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Ammersee: Ein Holz, in dem Musik steckt

Ammersee

Ein Holz, in dem Musik steckt

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    Von der Hebebühne aus pflücken Hans Bauer und Simon Springer die Beeren.
    Von der Hebebühne aus pflücken Hans Bauer und Simon Springer die Beeren. Foto: Max-Joseph Kronenbitter

    Es sind die Beeren der seltensten und wertvollsten Bäume, die es in Deutschland gibt. Ein paar stehen auch im Landkreis verteilt. Weil man sie aber nicht schütteln kann, werden sie zur Anzucht neuer Sämlinge derzeit mühsam von Hand geerntet. Erst bei genauerem Hinschauen ist zu sehen, dass das Team vom Brucker Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) mit einer großen Hebebühne am Waldrand nicht Obst erntet. Die Allerwenigsten erkennen, dass es sich bei diesen braunen, gut ein Zentimeter großen Früchten um Elsbeeren handelt, eine Pflanzenart aus der Gattung der Mehlbeeren, die forstlich bis vor wenigen Jahren nicht kultiviert wurde.

    Sämlinge zum Keimen bringen

    „Eine natürliche Vermehrung der Elsbeeren findet auch bei uns so gut wie nicht statt, deswegen helfen wir nach und ernten die Früchte mühsam mit der Hand und geben sie an eine Spezialbaumschule weiter“, erklärt Projektleiter Simon Springer vom AELF. Diese wiederum versuchen, die Sämlinge dann zum Keimen zu bringen. „Das ist nicht ganz einfach und dauert in vielen Fällen gut über zwei Jahre“, so Gero Brehm, Abteilungsleiter Forsten beim AELF, der ein Faible für ausgefallene Baumarten hat. Die Verbreitung im Fünfseenland erstreckt sich vom südwestlichen Landkreis Bruck bis Machtlfing (Landkreis Starnberg), zwischen Oberpfaffenhofen und Weßling und östlich vom Starnberger See. Geerntet haben Springer und sein Team aber auch an einem großen Baum in Utting.

    Heuer wird mit Hebebühne geerntet

    Zum vierten Mal führt das Amt für Landwirtschaft und Forsten heuer die Ernteaktion durch. Während in den Vorjahren Baumkletterer zum Einsatz kamen, erfolgt die Ernte heuer – dank der Zustimmung der Grundbesitzer – mit einer Hebebühne. „Das ist sehr effektiv, auch wenn die Beerenqualität durch den trockenen Sommer schon gelitten hat und viele verschrumpelt sind“, so Referendar Springer. Nicht jeder Baum fruchtet gleich gut und oft seien die Vögel schneller bei der Ernte gewesen. Mit im wackligen Korb stehen die Forstwissenschafts-Studentinnen Emily Kühnel aus Hörbach und Janina Kutil aus Röhrmoos. „Eine spannende Sache, auch wenn es furchtbar heiß da oben ist“, stellt Janina Kutil fest, die während ihres Praktikums beim AELF im Zuge der Waldpädagogik auch viele Schulklassen in den Wald führt.

    Gut tausend Pflanzen, in der Größe zwischen 20 und 80 Zentimetern möchte Brehm von der Baumschule wieder zurückerhalten – und zwar genau die, die von hiesigen Beeren stammen. Samenmaterial aus der Gegend sei deswegen so wichtig, weil man davon ausgehen kann, dass die Bäume dann an die klimatischen Bedingungen bei uns angepasst sind und überleben werden.

    In Gruppen gepflanzt

    Die sogenannte Halblichtbaumart liebt besonnte Waldränder mit Lehmboden, verträgt aber auch winterliche Kälte. „Eine Baumart, von der wir uns in den Zeiten des Klimawandels viel versprechen –auch wenn es nie Elsbeerenwäder geben wird“, so Springer. Gepflanzt werden sie in Gruppen zu je 30 Stück, amtsübergreifend in dem jetzt schon bekannten Verbreitungsgebiet. „Unser Ziel ist, die Population zu verdichten, weil damit die Bestäubung erleichtert wird und die Bäume sich dann eher wieder selbst vermehren“, erklärt Gero Brehm.

    Zusammen mit Praktikanten musste der Abteilungsleiter in diesem trockenen Sommer eine Gießaktion bei der letztjährigen Pflanzung starten, „sonst wäre sie vertrocknet und die viele Mühe umsonst“. Den Lohn für diese Mühe wird Brehm wie alle Förster selbst nicht mehr erleben, aber er wird groß sein. Denn für einen schönen Elsbeer-Stamm, in der hochwertigen Möbelindustrie auch „Schweizer Birnbaum“ genannt, zahlen Holzinstrumentenbauer astronomische Preise.

    Wer eine bis dato unbekannte Elsbeere irgendwo entdeckt – die entfernt ahornähnlichen Blätter färben sich in den nächsten Wochen von Feuerrot über Orange nach Gelb – möge sich beim AELF mit der genauen Standortangabe melden: poststelle@aelf-ff.bayern.de. Der Erhalt von Altbäumen und die Pflanzung neuer Bäume kann finanziell gefördert werden.

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