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Debatte: „Zu jeder Zeit sicheres Wasser getrunken“

Debatte

„Zu jeder Zeit sicheres Wasser getrunken“

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    Der Wasserbehälter in der Quellwasserfassung St. Leonhard.
    Der Wasserbehälter in der Quellwasserfassung St. Leonhard. Foto: Julian Leitenstorfer

    „Es ist immer ein komisches Gefühl, wenn man den Wasserhahn aufdreht.“ Simone Drexl aus Kaufering ist Mutter eines acht Monate alten Säuglings und sprach am Mittwochabend bei den Bürgeranfragen an den Marktgemeinderat vielen der anwesenden Bürgern aus der Seele. Nach einem Befall mit coliformen Keimen nach Baumfällungen an der Quellfassung St. Leonhard und zwischenzeitlicher Chlorung bezieht der Markt nach Recherchen unserer Zeitung publik.

    „Wie oft gab es Messungen? Wie lange war das Wasser schon verkeimt? Schon als ich noch schwanger war oder gestillt habe? Wer wird hier zur Rechenschaft gezogen?“, diese und andere Fragen stellte Drexl. Sie habe damals, als im Sommer über die Chlorung des Wassers informiert wurde, kein Flugblatt erhalten – ebenso wie Nachbarn. Seit dem Vorfall habe sie 50 Liter Wasser in Flaschen als Notration im Keller. „Sie haben zu jeder Zeit sicheres Wasser getrunken“, antwortete Bürgermeister Erich Püttner (UBV). In der Sitzung gab es viele Informationen und Wassermeister Anton Heiß erläuterte die Chronologie der Vorfälle (siehe Bericht in unserer Printausgabe), die zuerst zur Chlorung und dann zur Aktivierung des Notverbunds geführt hatten. Zugleich gingen Bürgermeister, CSU und UBV mit der Fraktion der Kauferinger Mitte (KM) ins Gericht. Denn die KM hatte vergangene Woche einen Infobrief an alle Kauferinger Haushalte verteilt und darin Bürgermeister sowie Verwaltungsmitarbeiter für deren Vorgehen und mangelnde Infopolitik im Umgang mit der Trinkwasserthematik kritisiert.

    CSU wirft der KM Brunnenvergiftung vor

    „Trinkwasser ist unser am strengsten überwachtes Gut. Es wird regelmäßig überwacht und es kann nichts verheimlicht werden. Der Infobrief hat seine Zielrichtung verfehlt und ist wenig fundiert“, meinte Erich Püttner an die KM gewandt. Entscheidungen zum Thema Wasser würden bei den Kommunalwerken in der Bayernstraße und nicht im Rathaus getroffen. „Die Pfeilchen treffen die zwei Wassermeister und die kaufmännische und technische Leitung“, so Püttner, „unsere Verantwortlichen hatten viele schlaflose Nächte wegen dieses Themas. Öffentliche Angriffe gegen Mitarbeiter sind der Zusammenarbeit im Marktgemeinderat nicht zuträglich. Diese Angriffe sind deplatziert.“ Meinrad Mayrock (CSU) zeigte sich verwundert über „die Brunnenvergifterei der Kollegen“ von der KM. „Vielleicht hätte man sich vorher bei Mitarbeitern der Werke und bei Experten erkundigen sollen“, meinte er zum Infobrief der KM. Zum Umgang der Verwaltung mit der Wasserthematik sagte er: „Ob die Infopolitik zu spät oder auf falschen Kanälen erfolgt ist, darüber lässt sich trefflich streiten. Die Werke haben daran gearbeitet, um die Probleme so schnell wie möglich in den Griff zu bekommen. Man hat den Eindruck, das Landsberger Wasser sei vergiftet.“

    Ebenso wie Mayrock brach Sascha Kenzler (UBV) eine Lanze für die Mitarbeiter der Werke. Hinter dem Infobrief der KM sah er „eine Fehde gegen den Bürgermeister“ und kritisierte scharf, dass die Fraktion Mitarbeiter bezichtigt habe, strafrechtlich relevantes Verhalten an den Tag gelegt zu haben. Die KM hatte in ihrem Brief auch gemutmaßt, ob die Ausbringung von Klärschlamm oder Schwemmmist im Wasserschutzgebiet für die Keime verantwortlich war. Dem widersprachen der Bürgermeister und auch Johann Drexl (CSU). Es gab 2013 einen Fall, dass in einem kleinen Bereich Gärreste aus einer Biogasanlage ausgebracht worden seien, so Püttner. Diese seien aber nicht für die Verunreinigung verantwortlich. Und Drexl meinte zum Brief der KM: „Man hätte nachfragen sollen, bevor so ein Schmarrn verbreitet wird. Wir Landwirte trinken das Wasser selber und kämpfen seit Jahren dafür, dass die Nitratwerte zurückgehen.“ Manfred Huber, Sprecher der KM, verteidigte in der Sitzung die Veröffentlichung des Briefs.

    Expertin mahnt Hundehalter zu Sorgfalt

    Welch strikte Richtlinien gerade für Landwirte – 2015 wurden entsprechende Verträge neu aufgesetzt – im Kauferinger und generell in Wasserschutzgebieten gelten, darüber referierte Diplom-Agraringenieurin Bärbel Kromminga. Die zur Sitzung angereiste Expertin sprach über Schutzzonen, was dort erlaubt sei und was nicht. Regelmäßig würden die Agrarflächen rund um das Schutzgebiet untersucht. „Es gibt regelmäßige Begehungen, wann wie viel gedüngt wird“, so Kromminga unter anderem. Die angesprochene, irrtümliche Ausbringung von Gärresten im Jahr 2013 habe damals nicht in Proben nachgewiesen werden können, erklärte sie auf Nachfrage. Ein Wasserschutzgebiet sei ein sensibler Bereich. Wildschweinbesatz, Ratten oder andere Gründe für Bodeneintrag könnten für coliforme Keime im Wasser sorgen. „Ich bitte jeden Hundehalter, der dort unterwegs ist: Lassen Sie den Kot nicht liegen.“

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