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Wien
26.01.2023

Wie umgehen mit dem Verdacht? Der Fall Teichtmeister und seine Folgen

Das Strafverfahren gegen Teichtmeister wegen des Besitzes pornografischer Darstellungen von Minderjährigen könnte für den Schauspieler auch schwere finanzielle Konsequenzen haben.
Foto: Florian Wieser, APA

Der Fall des Schauspielers Florian Teichtmeister schockiert. Werk und Künstler, Macht, Gewalt und Verdacht – eine Branche sucht nach Antworten und Konsequenzen.

Marie Kreutzer durfte bis Dienstag auf einen Oscar hoffen. Doch dann gab die Academy in Hollywood, Los Angeles, ihre Nominierungen bekannt – Kreutzers Film „Corsage“ hat es nicht auf die Liste geschafft für den besten internationalen Film. Von Hoffnung wollte die österreichische Regisseurin aber sowieso nicht mehr sprechen: Oscar-Nominierung ja oder nein, „jetzt weiß ich nicht, was ich mir wünschen soll“, hatte sie im Interview mit der Süddeutschen Zeitung erklärt. Denn „Corsage“ belastet seit Wochen ein Verdacht. Schwere Vorwürfe richten sich gegen einen, der in diesem Film über Kaiserin Sisi eine wichtige Rolle spielt: Florian Teichtmeister. Der Schauspieler soll gut 58.000 Bilder von Missbrauch an Kindern und Jugendlichen gesammelt haben. Seit öffentlich ist, dass die Polizei gegen ihn ermittelt, rotieren die Schlagzeilen um den 43-Jährigen. Im Blick steht aber auch, wie dieser Fall die Kulturszene trifft. Werk und Künstler, Macht, Gewalt, Verdacht – eine Branche sucht nach Antworten und Konsequenzen.

Das Burgtheater fühlt sich betrogen im Fall Teichtmeister

Die Meldung schlug am 13. Januar ein. Die Polizei hat in einer Hausdurchsuchung bei Florian Teichtmeister zehntausende Dateien mit „pornografischen Darstellungen von Jugendlichen und Kindern“ gefunden. Sprich: Bilder des sexuellen Missbrauchs an Minderjährigen. Das Strafverfahren gegen den 43-Jährigen soll am 8. Februar beginnen. Das Wiener Burgtheater – das renommierte Haus, an dem er seit 2019 spielte – hatte Teichtmeister am 13. Januar entlassen, und zu diesem Fall eines Kollegen hat sich nun auch das Ensemble der Burg geäußert: Man sei „voller Trauer, Wut und Unverständnis über das Geschehene“, erklären die Schauspieler und Schauspielerinnen. „Unser Mitgefühl gilt den Kindern und Jugendlichen, denen auf brutale Weise Gewalt angetan worden ist.“ 

Doch auch das Prinzip der Unschuldsvermutung, die Frage nach dem Beweis der Taten, wird zum Thema: „Wir erkennen anhand dieses Falls, in dem sich die Anschuldigungen bewahrheitet haben, wie hoch das Risiko einer solchen Haltung ist, die dem Schutz jedes und jeder unschuldig Beschuldigten dient. Wir halten sie dennoch für unverzichtbar.“ Ein Ensemble im Schock.

Der Anwalt des Burgtheaters äußert sich zum Fall Teichtmeister

Denn eine Frage bleibt: Warum hat das Burgtheater nicht früher reagiert? Teichtmeister suspendiert oder entlassen? Seit Herbst 2021 war dem Intendanten Martin Kusej der Verdacht bekannt. Ein Artikel in der österreichische Zeitung Der Standard hatte im September 2021 die Vorwürfe angesprochen, wenn auch anonymisiert. Das Burgtheater betont, man habe Teichtmeister dazu befragt, doch er habe alle Schuld abgestritten. Wann aber muss ein Theater eingreifen, Abstand von einem Schauspieler nehmen, wenn so ein Verdacht aufkommt? 

Als die Vorwürfe laut wurden, erklärte der Anwalt des Schauspielers: Teichtmeister werde sich schuldig bekennen vor Gericht, er wolle mit den Ermittlern kooperieren. Arbeitsrechts-Anwalt Bernhard Hainz, der das Burgtheater in diesem Fall beraten hat, zeichnet dagegen ein anderes Bild. Mit der Polizei habe Teichtmeister offen gesprochen, aber: „Gegenüber dem Burgtheater und auch gegenüber Kolleginnen und Kollegen hat er mehrfach und durchaus glaubwürdig beteuert, dass an diesen Sachen nichts dran ist“, erklärte Hainz im Interview mit dem Radiosender Ö1. „Wenn man so will, kann man sagen, er ist ein guter Schauspieler.“

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Das Burgtheater muss vier Inszenierungen umbesetzen

Und so erwartet Teichtmeister womöglich ein zweiter Prozess. Vier Inszenierungen muss die Burg nach seinem Abgang umbesetzen oder absetzen. „Der Schaden ist diesbezüglich aktuell noch nicht zu beziffern, wird aber sicherlich einzuklagen sein“, sagte Robert Beutler, der kaufmännische Direktor des Theater, in einer Stellungnahme und machte damit die Rechnung auf. 

