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  3. Warum Jazz Protest ist: Peter Kempers "The Sound of Rebellion"

Musik
26.06.2024

Erklär mir Jazz: Peter Kempers "The Sound of Rebellion"

In seinem Stück „Alabama“ fand der Saxofonist John Coltrane Töne der Trauer für einen Bombenanschlag in den USA.
Foto: Philippe Gras / Picture Alliance

Jazz war einmal die stärkste Stimme der "People of Color" im Kampf gegen Diskriminierung. Peter Kempers furioses Buch zeigt: Jazz ist nach wie vor politisch.

Wenn es darum geht, die Relevanz von Jazz zu erklären, geraten Fachleute schnell ins Schwurbeln. Meist fallen dann hochtrabende Begriffe wie „Virtuosität“ oder „kompositorisches Raffinement“. Dabei haben die allermeisten den Jazz längst entweder in die Klischeeschublade einer vornehm-städtischen Bildungsgesellschaft geschoben oder sie verorten ihn als toxisches Musikgebräu ohne Plan und Struktur. Zwischen konservativ-belangloser Easy-Listening-Gediegenheit und dem gezielten Ausloten von Hörbelastungsgrenzen klaffen Abgründe. Deshalb heißt es oft etwas hilflos: Jazz? Ja, gerne. Aber bitte schön nur, wenn er in geordneten Bahnen verläuft. 

Kaum jemand spricht mehr von „Rebellion“ oder „Protest“. Dass Jazz früher die stärkste Stimme afroamerikanischer Musiker im Kampf gegen den alltäglichen Rassismus war, spielt heute allenfalls noch eine historische Rolle. Dabei gäbe es genügend Gründe, den Jazz auch 2024 noch als politisches Instrument zu begreifen, findet der Musikjournalist Peter Kemper. In seinem Buch „The Sound of Rebellion“ legt er kenntnisreich und leidenschaftlich dar, wie eng die Geschichte des Jazz mit der Rassendiskriminierung verwoben ist. „Und spätestens seit Trump gibt es mit Kamasi Washington, Matana Roberts, Robert Glasper, Moor Mother oder Angel Bat Dawid junge Protagonisten, die dem Jazz wieder zu seiner ursprünglichen Bedeutung verhelfen wollen“, erklärt Kemper im Gespräch mit unserer Redaktion. „Black Music Matters“ nennt er das. Und beschreibt die Entwicklung anhand einiger bekannter Songs. 

"Sie sind nicht umsonst gestorben", rief Martin Luther King

Als Prototypen nennt Kemper John Coltranes „Alabama“, das der Saxofonist nach einem Bombenanschlag in Birmingham/Alabama 1963 schrieb, als vier afroamerikanische Mädchen ums Leben kamen. Es sind Töne der Trauer, die durch das Saxofon wabern, aber ohne Kenntnis der Hintergründe könnten sie auch einer verflossenen Liebe zugeschrieben werden. Der Jazz macht den Unterschied. Der Autor hat Martin Luther Kings Begräbnisrede mit dessen pausenlos wiederholtem Satz „They did not die in vain“ (Sie sind nicht umsonst gestorben) mit Coltranes Saxofonphrasen verglichen und hinsichtlich Betonungen und Pausen erstaunliche Parallelen festgestellt. Es gibt auch anklagende Töne wie in „Attica Blues“ aus der Feder des Tenorsaxofonisten Archie Shepp, die er nach der blutigen Niederschlagung eines Gefangenenaufstands im Attica State Prison im US-Staat New York 1971 mit über 40 Toten – überwiegend „People of Color“ – schrieb. Oder schlicht Entsetzliches. Billie Holidays Song „Strange Fruit“ ist ein beinahe körperlich schmerzendes Manifest, in dem die Sängerin die Lynchjustiz in den Südstaaten, der bis Mitte des 20. Jahrhunderts Tausende Afroamerikaner zum Opfer fielen, in bittere Worte gießt. „Blut an den Blättern, Blut an der Wurzel“ heißt es im Text, der von im lauen Wind baumelnden Körpern – "seltsamen Früchten" – spricht. 

Es sind die bislang nur wenig bekannten Recherchen, die Kempers Buch zum Leseerlebnis machen. Über den Trompeter Louis Armstrong, der nach wie vor den Malus des zähnebleckenden „Onkel Tom“ mit sich herumträgt, erzählt er, dass dieser bei einem Interview darüber geklagt hatte, dass der Gouverneur in Little Rock/Arkansas die Nationalgarde einsetzte, um zu verhindern, dass neun afroamerikanische Schüler gemäß der aufgehobenen Rassentrennung das Gelände betreten. „So, wie sie meine Leute im Süden behandeln – die Regierung kann von mir aus zur Hölle fahren“, sagte Armstrong, nannte Präsident Eisenhower einen „falschen Fünfziger“ und servierte schlussendlich eine Verunglimpfung der amerikanischen Nationalhymne, in der immer wieder das Wort „Motherfucker“ vorkam. Ab da begannen auch schwarze Hipster, „Satchmo“ nicht mehr als Leichtgewicht zu begreifen. 

Jazz: Klingt wie Chaos, ist aber keins

Es sind mehr als ein Dutzend solcher Anekdoten, die Peter Kemper anführt. Er schlägt einen Bogen von der Vergangenheit in die Gegenwart, bei der sich nur die Koordinaten, nicht aber die Ausrichtung verändert haben. Kemper will die Komplexität des Jazz nachzeichnen, die Bandbreite dessen, was seinen subversiven, rebellischen Charakter ausmacht. Die Form ist die Aussage, das Statement. Oder: die Freiheit, mit der Form zu spielen, sie zu variieren und weiterzuspinnen. So etwas nennt man Improvisation: die Musik an die jeweiligen Gegebenheiten anzupassen, sie fortwährend zu erneuern. Möglicherweise ein Grund für das Mauerblümchendasein des Jazz, im Kontrast zu populären afroamerikanischen Trieben wie Soul, Funk und Hip-Hop. „In dem Moment, in dem Improvisation ins Spiel kommt, wird Musik für viele unverständlich. Dazu braucht man oft eine gewisse Vorkenntnis. Sonst klingt es wie Chaos.“ Im Umkehrschluss könnte man dann auch vermuten, dass mit dem Jazz das generelle Interesse an Politik zurückgeht. Oder angesichts der aktuellen Lage der Welt wieder steigt? 

Lesen Sie dazu auch

Peter Kemper: The Sound of Rebellion – Zur politischen Ästhetik des Jazz. Reclam, 752 Seiten, 38 Euro.

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