Tanken gehört zu den teuren Späßen im täglichen Leben. Man legt den Füllstutzen an und schaut den Euros dabei zu, wie sie sich im eigenen Auto verflüssigen. Doch des einen Leid, ist des anderen Freud. Denn Tanken gehört (wie das Arbeiten bisweilen) zu den Hochsteuertätigkeiten: Jeder Liter lässt die Staatseinnahmen sprudeln - nicht zu knapp. Zusätzlich zur 19-prozentigen Mehrwertsteuer verlangt der Staat 47,04 Cent Energiesteuer pro Liter Diesel und 65,45 Cent pro Liter Benzin. Unterm Strich macht das die Hälfte oder ein bisschen mehr der Tankrechnung aus.
Eine Tankstelle in Leutkirch verkauft den Sprit für einen Cent den Liter
Wahrscheinlich europaweit hatte in der Nacht von Donnerstag auf Freitag eine Tankstelle in Leutkirch nun den unglaublichen Spritpreis im Angebot: genau ein Cent pro Liter Kraftstoff. Die Kundschaft kam zur Selbstbedienungstanke immer zahlreicher trotz der ungewöhnlichen Zeit. Erst als die Polizei gegen vier Uhr morgens wegen des ungewöhnlich großen Andrangs an der Tankstelle auf das Treiben aufmerksam wurde und den Betreiber der Tankstelle erreichen konnte, stellte sich heraus, dass es sich dabei um einen Irrtum, einen Fehler im System oder den Versuch eines Betrugs handeln musste.
Rund 2500 bis 3000 Liter Kraftstoff gingen laut Polizeiangaben in der Nacht raus. Bei dem Schnäppchenpreis heißt das aber, dass die Tankstelle nur 25 bis 30 Euro Einnahmen damit erzielt hat. Fehler hin, Irrtum her, man hat schon jetzt Mitleid mit dem Betreiber, wenn er für das so gut wie verschenkte Benzin auch noch Energiesteuer abdrücken muss. Denn man weiß: Der Staat macht in solchen Dingen keine Geschenke.
Herr Mayr, gegen Ende des Artikels auch noch dem "bösen Staat" eine Mitschuld für den entstandenen Schaden zuzuschreiben, weil er nicht auf die Energiesteuer verzichten will... - also auf die Idee muss man erst mal kommen. Das ist aber wohl leider Ausdruck einer in unserer Gesellschaft immer weiter um sich greifenden Haltung, geprägt von Egoismus und Gier - denn nichts anderes ist es doch, was diese Autofahrer mitten in der Nacht zu dieser Tankstelle treibt. Da sie ja hoffentlich alle einen Führerschein haben und somit über 18 sind, sollten sie in ihrer Persönlichkeitsentwicklung und charakterlichen Festigung eigentlich soweit sein, soviel Anstand und Einsicht zu besitzen, diesen - offensichtlichen - technischen Defekt nicht so schäbig auszunutzen. Das wäre m.E. das eigentliche Thema für ihren Artikel gewesen.
PS: Dass der Artikel in der Rubrik "Kultur" erscheint, finde ich ja dann schon wieder bemerkenswert. War er gar ironisch gemeint? ;-)
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