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Dießen: Vogelkäfig oder Korb?

Dießen

Vogelkäfig oder Korb?

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    Die Gittergefäße von Ute Kathrin Beck sind im Taubenturm.
    Die Gittergefäße von Ute Kathrin Beck sind im Taubenturm. Foto: Martell

     Ist es ein Vogelkäfig oder ein Korb für Hühnereier? Die filigranen, fast archaisch anmutenden Gittergefäße von Ute Kathrin Beck lassen der Phantasie freien Raum. Erneut zeigt sie ihre skelettartigen Objekte aus Metalldraht und Ton in der Taubenturmausstellung anlässlich des Dießener Töpfermarktes. Faszinierend auch das Spiel von Licht und Schatten an ihren Vasen und Dosen, die sie im ersten Stock des Taubenturms an der Wand installiert hat.

    „Für mich ist es spannend, diese ganze neuen Prozesse meiner Arbeiten zu erleben. Zusammen mit Doris Bank, Kati Jünger und Susanne Mansen bestreitet die Stuttgarterin die diesjährige Keramikausstellung. „Improvisation - Keramik und Zeichnung“, so der Titel. Und der kommt nicht von ungefähr. Ursprünglich war die spanische Keramikerin Ortiz Gil eingeplant. Doch diese war kurzfristig ausgefallen und so mussten schnell neue Künstler gefunden werden, wie Kunsthistoriker Thomas Raff vom Dießener Heimatverein berichtet. Doch so spontan und „improvisiert“ die drei mehrfach preisgekrönten Keramikerinnen und die Malerin Susanne Mansen sich gefunden hatten, so professionell und gelungen ihre gemeinschaftliche Ausstellung.

    Mit ihren ungewöhnlichen Arbeiten hat Ute Kathrin Beck den Bereich der Bereichskeramik längst verlassen.

    „Das ist nun nicht mehr angewandt“, erläutert sie selber. Die Gitter stünden für fangen, die Gefässe für fassen und in ihrer jetzigen Darstellung bekommen sie eine ganz neue Bedeutung. „Darin stecke fast eine politische Aussage, wenn man an Gefängnis, Freiheit usw. denkt“, erläutert die Künstler, deren Werke vor kurzem noch auf der Bienale im Grand Palais in Paris zu sehen waren. Ihre neue Technik entwickelte die ursprüngliche Baukeramikerin während ihres Artist-in-Residence-Stipendiums am Yingge Ceramics Museum in New Taipeh City in Taiwan. Die aus Bamberg stammende Porzellankünstlerin Doris Bank präsentiert im Taubenturm ihre neue Serie „Shade“ mit gefalteten Bechern, Schalen und Vasen. Es sind ganz zarte, weiße Porzellangefäße in puristischen Formen, die eine elegante und zugleich auch archaische Ausstrahlung haben. Fast möchte man sie nicht berühren wollen, so fein und dünn ist das Material. Einige ihrer monochromen Schalen und Tassen sind so dünn, dass sie eine extreme Tranzluzenz aufweisen, durch die interessante Licht- und Schattenwirkungen möglich werden. Bank brennt ihre Arbeiten unter hohen Temperaturen. Dazu entwickelte sie eine neue Dekortechnik, die zu einer reliefartigen Oberfläche mit erstaunlicher Haptik führt.

    Ganz im Gegensatz dazu die großen, sehr schweren Vasen von Kati Jünger. Die mit dem bayerischen Staatspreis ausgezeichnete Künstlerin interessiert sich für Oberflächen und Reliefs.

    Das wird auch an ihren Arbeiten deutlich. Ihre Vasen kommen fast wie Skulpturen daher. Blumen möchte man da eher nicht hineinstellen. Jünger spielt dabei sehr gekonnt mit dekorativen Elementen aus den 50er bis 80 er Jahren. So wirkt eine ihrer Vasen, als hätte sie dort hunderte von schwarzen Nägeln eingetrieben. Auf einer anderen sind reliefartig geometrische Formen abwechselnd in rot und schwarz. Die aus Tutzing stammende Susanne Mans zeigt im Taubenturm blaue und schwarze Tuschezeichnungen auf naturfarbenem Nesselstoff. Dabei ist der Stoff nicht wie sonst Leinwände auf einen Rahmen gespannt. Auf den Bildern von Susanne Mans sind Geschichten festgehalten, ganz viele Geschichten. Überall wimmelt es so an Symbolen, Tieren mit Menschengesichtern und verschiedensten Gegenständen, ein ganz eigener Kosmos.

    Ausstellung während des Dießener Töpfermarkt vom 25. bis 28. Mai täglich von 10 bis 18 Uhr. Im Internet: www.heimatverein-diessen.de

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