Wenn es um den geplanten Bau der Kammerspiele in Ingolstadt und die zurückliegenden Debatten darüber geht, dann liegen die Vergleiche auf der Hand. Von einem Drama ist zu hören, manchmal auch von einem Stück mit komödiantischen Elementen. Einig sind sich aber alle Beteiligten in einem: Die jahrelangen Diskussionen um einen Theater-Neubau in Ingolstadt haben mitunter epische Dimensionen angenommen.
Nun aber ist der erste Akt beendet: Der Ingolstädter Stadtrat hat sich am Dienstag für den Neubau ausgesprochen. Kosten soll er 42,4 Millionen Euro. Nach Abzug der Förderung bleibt für die Stadt eine Summe von 17,6 Millionen Euro übrig.
Das Stadttheater in Ingolstadt wurde 1966 eröffnet
Das bestehende Stadttheater an der Donau ist in die Jahre gekommen. Eröffnet wurde der markante Betonbau des Architekten Hardt-Walther Hämer im Januar 1966, nun muss er dringend saniert werden. Brandschutz, Technik, überhaupt die ganze Bausubstanz – alles muss neu gemacht werden. Intendant Knut Weber hat mehr als einmal die Bedingungen angemahnt, unter denen die Mitarbeiter und das Ensemble derzeit arbeiten müssen. Denn auch Werkstätten werden dringend benötigt. Auch sie sollen neu entstehen. Für zwei bis drei Jahre muss das Theater während der Bauarbeiten komplett schließen. Es braucht einen Ersatzbau – das sollen die Kammerspiele werden.
Doch sie sollen mehr sein als nur eine Ersatzspielstätte für die Dauer der Sanierung. Gleichzeitig sollen die Kammerspiele, entworfen vom Hamburger Büro Blauraum, dauerhaft das marode Kleine Haus ersetzen, eine Außenspielstätte des Theaters. Fürs zweite Quartal 2025 ist die Eröffnung des lichtdurchfluteten Baus geplant.
Ingolstadt entscheidet sich nach langer Diskussion für Neubau der Kammerspiele
Seit vielen Jahren sind Diskussionen um den Theaterbau geführt worden, rund drei Millionen Euro sind bereits in die Planungen geflossen. Es ging um die Frage, ob sich eine Stadt einen Millionenbau – finanziert aus Steuergeldern – leisten soll, der Luxus für einige wenige sei – so jedenfalls argumentieren die Kritiker. Die Befürworter sagen: Das Theater ist nicht für eine Elite da, sondern für alle, gerade auch für Familien und Kinder.
Und dann gab es da noch die Frage nach dem Standort. Lange waren Alternativen geprüft worden, auch ein Theaterzelt war zeitweise angedacht, ebenso eine Gewerbehalle als Übergangslösung. Am Ende entschied sich der Stadtrat für einen Neubau auf einer Grünfläche neben dem bestehenden Stadttheater. Doch es tauchten Befürchtungen auf, dass der Neubau auf einer Tiefgarage womöglich zu viele Unwägbarkeiten mit sich bringe – und damit zu deutlich höheren Kosten führe. Nicht zuletzt wurde Kritik daran laut, dass für den Bau 130 Tiefgaragenplätze wegfallen und 49 Bäume gefällt werden müssen. Die Freien Wähler machten ihre Einwände weithin sichtbar: Sie umstrickten einige der Bäume mit bunten Schals. Auch ein Bürgerbegehren brachten sie zur Sprache. Im Stadtrat hielt Oberbürgermeister Christian Scharpf (SPD) ein flammendes Plädoyer für den Bau: „Lasst uns die Kammerspiele endlich auf den Weg bringen.“ Die Mehrheit im Stadtrat folgte ihm.