Meter-Stall eine Privilegierung bekommen, werde es nicht dabei bleiben, dann brauche es noch eine Halle für Maschinen, eine Halle für Futter und eine Garage für den Traktor, alles auf dem 3500 Quadratmeter großen Grundstück. „Das ist fehl an diesem Platz.“ In einem reinen Wohngebiet dürfe nicht mal ein Büro mit Kundenverkehr entstehen, rein ins Landschaftsschutzgebiet könne sich dann ein solcher Betrieb entwickeln, kritisiert Veltrup. Niemand wolle dem Antragsteller etwas Negatives, die Nachbarn hätten bisher auch nichts gesagt. „Wir hätten schon von Anfang an Einspruch erheben sollen“, so Veltrup jetzige Einschätzung.

    Wie Bürgermeister Luge in der Sitzung erläuterte, liegt eine Stellungnahme der Behörden zur Privilegierung des Bauwerbers bislang nicht vor. Er bestätigt, dass die angrenzende Wohnbebauung als reines Wohngebiet und im Anschluss Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen sei. Als „sensibles Gebiet“ bezeichnete Luge den Standort. Josef Rank lehnte diesen als „ungeeignet“ ab. Josef Spicker, der dem Antragssteller bescheinigte, es „ernst mit der Landwirtschaft“ zu meinen, brachte eine mögliche Tauschfläche ins Gespräch, über die er nichtöffentlich diskutieren wollte. Franz Pentenrieder berichtete, dass der Bauwerber keine alternativen Flächen habe. Zweifel an der Beständigkeit des Betriebs äußerte Edgar Luge. Er thematisiert, dass es vor 22 Jahren eine kontroverse Diskussionen um einen Aussiedlerhof gegeben hatte, der dann an der Seestraße gebaut wurde. Die Viehhaltung dort wurde aufgegeben und es kam 2009 gegen den Willen der Gemeinde zu einer Teilnutzungsänderung, das heißt, eine Halle kann gewerblich genutzt werden.

    Für den Bauwerber setzte sich Martin Wieser ein, der den Standort als „nicht ideal“ einstufte, aber auch sagte, dass Betriebe in dieser Größe gefördert werden sollten. Und Thomas Schmelcher verwies darauf, dass es auch im Ort einige Bauernhöfe gebe, die jederzeit reaktiviert werden könnten. Die Anwohner müssten dies auch akzeptieren. Ulrike Trinks entgegnete, dass es einen Unterschied mache, wer zuerst da gewesen sei. Sie störte sich auch daran, dass der Bauwerber sein ehrenamtliches Engagement anführte. Sie beantragte, eine Entscheidung zurückzustellen, um sich juristisch beraten zu lassen auch für den Fall, dass der Bauwerber eine Privilegierung zugesprochen bekäme. Außerdem soll eine Stellungnahme zum Immissionsschutz eingeholt werden. Luge ergänzte den Antrag noch um den Punkt, dass man dem Bauwerber behilflich sein wolle, einen anderen Standort zu finden.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden