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Ausstellung II: Vom Glück des Schwebens

Ausstellung II

Vom Glück des Schwebens

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    „Pictavia“.
    „Pictavia“.

    Issing Die Galerie Josephski-Neukum eröffnet an diesem Samstag die neue Ausstellungssaison mit Arbeiten von Richard Vogl. Selten ist eine Ausstellung thematisch derart stringent wie diese. Das Schwebende, Ungewisse, das dennoch mit einer spielerischen Leichtigkeit gepaart ist, war immer wieder Thema in den Arbeiten von Vogl. Hier ist es nun konzentriert: der Augenblick des Schwebens, das Festhalten eines Schaukelmoments, das Innehalten in einer Bewegung.

    Richard Vogl, Jahrgang 1952, studierte von 1973 bis 1980 an der Münchner Kunstakademie bei Heinz Butz und bei Rudi Tröger. Seit 2004 ist er Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste. Seine lasierende, vielschichtige Malerei und Zeichnung ist von

    Richard Vogl war im Juli dieses Jahres im Rahmen eines Stipendiums als „Artist in Residence“ in Schottland, wo er nahe Edinburgh in einem alten Schloss arbeitete. Inspiriert von der neuen Umgebung, entstanden dort viele der ausgestellten Arbeiten, wie zum Beispiel die dunklen Papierarbeiten „Pictavia“. Abgelehnt ist der Bildtitel von den Pikten, den schottischen Ureinwohnern. Die Römer bezeichneten die Schotten aufgrund ihrer Tätowierungen als „picti“, als Bemalte. Doch geht es in den Bildern nicht um diese Details. Vielmehr geht es um die Darstellung von Gefühlen, um die Visualisierung von Schwerelosigkeit und Leichtigkeit. In den Pictavia-Bildern schweben Frauen über einem flachen Horizont mit Berg. Einzig ihre langen Haare, die nach unten hängen, scheinen noch Gewicht zu haben. Einmal taucht ein fliegender Vogel auf, der sich flatternd diejenigen Welten erschließen kann, die dem Menschen fern sind. Das Schweben und Fliegen, das ja schon im antiken Mythos von Ikarus und Daedalus als Sehnsuchtsmotiv auftaucht, impliziert grenzenlose körperliche und geistige Freiheit. Die pastose, zeichenhafte Sprache des Malers ist von größter Intensität. Als Betrachter empfindet man Empathie für die Dargestellten, und ein wenig überträgt sich ihre Leichtigkeit und Ruhe. Man denkt an Kinder, die unbeschwert springen, spielen, schaukeln. Dass man sich in den Bildern wiederfinden kann, das liegt auch an dem menschlichen Maß der Bildformate. Richard Vogl arbeitet seine Motive Schicht für Schicht mit lasierenden Ölfarben auf Leinwand oder transparenten Ölpastellkreiden auf Karton. Die Oberflächen erscheinen aufgrund der durchscheinenden Farbigkeit samtig weich. Diese sensible Farbigkeit, die sich auf wenige Farbklänge konzentriert, korrespondiert mit den stillen Motiven. Der Maler spricht eine derart ruhige Sprache, dass man in seine Bilder eintauchen möchte, auch wenn sie nicht nur Idyllen darstellen. Denn mitunter hat man den Eindruck, dass das Schweben in einen Wirbelsturm übergeht, der die Gestalten mit sich fortreißt. Und die Berge, die unvermittelt in den weiten Landschaftsräumen auftauchen, wirken in ihrer steilen Gezacktheit durchaus auch bedrohlich. Diese Bergmassive erinnern an Arbeiten von Andreas Bindl, und so verwundert es nicht, dass eine Arbeit im Treppenaufgang mit „Kliff (für A.B.)“ bezeichnet ist. Es ist eine Hommage an

    Je einfacher und reduzierter die Formensprache ist, umso intensiver wirken die Darstellungen. Dabei geht es um die kleinen Dinge in unserem Leben: eine Pflanze im Blumentopf, ein Baum, der geliebt wird, ein Kind auf einer Schaukel. Richard Vogl erzählt Geschichten, die in unserer schnelllebigen und oberflächlichen Welt selten geworden sind.

    Öffnungszeiten Die Ausstellung wird am Samstag, dem 17. September um 18 Uhr eröffnet. Zu sehen ist sie bis zum 9. Oktober, Samstag, Sonntag und feiertags von 14 bis 19 Uhr in der Galerie Josephski-Neukum, Wessobrunner Straße 5 in Issing (www.galerie-josephski-neukum.de).

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