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Auf dem Heimweg wurden sie zu Lebensrettern

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Auf dem Heimweg wurden sie zu Lebensrettern

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    Das ist sind die Reste des Autos, in dem ein Familienvater bei Gennach verunglückt ist. Fotos: Nadine Pflaum, Polizei Schwabmünchen
    Das ist sind die Reste des Autos, in dem ein Familienvater bei Gennach verunglückt ist. Fotos: Nadine Pflaum, Polizei Schwabmünchen

    Samstagabend. Kremer, der für das private Krankentransportunternehmen Aco in Untermeitingen tätig ist, hatte den Tag über mit seiner Frau Bereitschaftsdienst geleistet. Wäre irgendwo im südlichen Landkreis ein Krankentransport nötig gewesen, die beiden hätten ihn übernommen. Gegen 18 Uhr machte sich das Ehepaar mit einem Krankenwagen der Firma Aco, der in Türkheim stationiert ist, auf den Nachhauseweg.

    Für einen 43-Jährigen sollten sie an diesem Abend zu Lebensrettern werden. Rund 800 Meter nach Gennach auf der Straße Richtung Ettringen. "Wir haben nur noch gesehen, wie die Fetzen flogen", erinnert sich Sebastian Kremer. Kurz vor seinem Wagen war ein Auto von der Straße abgekommen. Das Fahrzeug war mit der Beifahrerseite gegen einen Baum geprallt und hatte sich komplett um den Stamm gewickelt. Jetzt hing das zerstörte Wrack schräg an der Böschung.

    Sebastian Kremer kennt solche Szenen. Seit 14 Jahren ist er im Rettungsdienst aktiv, viele Unglücksstellen hat er in dieser Zeit gesehen. Für ihn war sofort klar, wie dramatisch die Situation war: "Wenn ich bisher an so einen Unfall herangefahren bin, dann hatte da nie einer überlebt."

    Sebastian Kremer und seine Frau stoppten sofort. Über Funk alarmierten sie ihre Hauptwache in Untermeitingen, die informierte die Rettungsleitstelle. Dann: raus aus dem Krankenwagen, hin zum Unglücksort. In dem zerstörten Auto lag ein Mann - eingeklemmt und anfangs bewusstlos. Die Retter sahen nur eine Chance: Der Mann musste raus aus dem Wrack. Er hatte schwerste innere Verletzungen, schwebte in Lebensgefahr. Das hat Kremer sofort erkannt. Fast kopfüber hing der Verletzte im Gurt, eingeklemmt. "Nach fünf Minuten in dem Auto wäre er erstickt", ist sich der Ersthelfer sicher.

    Trümmerfeld um das Auto herum

    Um das Auto herum ein Trümmerfeld: Überall lagen Scherben, Metallteile, Elektronik, Sprit lief aus, berichtet Kremer. "So etwas sieht man als Ersthelfer selten." Alleine mit seiner Frau wäre er dieser Situation wohl nicht Herr geworden. Denn der 27-Jährige ist schwer gehbehindert.

    Nur selten ist er überhaupt noch im Krankenwagen unterwegs, meist arbeitet er im Innendienst des Transportunternehmens. Doch die Kremers bekamen Hilfe an der Unglücksstelle: Fünf junge Leute unterstützten das Ehepaar. Während viele andere Autofahrer einfach an der Unglücksstelle vorbeifuhren, stoppte ein aus Richtung Ettringen kommender Pkw mit den jungen Leuten. Die drei Jungs packten mit an, stützten das Auto und halfen Sebastian Kremer, den Verletzten aus dem Wrack zu ziehen. "Es war knapp, sehr knapp", erzählt er.

    Nach und nach trafen auch die Rettungskräfte am Unglücksort ein: die Feuerwehren aus Gennach, Langerringen und Schwabmünchen, Polizei, Notarzt, Rettungswagen und schließlich ein Hubschrauber. Der brachte den Schwerverletzten ins Klinikum nach Augsburg.

    Seine Frau hat sich bereits bei den Helfern bedankt, berichtet Sebastian Kremer. "Wir sind alle total glücklich", sagt er. "Und unglaublich stolz." Gerne würde auch er sich bei den jungen Leuten bedanken, die ihm geholfen haben. Die hat er aber aus den Augen verloren.

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