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Zwei dicke Risse im Aachener Dom

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Zwei dicke Risse im Aachener Dom

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    Zwei dicke Risse im Aachener Dom
    Zwei dicke Risse im Aachener Dom Foto: DPA

    Die fingerdicken Risse seien bis zu 80 Zentimeter tief. Das 1200 Jahre alte Bauwerk sei aber nicht gefährdet. "Es ist nicht so, dass man Angst haben muss, dass der Dom zusammenfällt", sagte Maintz. Die Schadstellen werden aufwendig repariert. Für Maintz spricht vieles dafür, dass der Schaden durch frühere Erdbeben entstanden ist.

    Entdeckt wurden die Risse ganz oben im Gewölbe des 16-eckigen Umgangs des karolingischen Zentralbaus, dort wo sonst niemand so genau hingucken kann. Zurzeit ist das anders. Die vom Ruß der Jahre dunkel gewordenen Mosaike im Gewölbe werden gereinigt und restauriert. Auf den jetzt aufgebauten Gerüsten kommen die Spezialisten ganz nah heran - und sahen das Dilemma: Ganz feine Risse, die sich durch die Steinchen zogen.

    Maintz ahnte Schlimmes und ließ die etwa ein Zentimeter kleinen Steinchen in luftiger Höhe abnehmen. Darunter klafften zwei hässliche Risse im Mauerwerk, die sich über 25 Meter hinunter bis ins Fundament zogen. Maintz (50) ist nach zwölf Amtsjahren mit vielen Wassern gewaschen. Aber diese Hiobsbotschaft raubte ihm einige Nächte lang den Schlaf - nicht etwa, weil der Dom gefährdet wäre. "Wir brauchen den Dom nicht sperren", verneint er ein Horrorszenario. Das große Problem ist das Geld: "Ich sah die Kosten weglaufen." Aus diesem Grund werden die Arbeiten jetzt zeitlich gestreckt.

    Die Reparatur ist zumindest im Mosaikgewölbe enorme Geduldsarbeit. 24 000 Mosaiksteinchen müssen abgenommen und eins zu eins - wie bei einem Puzzle - auf eine Negativschablone aufgeklebt werden. Damit die Steinchen später mit Wasser leicht wieder abgehen, wird mit echtem rheinischen Rübenkraut und Roggenmehl geklebt. Die klaffende "Wunde" wird von unten mit Mörtel zugespritzt. Auf der Dachseite wollen die Experten den Dom mit einer Art High-Tech-Klammerpflaster verarzten, das den Riss zusammenhält. Diese ganzen Maßnahmen werden die Domkasse mit zusätzlichen 250 000 Euro belasten.

    Der 1200 Jahre alte Dom hat eine Art Krankenakte, in die alle Dombaumeister ihre Diagnosen, Entdeckungen und Maßnahmen eingetragen haben. Maintz kennt diese Akte gut. Doch bisher hatte niemand die Risse erwähnt. "Ich denke dass das viel mit Erdbeben zu tun hat", meint Maintz. Die Aachener Region gehört zu den aktivsten Erdbebengebieten nördlich der Alpen. Das Beben von 829 war so heftig, dass dabei sogar das Bleidach des Aachener Doms beschädigt wurde. Beim jüngsten Beben 1992 bröselten Steinchen in den Dom.

    Maintz will aber auch nicht ausschließen, dass der Schaden mit den vielen Anbauten an den Kernbau zu tun hat. Möglicherweise spielten auch Temperaturschwankungen eine Rolle. Aufschluss darüber erwartet er durch angebrachte Sensoren, die jede kleinste Veränderung in den Rissen aufzeichnen.

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