Eigentlich können sich die Restauratoren im Dießener Marienmünster die Klinke in die Hand geben. Voriges Jahr wurden die Westfassade saniert und vor fünf Jahren der Innenraum und die großen Altarskulpturen des barocken Juwels vom Holzbock befreit. Jetzt steht die Restaurierung der fast 280 Jahre alten Orgel bevor.
Ein erster kleiner Schritt
Ein erster kleiner Schritt ist mit der Spende der KAB (Katholische-Arbeitnehmer-Bewegung) über 1200 Euro geschehen. Ein Tropfen auf dem heißen Stein, denn die Summe ist bedeutend höher. Das erläuterten der Hausherr, Pfarrer Josef Kirchensteiner und Münsterorganist Stephan Ronkov am Sonntag bei der Übergabe des Erlöses vom Verkauf von 170 Osterkerzen der anwesenden Presse.
Rund 250.000 Euro Gesamtkosten
Die Kerzen hatten die Damen von der KAB an acht Abenden hergestellt. Runde 250.o00 Euro wird die Gesamtsanierung der im Jahr 1739 geweihten Orgel wohl kosten, meint Pfarrer Kirchensteiner. Die hält der Geistliche für notwendig. Denn zusammen mit dem Münsterchor dient das Orgelspiel von der Empore herab auf die Gläubigen zur Verkündigung des Wortes Gottes, so der Kirchenmann. Mit ihren fast drei Jahrhunderten hat die vom Ingolstädter Orgelbauer Caspar König gebaute Orgel schon einige Restaurierungen erlebt. 1878 hatten Max Maerz, 1959 Guido Nenninger und 1987 Gerhard Schmid die Orgel überarbeitet und umgebaut. „Nicht alle Restaurierungen waren von Vorteil“, so Ronkov, „besonders die aus den 50er Jahren des vorigen Jahrhunderts hat sehr geschadet. Da sind sogar Pfeifen aus Kupfer eingebaut worden.
Ein untypisches Material für Orgelpfeifen“, meint der Organist, „viel zu grell im Ton“. Auch die Restaurierung aus den 80-er Jahren war nicht ganz glücklich, meint der Organist.
39 Register kann man ziehen
Da habe man versucht, die ursprüngliche Registrierung aus dem 18. Jahrhundert wiederherzustellen. 39 Register könnte Ronkov beim Spiel ziehen. Das tut er nicht gerne, weil der Klang viel zu laut ist. „Wir möchten einen satten, warmen Klang, der nicht den Ohren weh tut“, erklärt der Musiker und demonstriert sein Urteil am Spieltisch. Da dröhnt es richtig unangenehm auf der Empore aus den mannshohen Pfeifen. Für 2020 sind die Sanierungsarbeiten geplant. Die Finanzierung steht noch nicht, sagt Kirchensteiner. Es gebe vage Zusagen. Im November vorigen Jahres hatten Ronkov und Kirchensteiner vier Orgelbauer zu einem Ortstermin geladen. Zuvor schauten sich der Orgelbeauftragte und Leiter des Amtes für Kirchenmusik der Diözese Augsburg, Pater Stefan U. Kling, und Ronkov die König-Orgel genauer an. Beide gelangten zu der Überzeugung, dass etwas getan werden müsse. Das hatte Ronkov bei seinem Amtsantritt allerdings vor drei Jahren schon festgestellt. Die Manuale sind nicht leichtgängig, die Pfeifenklänge partiell nicht sauber, die Mechanik zur Luftweiterleitung stellenweise unpassend.
Staub und Schimmel
Staub und Schimmel behindern die Luftzufuhr, obwohl der Blasebalg eigentlich, so Ronkov, für die Pfeifen ausreichend wäre. „Die Farbe blättert auf der Seite zu den Fenstern ab, das kommt von der Sonneneinstrahlung“, ergänzt der Hausherr.
Keine leichte Wahl
Jetzt muss erst Mal die Kirchenverwaltung entscheiden, welches der vier abgegebenen Angebote genommen wird. Nach Auskunft von Pfarrer Kirchensteiner weichen sie in der Summe nicht wesentlich voneinander ab. Allerdings in der Beschreibung der zu unternehmenden Sanierungsarbeiten. Denn es wäre ersichtlich, ob der Anbieter sich genau mit der Orgel beschäftigt habe oder sein Angebot sozusagen nur oberflächlich gehalten hat.
„Pater Kling hat eine Empfehlung ausgesprochen“, mehr verrät Pfarrer Kirchensteiner nicht, „Die Wahl wird nicht leicht sein“. Mit dem Pressetermin für die Spendenübergabe ist jetzt das Fundraising eröffnet.
Ein Chorkonzert zum Spendensammeln, möchte Stephan Ronkov am Sonntag, 17. Juni, im Münster geben.
Es treten fünf Chöre aus Dießen und der Region mit Spirituals und Gospels auf. Es folgen zwei weitere Konzerte von Ronkov mit Orgel und Orchester am Sonntag, 16. September, in der Kirche von St. Georgen.
Der Erlös aller drei Veranstaltungen kommt zu 100 Prozent der Restaurierung der Orgel von Caspar König zugute.