Das Delikt, das Recht, die Konsequenzen: Erinnerungen werden wach an Fälle mit prominenteren Namen. Den Eklat um Hollywood-Mogul Harvey Weinstein, der am Anfang der „Me-Too“-Proteste gegen Missbrauch stand, hat Regisseurin Maria Schrader schon zu Filmstoff verwandelt. Schauspieler Kevin Spacey („American Beauty“, „House of Cards“) muss sich indessen noch 2023 in London vor Gericht verantworten wegen Missbrauchs-Anschuldigungen – und hat zuletzt in Turin, in Italiens Nationalem Kinomuseum, einen Preis für sein Lebenswerk erhalten. Auch der Comedian Bill Cosby meldet sich zurück. Er will in diesem Jahr eine Bühnen-Tournee starten, während eine weitere Missbrauchsklage gegen ihn läuft. Der Wirbel um diese Fälle ist so gewaltig, weil diese Männer in der Branche Erfolge feiern konnten, von Publikum, Film und Theater lebten. Aber nun stehen sie im Verdacht, Menschen schweres Leid angetan zu haben. Ein klarer Schnitt, eine saubere Trennung zwischen Kunstwerk und Persönlichkeit – ist das in der Maschinerie Filmgeschäft überhaupt möglich?

Die Anklage überschattet den Erfolg der Sisi-Verfilmung

Der österreichische Verband der Filmwirtschaft sprang „Corsage“ zur Seite, als die Debatten begannen: Teichtmeister, der Kaiser Franz Joseph spielt, sei als Person vom Werk zu trennen. Und Marie Kreutzer machte ihrem Frust Luft: „Ich bin traurig und wütend, dass ein feministischer Film, an dem mehr als 300 Menschen aus ganz Europa jahrelang gearbeitet haben, durch die grauenvollen Handlungen einer Person so beschmutzt und beschädigt wird.“

Im Interview mit der Süddeutschen Zeitung bemühte sie sich um eine Einordnung: „Teichtmeister ist bei Weitem kein Einzelfall, wenngleich ein sehr prominenter Fall.“ Die Anklage überschattet zwar den Erfolg ihrer Sisi-Verfilmung, den Platz auf der Oscar-Shortlist. Doch: „Wie es mir geht, ist natürlich unwichtig in Relation zu den Opfern von Kindesmissbrauch“, sagte die Regisseurin. Wichtiger als jeder Preis sei, sich mit den mutmaßlichen Taten zu befassen, „damit, was da eigentlich passiert ist“.

Die mangelnde Solidarität mit Betroffenen von Machtmissbrauch

Der Frauenvernetzungsverein „FC Gloria“ und der Verband „Die Regisseur*innen“ fordern deshalb eine Grundsatzdebatte über Verantwortung. Sie erklären in einer gemeinsamen Stellungnahme: „Die Schuld des Angeklagten ist durch sein Geständnis unbestritten.“ Daran knüpfen sie eine Analyse des Problems: „Menschen, die Machtmissbrauch und Gewalt erfahren, haben nach wie vor die berechtigte Angst, sozial und beruflich isoliert zu werden, wenn sie die Täter*innen benennen.“ Auch für Mitwisser sei es oft riskant, sich vor die Opfer zu stellen. Die mangelnde Solidarität mit Betroffenen von Machtmissbrauch sei ein gesamtgesellschaftlicher Missstand. 

Einen Abgesang auf den Darsteller Teichtmeister hat der Standard schon angestimmt, in einem Artikel, der sich wie ein Nachruf liest: „Jeder Schritt dieses Schauspielers hallte wider wie auf doppeltem Boden.“ Eigentlich wäre der Schauspieler diese Woche im ZDF in der Serie „Die Toten von Salzburg“ zu sehen gewesen. Doch der Sender will vorerst keine Filme mit ihm mehr zeigen, das erklärte eine Sprecherin des Senders am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur. „Nach Abschluss des Gerichtsverfahrens werden wir über das weitere Vorgehen beraten.“

ORF und ZDF zeigen keine Filme mit Teichmeister mehr

Auch der ORF nimmt Filme und Serien, in denen der 43-Jährige spielt, aus dem Programm und Österreichs Politik diskutiert jetzt über härtere Strafen für Delikte dieser Art. 

Immer noch steht „Corsage“ auf der Nominierten-Liste für den BAFTA-Filmpreis, den britischen Bruder des Oscars. Die BAFTA-Pressestelle erklärt nun, der Fall sei geprüft worden: „Es ist klar, dass die abscheulichen Taten dieser Einzelperson in keinem Bezug zu dem Film stehen und zu den hunderten Personen, die an diesem Werk gearbeitet haben.“ Also bleibt die Chance auf den Preis. 

Dennoch: „Vieles, was früher die Norm war und meist stillschweigend toleriert wurde, gerät heute in Kritik. Das stimmt uns optimistisch“, kommentieren „FC Gloria“ und „Die Regisseur*innen“. Und das Burgtheater-Ensemble erklärt: „Einfach weiterzumachen wie zuvor scheint unmöglich.“

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