Pünktlich zum Dießener Töpfermarkt, der in knapp drei Wochen beginnt, konnte die Dießener Keramikforschung jetzt eine bemerkenswerte Neuerwerbung aus dem 18. Jahrhundert präsentieren. Dieses Mal ist es eine Madonnenfigur. Sie wird künftig im Rathaus ausgestellt sein. Und vielleicht wird die gemeindliche Sammlung alter Dießener Keramik in diesen Tagen sogar um noch ein weiteres mehr als 300 Jahre altes Exponat ergänzt.
Die Madonna wurde in Dießen gefertigt
Der Töpferort Dießen hat mit der Maria Immaculata, die auf einem Sockel steht und von sieben Sternen bekränzt ist, wieder ein Zeugnis der handwerklichen Vergangenheit in ihrem Besitz. Die Mariendarstellung lässt sich leicht auf das frühe 18. Jahrhundert datieren, weil auf dem Sockel die Jahreszahl 1708 erkennbar ist. Die Initialen IL verweisen auf den Schöpfer der Terracotta-Skulptur, Johann Losch. Dieser lebte in dem Anwesen Mühlstraße 22, wo mindestens seit der ersten Hälfte des 17. bis in die erste Hälfte des 18. Jahrhunderts Hafner ansässig waren.
Bürgermeister Herbert Kirsch freut sich, die Töpfertradition am Ort erneut zu dokumentieren zu können. Die Mariendarstellung wurde aus Privatbesitz erworben. Sie ist 72 Zentimeter hoch, der Sockel 19 Zentimeter und der Sternenkranz 27 Zentimeter.
Die Restauratorin hatte einiges zu tun
Elena Agnini hat die Figur restauriert. In einer umfangreichen Dokumentation berichtet die Diplom-Restauratorin, dass es seinerzeit wohl Probleme bei deren Herstellung gegeben habe. Das schließt sie aus Rissbildung in der Keramikmasse. „An manchen Stellen ist Glasur in die Brandrisse reingelaufen, die Glasur ist mit Blasen und Fehlern versehen.“ Die Restauratorin hat die drei Teile – Marienfigur, Sockel, Sternenkranz – vermasst, gereinigt und in einen guten Zustand versetzt, indem sie die Originalität wieder hergestellt und das Objekt stabilisiert hat. Wolfgang Lösche spricht von einer Sternstunde der Dießener Keramikforschung, die er als Student vor nahezu 40 Jahren mit seinem Vater Ernst Lösche (1923-2010) begründet hat.
Nahezu zeitgleich kam jetzt auch ein weiterer blau-weißer Krug auf den Kunstmarkt, der dem St. Georgener Hafner Wilhelm Rauch zugeschrieben wird, der im Anwesen Am Kirchsteig 19 (heute Keramik Lösche) arbeitete. Der Krug wird am Samstag, 6. Mai, bei Peter Vogt Antiquitäten im Rathaus in München versteigert. Das Mindestgebot liegt bei 16.000 Euro. Der Werkstatt Rauch wird er deswegen zugeschrieben, weil er auffallende Ähnlichkeiten mit einem 2008 von der Marktgemeinde ebenfalls bei Vogt für 18.000 Euro erworbenen blau-weißen Krug mit der Datierung 1684 aufweist. Der jetzt angebotene Krug dürfte auch aus dieser Zeit stammen.
Vergleichbare Krüge aus Dießen sind sehr selten. Sie lassen sich nach jetzigem Kenntnisstand wohl an zwei Händen abzählen. Neben den 2008 von der Marktgemeinde erworbenen Gefäß gibt es noch weitere im Weilheimer Stadtmuseum (von 1655), in Bayreuth und in Kempten. Der Krug, der jetzt versteigert werden soll, stammt laut Peter Vogt aus einer volkskundlichen Sammlung aus dem Raum München.
Auch an diesem Krug hat die Marktgemeinde Interesse, deutet Bürgermeister Herbert Kirsch an – sofern er für einen angemessenen Preis erhältlich sei.