„Ich schaltete eines Abends zwischen Reality-Fernsehsendungen und aktuellen Aufnahmen aus dem Irakkrieg hin und her. Ich wusste, dass ich über die Theorie des gerechten Krieges für ein junges Publikum schreiben wollte“, erzählt Suzanne Collins in einem Interview mit der New York Times. Gezappt, getan - in den „Tribute von Panem“-Büchern führt sie seit 2008 den Leserinnen und Lesern vor Augen, wie brutal das Leben sein kann: In den Hunger Games werden die beiden Jugendlichen Katniss und Peeta gezwungen, nichts Geringeres als ihr Leben in fiesen und ungleichen Kämpfen bei den Hungerspielen zu verteidigen.
An den Wurzeln von Krieg und Realismus
Die Sorge um Gewalt beschäftigt Collins schon ihr Leben lang. Tochter eines Offiziers der U.S. Air Force, der im Korea- und Vietnamkrieg gedient hat, Enkelin von Weltkriegsveteranen - seit sie denken kann, ist sie mit Krieg konfrontiert. Dabei hat sie sich stets gefragt: Gewöhnen wir uns an Krieg und Gewalt, können Menschen ohne Angehörige in Gewaltexzessen die Brutalität nachvollziehen? Eher nicht, deswegen bringt sie ihnen dies in ihren Büchern nahe.
Als Kind begeisterte sich die Soldatentochter für griechische Mythologie. Militär, Sagen und die aktuelle politische Weltlage beschäftigen Collins ihr Leben lang und sind die Zutaten für die Bücher der 62-Jährigen. Das Perfide: Ihre Bücher sind nicht nur dystopisch, die dazugehörigen Filme, deren Drehbücher sie selbst schreibt, düster, sondern sie spielen nah an der Realität.
Besorgte US-Bürgerin mit Drang zum Schreiben
Mehr als 100 Millionen Bücher der Reihe wurden weltweit verkauft. 2019 veröffentlichte Collins die erste Vorgeschichte zur Reihe „Das Lied von Vogel und Schlange“ und wollte damit die Natur des Menschen, des jungen Snow, erforschen, der später zum manipulativen Diktator wird. Nun liefert sie erneut ein Prequel: „Der Tag bricht an“ erscheint weltweit am 18. März, in Deutschland mit einer Rekord-Erstauflage von 300.000 Exemplaren. Collins erzählt darin über Haymitch Abernathy, den Mentor von Katniss und Peeta. Er gewinnt die 50. Spiele und widersetzt sich dem Diktator Snow.
Aber identifizieren kann sich Collins, die zurückgezogen mit ihrer Familie in Connecticut lebt, mit einer anderen Figur aus ihren Romanen, mit Plutarch Heavensbee. Wie sie als Autorin hat er in seiner Funktion als Oberster Spielmacher das Schicksal in der Hand, aber steht abseits des großen Rampenlichts. Trotz ihrer dystopischen Bücher, düsteren Filme und harten Gedanken würde sich Suzanne Collins am Ende gerne Plutarch anschließen: „Ihr seid nicht allein. Wir sind viele. Und gemeinsam sind wir stärker als Snow.“
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