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Ausstellung: Ein malerisches Schlusswort

Ausstellung

Ein malerisches Schlusswort

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    Das malerische Vermächtnis von Raimund Wäschle zu sehen in der Galerie Josephski-Neukum.
    Das malerische Vermächtnis von Raimund Wäschle zu sehen in der Galerie Josephski-Neukum. Foto: Minka Ruile

    Fast wie ein Requiem auf die Kraft des Verstandes und des (Überlebens)Willens, stellenweise auch der Abgesang, „liest“ sich die aktuelle Ausstellung in der Galerie Josephski-Neukum mit Werken der Künstler Helmut Rieger und Raimund Wäschle, die vor zahlreichem Publikum in Issing eröffnet wurde.

    Raimund Wäschle starb überraschend, nur wenige Tage vor Eröffnung der Ausstellung in Issing. Die Bilder waren bereits gehängt, die Präsentation angelegt als Begegnung zweier Künstler unterschiedlicher Generationen, zweier „Einzelgänger, die sich“, wie Joschi Josephski vermutet, vielleicht in der gemeinsamen Erfahrung tiefgreifender Krisen „menschlich entdeckten und annäherten“.

    Das „Haupt“, neben dem Herz die Instanz, in der der Mensch sich gedanklich und künstlerisch erfindet und immer neu verortet, zieht sich als heimliches Leitmotiv durch die Präsentation. So begegnen dem Betrachter etwa in Wäschles technisch brillanten Radierungen knochige, in dichtes Liniengewirr eingesponnene Schädel und in Helmut Riegers mit Acryl und Tusche auf Karton gearbeitetem „Skulpteur“ ein sich allem Zugriff entziehender, gesichtsloser Schattenkopf; die Tuschezeichnung „Jagd“ ist wie durchschnitten von einem senkrecht aufgestapelten „Schädelturm“.

    Einschnitte, darauf wies Joschi Josephski hin, gab es auch im Leben beider Künstler. Beides dokumentiert die Schau in eindrucksvollen Beispielen. Sie zeigt ausgesuchte Arbeiten aus Riegers farbmagischer, metaphorischer Werkreihe „Arena“, mit der er sich nach einem Schlaganfall zurück ins Leben kämpfte, und aus den 90er-Jahren drei Gemälde der Serie „Orbis pictus“, einer Art malerischem Weltkaleidoskop sowie mit „Zwei Frauen“ ein deutlich auf die spätere Bildsprache Riegers hinführendes Frühwerk aus dem Jahr 1962.

    Wäschles Papierarbeiten, vor allem die Radierungen und einige wenige Skizzen in Grafit, gegenübergestellt sind seine Leinwände, darunter eine 2018 entstandene, beinahe wandfüllende sechsteilige Arbeit, die zuletzt in einer großen Ausstellung in seiner Heimatstadt Ravensburg gezeigt wurde – eine Art malerisches Vermächtnis und unerwartetes Schlusswort des Künstlers.

    Daraus erklärt sich aus das „Ungleichgewicht“ in der Werkauswahl: Was beim 2014 verstorbenen Helmut Rieger nahe lag, eine Retrospektive auf dessen Werk, schloss das hochproduktive Schaffen des 1956 geborenen Raimund Wäschle geradezu aus. Von ihm werden nur Arbeiten jüngster Entstehungszeit gezeigt, nicht Unfertiges, aber doch in gewisser Weise als vorläufig Erachtetes, Momentaufnahmen, in gespannter Erwartung weiterer Arbeitsphasen und unerwarteter Wendungen – die ausbleiben. So erscheint das Gezeigte nun in anderem Licht und verdichtet Raimund Wäschles prophetisch-düstere Bildaussagen.

    Die Ausstellung ist zu besichtigen bis 22. April, Samstag, Sonntag und am Ostermontag, jeweils von 14 bis 19 Uhr in der Wessobrunner Straße 5 in Issing.

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