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Diessen: Im Wasser ist sie in ihrem Element

Diessen

Im Wasser ist sie in ihrem Element

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    Andrea Geyer in ihrem Element – hier im Hallenbad des Dießener Augustinums, wo sie auch jungen Flüchtlingen das Schwimmen lernt.
    Andrea Geyer in ihrem Element – hier im Hallenbad des Dießener Augustinums, wo sie auch jungen Flüchtlingen das Schwimmen lernt. Foto: Archiv/Julian Leitenstorfer

    Wo sich Andrea Geyer am wohlsten fühlt? Diese Frage ist nicht schwer zu beantworten, im und auf dem Wasser, sei es schwimmend, sei es am Steuer des Rettungsboots: Seit fast vier Jahrzehnten ist sie aktiv bei der Dießener Wasserwacht, was ihr schon vor Jahren den Spitznamen „Big Mama der

    Über die Freude am Schwimmen kam Andrea Geyer 1976 zur Wasserwacht. Damals nahm sie bei der Ammerseeüberquerung teil. Dass sie eine Stunde und 13 Minuten für die Strecke zwischen St. Alban und Wartaweil brauchte, weiß sie heute noch. Danach wollte einen Rettungsschwimmerschein machen. Bei der Dießener Wasserwacht hielt man ihr einen Zettel hin, damit sie unterschreibe. „Das war aber der Mitgliedsantrag, das habe ich damals gar nicht überrissen“, blickt sie zurück. Trotz dieser Merkwürdigkeit zu Beginn gefiel es Andrea Geyer bei der Wasserwacht: „Die Gesellschaft hat mir getaugt und ich bin bis heute geblieben.“ Im Sommer 1977 hatte sie zum ersten Mal Dienst an der Rettungsstation in

    Und da erlebt man natürlich so einiges, Hilfeleistungen bei Wind und Wetter, kuriose Anekdoten, manchmal auch Tragisches. Wenn Andrea Geyer von all dem erzählt, merkt man, dass Ehrenamt auch etwas ist, was Freude macht und unvergessliche Erlebnisse bringt. Motorbootfahren mache ihr Spaß, sagt die derzeit einzige Bootsführerin der Dießener Ortsgruppe ganz unumwunden, vor allem dann, wenn der Wind pfeift und es etwas zu tun gibt, ohne dass dabei Menschen zu schaden kommen. Nicht einmal wenn es blitzt und donnert, fürchte sie sich, auch wenn sie es schon einmal erlebt hat, dass fünf Meter neben ihr der Blitz auf dem See eingeschlagen ist.

    Ein besonderes Jahr war 2003. Dieser ungewöhnlich heiße Sommer sorgte für manchen kuriosen Einsatz. An einem warmen August-abend musste nach einem Mann gesucht werden, der von Riederau ans Rieder Eck schwimmen wollte, aber nie dort ankam. In der Dämmerung wurde die Aktion ergebnislos abgebrochen. Ratlos kehrten die Rettungsschwimmer vom See zurück, und dann tauchte der Vermisste gesund, aber vielleicht etwas ausgepowert wieder auf: Er hatte kurz vor Herrsching die Orientierung verloren, war dann einem Dampfer, der in Richtung Utting fuhr, gefolgt und von dort nach Riederau zurückgeschwommen. Noch heute erzählt Andrea Geyer die Geschichte mit Hochachtung vor der sportlichen Leistung des Mannes. Tags darauf gab es eine ähnliche Suchaktion, als ein angeblich schlechter Schwimmer von Mühlfeld zum

    Ein gar nicht so seltener Einsatzgrund für die Wasserwacht ist auch Alkohol in Verbindung mit Sommer und Sonne: Eines Abends saß man in St. Alban gerade beim Feierabendbierchen, als eine Gruppe Leute daherkam, die es in Andechs offenbar nicht bei einem Bierchen belassen hatte. Einer von ihnen suchte übermütig nach einer Erfrischung im See, die er sich mittels Hechtsprung vom Steg aus verschaffen wollte. Leider landete er im Kies und zog sich eine klaffende Platzwunde zu, wovon er aber erst einmal gar nicht Notiz nahm. „Dann langen’s mal an den Kopf“, sagte Andrea Geyer ihm daraufhin. Als er seine blutverschmierte Hand sah, haute es ihn gleich richtig um.

    Oder die Geschichte von einem Vater, der mit seinem kleinen Buben beim Baden war und um eine Schere bat. Um gleich zum Schluss der Geschichte zu kommen: Der Knoten, den der kleine Bub mit der Badehosenschnur an einem empfindlichen Körperteil irgendwie geschlagen hatte, ließ sich ohne Zuhilfenahme der Schere lösen.

    Mit Kindern hat Andrea Geyer vor allem auch außerhalb der Wachstunden viel zu tun: Die Freude am Schwimmen hat sie dabei nicht nur in der Wasserwacht-Jugend vermittelt. Sie ist seit 25 Jahren auch als selbstständige Schwimmlehrerin tätig. 3000 Mädchen und Buben dürften seither durch ihre Schule gegangen sein, immer freitags und samstags zwischen der Arbeit in der Zahnarztpraxis und den Jugendstunden bei der Wasserwacht am Sonntagvormittag.

    Wer ein so durchgetaktetes Wochenprogramm hat, dem bleibt nicht viel Zeit für andere Aktivitäten: Erst vor drei Jahren ist Andrea Geyer zum ersten Mal seit Langem wieder in den Urlaub gefahren, an den Chiemsee und nach Südtirol. Aber eigentlich fühlt sich Andrea Geyer in heimischen Gewässern am wohlsten. Im Meer hat sie bisher nur einmal in ihrem Leben gebadet – vor langer Zeit in der Adria – und vom Salzwasser Hautrötungen bekommen. Am Ammersee schwimmt sie wie vor 40 Jahren nach wie vor gerne nach Wartaweil, aber auch von dort wieder zurück. Schwimmen sei einfach so schön gelenkfreundlich, meint Andrea Geyer.

    Ab Mai wird dann 41. Saison als Wasserwacht-Aktive folgen. Beim Wachdienst wird sich Andrea Geyer wieder für einige Wochenenden eintragen und auch in der Jugendgruppe hilft sie gerne wieder mit.

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