Startseite
Icon Pfeil nach unten
Landsberg
Icon Pfeil nach unten

Dießen: Die Brut der Störche überlebt das Wetter nicht

Dießen

Die Brut der Störche überlebt das Wetter nicht

    • |
    Die Störche auf dem Horst in der Fischerei haben ihren Nachwuchs verloren. Schuld ist das Wetter.
    Die Störche auf dem Horst in der Fischerei haben ihren Nachwuchs verloren. Schuld ist das Wetter. Foto: Stephanie Millonig (Archiv)

    Dießener und ein großer Teil der Raistinger Jungstorch-Population ist nicht mehr am Leben. Der Starkregen und die nächtlichen Temperaturen der vergangenen Woche wurden den Tieren zum Verhängnis.

    Es ist noch garnicht so lange her, da hat der Landesbund für Vogelschutz (LBV) in Raisting stolz eine Führung durch

    Eine tragische Nacht

    In Dießen hatten Franz Sanktjohanser und seine Ehefrau Renate Alton heuer erstmals einen Storchenhorst aufgestellt - über zwölf Meter hoch, aus Metall und fest im Boden des heimischen Anwesens verankert. „Zwei Stunden später waren die Störche schon da und haben ihr Nest gebaut“, erinnert sich Renate Alton. Drei Jungtiere wurden ausgebrütet und waren inzwischen viereinhalb Wochen alt.

    Franz Sanktjohanser und Renate Alton hatten im wahrsten Sinn des Wortes „ein Auge“ auf den Storchennachwuchs. „Wir waren darauf vorbereitet, den Jungtieren zu helfen, wenn sich ein Wetterwechsel zum Beispiel mit der für Störche problematischen Schafskälte ankündigen sollte“, erzählt Alton. Der Plan war, die Jungstörche in solch einem Fall kurz aus dem Nest zu holen, in einem geschützten Bereich unterzubringen und nach der Schlechtwetterfront wieder in den Horst zurückzusetzen. Denn für Jungtiere sind vor allem Nässe und Wind problematisch.

    Die Feuerwehr setzt einen jungen Vogel ins Nest zurück

    Wolfgang Bechtel erklärt, warum: „Die jungen Tiere haben noch kein ausgebildetes Federkleid, sondern eher Flaum.“ Dieser sauge sich bei Regen aber voll, Federn weisen Wasser dagegen ab. Kommen Wind und zurückgehende Temperaturen dazu, kühlen die durchnässten Tiere aus. Die Alttiere fliegen in dieser Zeit auch nicht aus, um Futter zu holen. Für die Jungtiere fatal und tödlich.

    Einmal war solch ein „Rettungseinsatz“ auch notwendig. Ein Jungstorch, so erzählt Renate Alton, sei aus dem Nest gefallen, aber unverletzt geblieben. Franz Sanktjohanser bat daraufhin die Dießener Feuerwehr um Hilfe. Die rückte mit der Drehleiter an und der Jungstorch konnte wieder in das Nest gesetzt werden.

    Doch das Wetter in diesem Jahr war zunächst optimal, warm und mit wenig Regen. Bis zum vergangenen Dienstag. Da kam eine Schlechtwetterfront mit Starkregen, Wind und in der Nacht zurückgehenden Temperaturen bis auf zehn, elf Grad. Auch der Mittwoch brachte keine Besserung. Renate Alton: „Wir haben mittags vom Dach unseres Hauses gesehen, dass sich im Nest nichts mehr bewegt.“ Es war nur ein Tag schlechtes Wetter, doch das reichte aus: Die Dießener Jungstörche waren tot.

    In Kottgeisering wird noch gebrütet

    Die Elterntiere trauerten wohl auf ihre Art, was Wolfgang Bechtel als „artgerecht“ bezeichnet. „Die Störche bewachen oft nach wie vor die Kadaver, versuchen sogar zu füttern.“ Meist bleiben sie auch im Nest, denn die Natur beseitigt die Kadaver relativ schnell. „Andere fliegen nach einer gewissen Zeit aber auch weg und sichern sich in der Nähe einen Ersatzruheplatz.“

    In Raisting hat es 13 Jungtiere erwischt, meist im mittleren Alter zwischen vier und sechs Wochen. Das sei laut Bechtel die gefährdete Altersgruppe. Der ganz junge und der ältere Nachwuchs hat die besten Chancen zu überleben. In fünf der 15 Horste verzeichnete der LBV jedoch Totalausfall. In Fischen hätte es drei der fünf Jungstörche erwischt, in Wielenbach und Weilheim sind alle tot. Lediglich in Kottgeisering besteht Hoffnung, denn dort sind die Storchenpaare außergewöhnlich spät dran: Sie brüten noch.

    In Raisting ist die Population von 41 Jungtieren auf 28 gesunken

    Bei all der Tragik um die Tiere - für Wolfgang Bechtel ist das der normale Gang der Dinge. Im Gegenteil: „Der aktuelle Bestand mit 28 Jungtieren ist eigentlich sehr positiv zu sehen.“ Im Schnitt brächte ein Storchenpaar von statistischen viereinhalb Eiern nur ein flügges Junges durch.

    Renate Alton und Franz Sanktjoanser wollen sich ebenfalls nicht entmutigen lassen. Sie gehen davon aus, dass ihr Storchenpaar auch im kommenden Jahr das „Penthouse“ wieder bezieht.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden