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Eching: Anti-Mücken-Initiative findet Gift im Ammersee

Eching

Anti-Mücken-Initiative findet Gift im Ammersee

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    Wenn Stechmücken zur Plage werden, finden sich die Rückstände von Anti-Mücken-Mitteln auch im Ammerseewasser. Darauf weist jetzt Rainer Jünger (links, mit Oliver Grüner) vom Verein "Mückenplage? Nein, danke!" hin.
    Wenn Stechmücken zur Plage werden, finden sich die Rückstände von Anti-Mücken-Mitteln auch im Ammerseewasser. Darauf weist jetzt Rainer Jünger (links, mit Oliver Grüner) vom Verein "Mückenplage? Nein, danke!" hin. Foto: Julian Leitenstorfer/Archiv

    Viele Bewohner am Ammersee sind zwar gegen den Einsatz von Bakterien gegen Stechmücken, doch zugleich greifen sie zu chemischen Hilfsmitteln, um die Insekten abzuwehren, und das sei am Ende auch nicht umweltverträglicher. Diese These vertritt der Verein „Mückenplage? Nein danke!“ schon seit Längerem. Jetzt untermauert er das mit Analysen des Abwassers und von Seewasser im Uferbereich von Eching.

    Aktuelle Untersuchungen zeigten, dass der Chemieeinsatz bei Mückenplagen Realität sei. Zum Schutz vor den stechenden Plagegeistern trügen viele Menschen sogenannte Repellentien auf ihrer Haut auf, wie die bekannten Produkte Autan oder Anti Brumm mit den Wirkstoffen Icaridin oder DEET (Diethyltoluamid). Hierdurch solle verhindert, werden, dass die Mücken stechen. Beim Duschen oder beim Baden im Ammersee werden diese Wirkstoffe abgewaschen und gelangten ins Abwasser und in den See.

    Der Gifteinsatz sei vielerorts Realität, sagt Rainer Jünger

    Auch der Griff zur Giftspritze sei vielerorts Realität, schreibt Rainer Jünger vom Verein „Mückenplage? Nein Danke!“ in einer Pressemitteilung. Mücken mögen keine Hitze und kein Sonnenlicht, deshalb halten sie sich tagsüber unter anderem in den schattenspendenden Hecken von Garten auf. Um die Stechmückenbelastung im Garten zu reduzieren griffen einige Privatleute zu Insektiziden und besprühten ihre Hecken, wie im persönlichen Gespräch oft berichtet werde.

    Ein häufig darin enthaltener Wirkstoff sei Permethrin. Wie bereits 2019 gab der Verein auch in diesem Jahr wieder chemische Analysen zu den Stoffen DEET und Permethrin bei einem Speziallabor in Auftrag, um den Gifteintrag in die Natur zu prüfen.

    Je mehr Schnaken, desto höher sei die Konzentration

    Hierzu hatte der Verein "Mückenplage? Nein Danke!" mit Genehmigung der Ammerseewerke dreimal Proben (Mitte August 2019, im Mai sowie im August 2020) in der Kläranlage Eching sowie im Uferbereich des Ammersees genommen. Es habe sich ein klares Bild gezeigt: „Wenn wir keine Mückenbelastung haben, dann sind die beiden gemessenen Wirkstoffe in allen Proben unterhalb der Nachweisgrenze. Haben wir hingegen eine Mückenbelastung, steigen die gemessenen Konzentrationen deutlich an und wir können diese Gifte im Abwasser messen. Das gefährliche DEET sogar im Uferbereich des Ammersees, wo sich Kinder gerne aufhalten“, heißt es in einer Mitteilung.

    Bei Permethrin handle es sich um ein Pestizid, das für alle Insekten und Fische toxisch sei. DEET sei ein Nervengift, das über die Haut in den menschlichen Organismus gelangt und Nebenwirkungen wie Hautreizungen, Schleimhautreizungen und beim Verschlucken Übelkeit und Erbrechen, in seltenen Fallen sogar Krämpfe, auslösen kann. Von einer Langzeitanwendung und einer Anwendung bei Kindern werde ausdrücklich abgeraten. Gehe man davon aus, dass die in den Proben gemessene Konzentration von 16,5 Mikrogramm (also 16,5 Millionstelgramm pro Liter) über einen Tag hinweg in der Kläranlage ankommt, dann entspreche dies 32 handelsüblichen Flaschen etwa von Anti Brumm Forte täglich.

    "Wir sollten eine fundierte Abwägung treffen"

    Das Speziallabor könne derzeit noch kein Icaridin messen. Dieser Wirkstoff werde in den gängigen Repellentien viel häufiger verwendet als DEET. Aussagen über das Gefahrenpotenzial dieser Stoffkonzentrationen auf die Umwelt will Rainer Jünger nicht treffen. Die Feststellungen seien nur Momentaufnahmen, „aber es geht darum, bewusst zu machen, dass Chemieeinsatz gang und gäbe ist“.

    Stechmücken treten am Ammersee immer mal wieder massenhaft auf. Ob dagegen etwas getan werden soll, ist umstritten.
    Stechmücken treten am Ammersee immer mal wieder massenhaft auf. Ob dagegen etwas getan werden soll, ist umstritten. Foto: Julian Leitenstorfer/Archiv

    Jüngers Schlussfolgerung: „Dass die Menschen keine Chemie gegen Stechmücken einsetzen ist nur ein frommer Wunsch. Viele sagen zwar, die Stechmücken gehören genauso zum Ammersee wie der Bergblick, handeln dann aber nicht im Sinne des Umweltschutzes, sondern greifen zum Antimückenmittel oder zur Giftspritze.“ Jünger fordert: „Wir sollten eine vernünftige und wissenschaftlich fundierte Abwägung treffen, was Natur und Umwelt weniger belastet: Ein biologisches und umweltverträgliches Mittel, wie das Eiweiß Bti, das kontrolliert bei Bedarf von Spezialisten in den Überschwemmungsgebieten ausgebracht wird und bis auf Stechmücken und Zuckmücken unschädlich ist, oder ob wir weiterhin den Einsatz von Chemie hinnehmen.“

    Mücken-Gutachten ist wieder Thema im Echinger Gemeinderat

    Am Dienstag geht es im Echinger Gemeinderat wieder um die Schnaken. Das Gremium hat nun laut Tagesordnung Angebote vorliegen für die Begutachtung der Mückenlebensräume. Solche Studien sind Voraussetzung dafür, um überhaupt den Einsatz von Bacillus thuringiensis israelensis (Bti) von der Regierung genehmigt zu bekommen.

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