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Dießen: Wie Corona ein Dießener Reisebüro in die Insolvenz treibt

Dießen

Wie Corona ein Dießener Reisebüro in die Insolvenz treibt

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    Das Firmenschild ist weg und die Geschäftsräume sind verlassen: Tatjana Hylla musste wegen Corona ihr Reisebüro in der Prinz-Ludwig-Straße in Dießen schließen.
    Das Firmenschild ist weg und die Geschäftsräume sind verlassen: Tatjana Hylla musste wegen Corona ihr Reisebüro in der Prinz-Ludwig-Straße in Dießen schließen. Foto: Julian Leitenstorfer

    Die Osterferien sind jetzt zu Ende und bis zu den Pfingstferien sind es nur noch sechs Wochen. Für viele gehören diese Ferien zu den besonders beliebten Zeiten, sich in den Flieger zu setzen und irgendwo im sonnigen Süden die Wärme zu genießen. Allerdings stehen die Zeichen auf Urlaub nicht gut. Für Tatjana Hylla aus Riederau und ihr Dießener Reisebüro hat das weitreichende Folgen. Sie erzählt, wie es ihr in den vergangenen Monaten geschäftlich ergangen ist.

    Tatjana Hylla verdiente bis vor Kurzem ihr Geld als Inhaberin eines Reisebüros. Es war ihr Traumberuf – seit 1991 arbeitete die gelernte Hotelfachfrau im Reisebüro, anfangs als Büroleiterin. „Das war damals das Reisebüro Herrmann in der Johannisstraße“, erzählt die 54-Jährige dem Landsberger Tagblatt. Und weil ihr der Job so viel Freude bereitete, übernahm sie das schließlich vom Reiseanbieter TUI aufgekaufte Reisebüro zum 1. November 2012 als Franchise-Nehmerin. 2015 erfolgte der Umzug in die Prinz-Ludwig-Straße. „Dort hatten die Kunden einfach bessere Parkmöglichkeiten“, sagt Hylla. Und Kunden hatte sie zur Genüge. „Es lief alles gut, bis die Corona-Pandemie kam.“

    Viel Arbeit - aber nur mit den Stornierungen

    Niemand – auch sie selbst – habe zu Beginn des ersten Lockdowns im März 2020 geahnt, welche Auswirkungen die Pandemie auf die Reisebranche haben würde. „Ich habe gleich gehandelt und meine beiden Teilzeitkräfte in Kurzarbeit geschickt und die Öffnungszeiten reduziert“, erinnert sie sich zurück. Vieles habe sie von zu Hause aus erledigt – alles, um Kosten zu sparen. „Da war ich noch sehr optimistisch, dass im Sommer 2020 wieder was geht.“ Doch es sollte anders kommen. „Gegangen“ sei schon was, denn die Arbeit wurde nicht weniger, im Gegenteil. „Mit den ganzen Stornierungen, die zum Teil auch sehr kurzfristig reinkamen, war ich fast rund um die Uhr beschäftigt.“ Verdient habe sie aber mit dieser Arbeit nichts. Und auch die Provisionen, die der Reiseveranstalter TUI in der Regel immer in dem Monat zahlte, in dem eine Buchung abgeschlossen wurde, gingen drastisch zurück. Weniger Buchungen – weniger Provision.

    „Das ging dann irgendwann nicht mehr, denn die laufenden Kosten wurden nicht weniger. Im September habe ich dann die Reißleine gezogen.“ Wenn sie am Horizont eine Perspektive gesehen hätte, hätte sie vielleicht noch eine Weile durchgehalten, einen Kredit aufgenommen und alles dafür getan, dass ihr Reisebüro die Pandemie übersteht, sagt sie. Aber Tatjana Hylla hat Insolvenz angemeldet. „Mein Konto ist leer und ich kann einfach nicht mehr.“

    Mit der Schließung des Reisebüros ist der Albtraum nicht zu Ende

    Wer aber glaubt, die Franchise-Nehmerin sei damit die Probleme los, der irrt. „Ich habe das Reisebüro zwar zum 31. Oktober geschlossen, aus meinem Vertrag mit der TUI komme ich aber erst im Oktober 2021 raus. So lange muss ich meine Gebühren weiter bezahlen.“ Ihr Franchisevertrag war 2019 automatisch um drei Jahre verlängert worden. „Da lief ja alles gut und niemand hätte damit gerechnet, dass es irgendwann den Bach runtergeht.“ Das Verhalten des Konzerns ihr gegenüber, aber auch bei anderen Franchisenehmern, mache sie traurig und wütend. „Da werden Milliarden-Hilfen vom Staat kassiert, aber uns Kleine lässt man einfach am langen Arm verhungern.“ „Gnädigerweise“ habe man ihr zumindest zugesagt, auf die übliche Ablösesumme zu verzichten, die bei Beendigung eines Franchisevertrags fällig wäre.

    Bislang ist auch kein Nachmieter in Sicht

    Keine Einkünfte bedeuten für die Reisefachfrau auch, dass sie die Miete für ihr Reisebüro nicht mehr bezahlen kann. „Ich habe noch einen Mietvertrag bis 2025 und komme da leider vorzeitig nicht raus.“ Auch die Suche nach einem Nachmieter, der den Vertrag vielleicht hätte übernehmen können, sei bislang erfolglos. Das Gewerbe habe sie abgemeldet, das Reisebüro leer geräumt – abschließen aber könne sie nicht.

    Aber, es gibt immerhin einen Lichtblick: Ab 1. Juni hat sie einen neuen Job. „Dann kann ich im Strandhotel in Dießen arbeiten, da freue ich mich schon sehr drauf. Denn irgendeine sinnvolle Aufgabe brauche ich.“

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