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Dießen: Malerei trifft Fotografie

Dießen

Malerei trifft Fotografie

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    Auch in den „Schau“-Fenstern des Dießener „Kunstfenster" sind die Werke von Martin Gensbaur und der französischen Fotografin Myriam Tirler zu sehen.  rtell
    Auch in den „Schau“-Fenstern des Dießener „Kunstfenster" sind die Werke von Martin Gensbaur und der französischen Fotografin Myriam Tirler zu sehen.  rtell Foto: Maren Martell

    „Es war einfach ein riesiger Schock.“ Die französische Fotografin Myriam Tirler steht noch ganz unter der Eindrücken der schrecklichen Terroranschläge in Paris. Zur Eröffnung ihrer Ausstellung im Kunstfenster Dießen ist sie aus der französischen Hauptstadt an den Ammersee gereist. „Ich habe schon während meiner Aufenthalte in Israel und Palästina einiges erlebt, aber das in Martin Gensbaur, Maler und Gastgeber der Ausstellung, zeigt sich erschüttert. Zusammen mit seiner französischen Künstlerfreundin versucht er im Kunstfenster einen Dialog über unterschiedliche Medien, Orte und Zeiten hinweg herzustellen. Zum Dialog kommt es aber zwischen den Vernissagebesuchern auch zu den aktuellen Ereignissen.

    Malerei trifft auf Fotografie, das ist das Thema der zweiten Kunstfenster-Ausstellung mit dem Titel „von der Wirklichkeit ermöglichte Erfindungen.“ Begleitend dazu ist auch eine zweite Ausgabe der Schriftenreihe „Das Kunstfenster“ erschienen, die Martin Gensbaur zusammen mit mit seiner Frau, der Kunsthistorikerin Ulrike Gensbaur, herausgibt.

    Unter der Überschrift „Malerei im Zeitalter des digitalen Bildes“ geht Martin Gensbaur der Frage nach, weshalb er als Maler den Austausch mit der zeitgenössischen Fotografie sucht und macht sich zugleich auch Gedanken über die Zukunft seines eigenen Mediums. „Wieso soll ich in Zeiten der digitalen Bilderflut überhaupt noch malen?“ Die für das Kunstfenster ausgewählten Fotografien Myriam Tirlers sind in den USA, Italien, Frankreich, Tunesien und Japan entstanden. Sie gehören zu Serien, die die Künstlerin „Paysages“, „Portraits“, „Recherches“ oder „Situations“ nennt. Die Arbeiten von Gensbaur stammen aus seinen thematischen Reihen „Piazze d´Italia“, „Genus Loci“ oder „Nichtorte“ und wurden bereits in anderen Ausstellungen gezeigt.

    Im Kunstfenster stehen sie nun mit den Fotografien von Tirler in einem völlig neuen Zusammenhang. „Wir haben die Bilder aus ihrem Kontext genommen und kombinierten sie neu“, erläutert der Künstler. Zu sehen sind so eine Frau auf der Schaukel als Foto und in Öl auf Leinwand. Tirlers Pferd mit Fliegenschutz scheint den Betrachter fasst fragend anzuschauen, auch wenn die Augen völlig verhüllt sind.

    Auch Gensbaurs Porträt einer jungen Frau, die ihren Arm verschränkt vor ihr Gesicht hält, wirft Fragen auf. Fast könnte man meinen, beide Künstler hätten sich abgesprochen: Einfamilienhäuser mit tristen Vorgärten, verlassene Fabrikgelände oder verödete Parkplätze und Tankstellen sind ihre Bildmotive. Beiden Künstlern geht es in ihrem Werk nicht um den vordergründigen, meist recht unspektakulären Bildgegenstand. Sie nützen vielmehr „seine ‘Unbedarftheit’, um alles Pathetische und Melancholische“ zu neutralisieren. Ein gelungener Ansatz, dem der Betrachter durchaus folgen kann.

    Das Kunstfenster versteht sich nicht als Galerie, wie Gensbaur hervorhebt. Zwei Mal im Jahr - im Mai und im November - finden hier Austellungen statt. Im vergangenen November zeigte Gensbaur seine Arbeiten zusammen mit denen des Dießner Fotografens Jörg Kranzfelder. Für das kommende Jahr sei ein neues Projekt geplant. „Dann wird es eine Art Retrospektive geben“, verrät Gensbaur dem Vernissagepublikum. Auch seien Studioausstellungen geplant. „Wir wollen Bilder von mir aus den Regalen ziehen und immer wieder einen Künstler dazu bitten.“ Das Kunstfenster lade aber auch zum Innehalten beim Vorbeifahren ein. „Denn auch in unseren drei Fenstern hängen Kunstwerke, so jetzt die Frau auf der Schaukel - als Foto und in Öl - sowie das Karusell . Wir werden damit unserem Namen gerecht“, betont der Künstler. Die laufende Ausstellung ist noch bis zum 6. Dezember zu sehen. Dann wird sie mit einer Autorenlesung beendet. Margareta Simm wird am Nikolaustag aus ihrem Buch „Das Mädchen auf der Treppe“ lesen.

    Öffnungszeiten

    „Von der Wirklichkeit ermöglichte Erfindungen“ bis zum 6. Dezember, jeweils Samstag und Sonntag, 16 bis 18 Uhr, Autorenlesung am 6. Dezember, 11 Uhr, Eintritt frei.

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