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Brauchtum: Kurz nach Mitternacht schlagen die Maibaum-Diebe zu

Brauchtum

Kurz nach Mitternacht schlagen die Maibaum-Diebe zu

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    Die Reichlinger Maibaumdiebe: Johann Haberl, Walter Schäferle, Martin Mitschke, Florian Gra, Hubert Graf, Michael Köpf und Manuel Schäferle.
    Die Reichlinger Maibaumdiebe: Johann Haberl, Walter Schäferle, Martin Mitschke, Florian Gra, Hubert Graf, Michael Köpf und Manuel Schäferle. Foto: Gisela Klöck

    In Reichlingsried sitzen die Maibaum-Diebe unter einem Pavillon, der gegen die Kälte mit Folien abgedichtet wurde. An den überquellenden Aschenbechern und leeren Bierkisten kann man erahnen, dass eine lange Nacht hinter ihnen liegt. Von den knapp 40 Männern, darunter sechs Vereinsvorsitzende, die in der Nacht auf Donnerstag den Issinger Maibaum geklaut haben, ist zu dem Zeitpunkt nur noch eine Handvoll vor Ort. Der Rest ruht sich aus.

    Karin Schäferle hat Weißwürste und Brezen besorgt. Die Männer harren hinter dem gestohlenen Baumstamm aus, der sich durch die Tenne und den Kälberstall hindurch über 28 Meter erstreckt. Er liegt da, grundiert, auf Decken gebettet, gut bewacht und wartet geduldig auf die Dinge, die da kommen.

    Das gute Stück war unbewacht

    Einer der Initiatoren des Maibaumklaus, Reichlings Landjugend-Vorsitzender Manuel Schäferle, ist erst 22 Jahre alt. Einige aus der Landjugend hatten die Idee, einen Maibaum zu stehlen. Dreimal in der Geschichte

    Um 1 Uhr nachts musste gehandelt werden. Manuel Schäferle erzählt: „Ich habe alle angerufen. Eine gute Stunde später war Treffpunkt am Reichlinger Maibaum. Als dort an die 40 Männer von 16 bis 52 Jahren standen, musste ich handeln, machte eine klare Ansage: Keiner geht ans Handy und alles hört auf mein Kommando!“ Ein wenig „Bammel“ habe er schon gehabt, meint Manuel Schäferle. Es klappte aber alles reibungslos, alle hörten auf ihn und waren in Issing mucksmäuschenstill. „Mit Muskelkraft stemmten wir den Baum in die Höhe und trugen ihn gut 250 Meter aus der Halle über eine vom Schnee rutschige Wiese einen Hügel hinauf.“ Dann legte man den Baum auf den mitgebrachten Wagen. Er war mit Decken ausgepolstert. So schoben sie ihn hinaus bis zur Gemeindegrenze.

    Der Issinger Maibaumverantwortliche sucht den Stamm

    Eine Whatsapp-Nachricht am frühen Morgen ließ Klaus Kink, den Issinger Maibaumverantwortlichen, aufhorchen. Er eilte zum leeren Maibaum-Lagerplatz. Dann machte er sich mit seinem Schwager Christian Tillmann auf die Suche. Er hatte die Reichlinger gleich in Verdacht. Aber wo steckt er, der Issinger Baum? Das Gewerbegebiet Höhenberg war sein erstes Ziel. Als er dort nicht fündig wurde, fuhren sie nach Reichlingsried. Als er Karin Schäferle mit zwei Kannen Kaffee Richtung Stall laufen sah, zählte Kink eins und eins zusammen – und inmitten der Maibaumdiebe schloss er Donnerstagmittag bereits die Auslöseverhandlungen ab. Kink ist seit 15 Jahren der Verantwortliche fürs Maibaumaufstellen in Issing. „Heuer ist alles anders“, meint er: „Bei Schnee hab’ ich noch nie einen Baum hergerichtet – und jetzt das!“

    Der Maibaum muss nun schnell zurück nach Issing. Er braucht noch seinen weiß-blauen Anstrich nach dem Ausflug in den Nachbarort und muss herausgeputzt werden für den 1. Mai. Zur Auslösung wird es ein Grillfest in Issing geben.

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