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Donald Trumps designierter Vizekandidat J.D. Vance: Das ist sein Buch „Hillbilly Elegy“

USA

Hillbilly Elegie - mit diesem Buch wurde J.D. Vance bekannt

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    Blitzlichtgewitter für Trumps Vize: J.D. Vance, Hillbilly, Bestsellerautor, US-Senator und womöglich nächster Vizepräsident der USA.
    Blitzlichtgewitter für Trumps Vize: J.D. Vance, Hillbilly, Bestsellerautor, US-Senator und womöglich nächster Vizepräsident der USA. Foto: Matt Rourke/AP

    Dass es dieses Buch gibt, es sogar von tausenden Menschen gelesen wurde, fand der Autor im Jahr des Erscheinens einigermaßen absurd. Er sei der Erste, der zugeben würde, „dass ich in meinem Leben nichts wirklich Bedeutendes erreicht habe“. Am bemerkenswertesten sei sein Abschluss in Jura an der Yale-Universität...

    Das sagte J. D.Vance, nun von Donald Trump zum Running Mate auserkoren, im Jahr 2016, in dem sein autobiografisches Sachbuch „Hillbilly Elegie“ in den USA erschien. Darin beschrieb er die Krise der weißen Arbeiterklasse aus einer ungewohnten Perspektive, nämlich aus der Innensicht. „Amerikaner nennen sie Hillbillys, Rednecks oder White Trash“, so Vance: „Ich nenne sie Nachbarn, Freunde und Verwandte.“ Absurd war es also nicht, dass das Buch seine Leserinnen und Leser fand, zumal es genau zur rechten Zeit erschien: Just als die verarmte Arbeiterschicht Donald Trump ins Präsidentenamt verhalf - es also Erklärungsbedarf gab.

    Trump wird im Buch nicht erwähnt. Auf anderen Wegen aber verglich Vance Trumps Methoden damals noch mit denen eines Drogendealers, nannte ihn „Betrüger“ und „zynisches Arschloch“, das „Amerikas Hitler“ werden könnte. Vance, obwohl damals schon bekennender Republikaner, hat ihn demnach 2016 auch nicht gewählt. Plötzlich galt das Werk aber als das politische Buch der Stunde und der damals 31-Jährige als Sprachrohr für jene Schicht der Abgehängten. Auch das empfand er als absurd: „Da gibt es eine Gruppe von zehn Millionen Menschen und die Medien fragen plötzlich immer nur den Einen.“

    „Wenn das Problem schon seit der Geburt wie eine Schlinge um den Hals liegt“

    Vance sollte damals also erklären, was vielen seiner Landsleuten als Rätsel erschien: warum die Menschen im Rostgürtel Amerikas, einst eine Hochburg der Demokraten, plötzlich von Blau zu Rot wechselten. Sein Ziel beim Schreiben aber war ein anderes: „Ich wollte eine wahre Geschichte darüber erzählen, wie es sich anfühlt, wenn einem das Problem schon seit der Geburt wie eine Schlinge um den Hals liegt.“

    In „Hillbilly Elegie“ beschreibt Vance den amerikanischen Traum, wie er ihn selbst vorlebt, und zugleich einen amerikanischen Albtraum: Wie sich blühende Industriestädte in drei Jahrzehnten in Ballungsorte der Hoffnungslosigkeit verwandeln. Seine Großeltern, Hillbillys mit iroschottischen Wurzeln, folgten den Lockrufen der Stahlindustrie und zogen von einer Kleinstadt in den Appalachen nach Middletown in Ohio. Für die Familie setzt eine kurze Phase des Aufstiegs ein, zumindest des finanziellen. Der Großvater wird gut bezahlter Arbeiter im Stahlwerk Amco, kauft ein Haus, ein Auto, in der bürgerlichen Mittelschicht aber kommt die Familie nie an: Die Hillbillys bleiben unter sich, ihrer Herkunft und ihren Traditionen verhaftet. Familienehre und Loyalität geht über alles. Wenn man den betrunkenen Mann anzündet - wie seine Großmutter, schnurrt das nach erfolgter Rettung zur Anekdote zusammen.

    Bundeskanzler Olaf Scholz war von dem Buch gerührt

    Als J.D. geboren wird, hat der Niedergang der Familie schon eingesetzt. Kämpfe, Gebrüll, körperliche Misshandlungen, Alkohol- und Drogenmissbrauch, das alles „war für uns fast so normal wie die Luft zum Atmen“. Seine Mutter, eine Krankenschwester, wird zum Junkie, verliert ihren Job, die Stiefväter wechseln, der Wohlstand zerrinnt unter der Hand. Das Gleiche passiert der Stadt: Arbeitslosigkeit, Armut, Drogen. Das Ausmaß der sozialen Krise hätten weder die Demokraten noch die Republikaner in den vergangenen Jahrzehnten ernst genommen, erklärte Vance damals: „Aber die Krise ist überall“.

    Vance ist dem Milieu entkommen, statistisch gesehen ein Ausnahmefall. Nach der Highschool ging er zu den Marines, dann auf die Universität von Ohio, von dort nach Yale. Später arbeitete er als Investmentbanker im Silicon Valley, bevor es ihn zurück nach Ohio zog. Sein Buch ist keine Anklageschrift, sondern eine persönliche, von Sympathie für seine „Hinterwäldler“ getragene Analyse. Bundeskanzler Olaf Scholz soll es zu Tränen gerührt haben, wie er in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung erklärte: „ Ja, es ist eine ganz berührende persönliche Geschichte, wie sich ein junger Mann mit schlechten Startbedingungen durchschlägt. Leider kann man darüber heute mit dem Autor wohl nicht mehr diskutieren, fürchte ich...“ . Vor dreieinhalb Jahren wurde der Bestseller verfilmt.

    Wie ein Ausweg aus der Krise aussehen könnte? Die Lösung kenne er nicht, sagte Vance vor acht Jahren. „Aber ich weiß, dass sie dort ansetzt, wo wir aufhören, Obama oder Bush oder irgendwelche gesichtslosen Konzerne verantwortlich zu machen, und uns fragen, was wir selbst tun können.“ Zum Beispiel in die Politik gehen - 2021 startete Vance seine eigene Karriere, die den US-Senator von Ohio nun bis ins Weiße Haus bringen könnte. Gemeinsam mit Donald Trump, der Buch und Film bereits in höchsten Tönen lobte - als toller Bestseller über die fleißigen Männer und Frauen des Landes.

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