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Foto: Dave Hogan, dpa
Foto: Dave Hogan, dpa

Taylor Swift, ein Politikum? Die Pop-Sängerin könnte Einfluss auf die US-Wahlen 2024 nehmen.

US-Wahlen 2024
19.01.2024

Taylor Swift hat im US-Wahlkampf ein Wörtchen mitzureden

Von Hannah Greiner

Mit Verschwörungstheorien versuchen US-Rechte, Pop-Ikone Taylor Swift zu diskreditieren. Angesichts des Wahlkampfes könnte ihr Einfluss gefährlich für die Republikaner werden.

Ist Taylor Swift – die größte Pop-Ikone dieser Tage – eine Feindin der Demokratie? Wenn es nach der Meinung einiger amerikanischen Rechtsaußen-Republikaner geht, besteht kein Zweifel: Die Sängerin ist eine Gefahr für den gerechten Ablauf der diesjährigen US-Wahlen. Die Beweisführung besteht aus einem verstrickten Netz an Verschwörungstheorien – eine absurder als die nächste. 

Mit dem Beginn der Vorwahlen der US-Republikaner in Iowa nahmen die Gerüchte rund um Taylor Swift Fahrt auf. Der Fox-News-Moderator Jesse Waters unterstellte Swift in einer Sendung vergangene Woche etwa, dass sie Teil einer psychologischen Operation des Pentagon (der Hauptsitz des amerikanischen Verteidigungsministeriums) sei. Diese ziele darauf ab, die politische Meinung ihrer Fans so zu manipulieren, dass sie demokratisch wählen. Der angebliche Beweis: Ein miserabel zusammengeschnittenes Video eines Nato-Treffens zum Thema Cybersicherheit aus dem Jahr 2019. Wer soll das schon glauben?

Die amerikanische Rechte und ihre Feindin Taylor Swift

Einige Millionen Menschen sicherlich. Laut Statista – einer deutschen Online-Plattform, die Daten von Markt- und Meinungsforschungsinstitutionen sowie aus Wirtschaft und amtlicher Statistik auswertet – ist Fox News seit Jahren der Sender mit den höchsten Einschaltquoten der USA. 2022 lief auf durchschnittlich 2,1 Millionen amerikanischen Fernsehern zur besten Sendezeit Fox News. Vor den Bildschirmen: ein überwiegend rechtskonservatives Stammpublikum. Andere rechtsgerichtete Stimmen, unter anderem Radiomoderator Stew Peters, rufen sogar zur Hexenjagd gegen Swift auf. Er wirft der 34-Jährigen vor, während ihrer Konzerte "schwarze Magie" zu praktizieren. 

Die Republikaner scheinen sich eines ihrer Feindbild für den US-Wahlkampf 2024 ausgesucht zu haben. Es ist ironisch, dass ihre Wahl auf Taylor Swift fiel – angesichts der Tatsache, dass die Sängerin zu Beginn ihrer Karriere Liebling von Rechtskonservativen und Verschwörungstheoretikern war. Sie brachte all die "richtigen" Voraussetzungen mit: Blond, weiß, auf einer Farm für Weihnachtsbäume aufgewachsen. Damals singt Taylor Countrymusik und ist ein braves Kleinstadtmädchen, das über anzügliche Witze von Moderatoren lacht. Ob sie es wollte oder nicht – Swift war ein konservativer Traum.

Seit 2018 äußert sich Taylor Swift politisch

Swift ließ rechte Fantasien – etwa, dass sie eine "arische Göttin" sei – lange unkommentiert. "Jedes Mal, wenn ich als junger Mensch nicht über Politik gesprochen habe, bekam ich dafür Applaus", erklärte die Sängerin 2020 gegenüber dem Magazin Variety. Damit war 2018 Schluss: Swift bezog während der "Midterms" – der amerikanischen Zwischenwahlen – Stellung gegen die Republikanerin Marsha Blackburn. Seitdem macht die 34-Jährige kein Geheimnis mehr daraus, dass sie hinter der queeren Community steht, das Recht auf Abtreibung unterstützt – und deshalb demokratisch wählt. Sie stellte sich öffentlich gegen den heutigen Ex-Präsidenten Trump und bat ihre Fans, ihr Kreuz ebenfalls bei den Demokraten zu machen. 

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Seitdem ist Swift als Künstlerin eine ungewohnt laute Aktivistin für die Demokratie. Als sie im September 2023 ihre "Swifties" – so nennen sich ihre Fans, viele davon Erstwähler – dazu aufrief, sich für die kommende Wahl zu registrieren, folgten 35.000 junge Menschen ihrer Bitte. Mittlerweile riecht auch die EU den Braten: Vergangene Woche bat Margaritis Schinas, einer der Vizepräsidenten der Europäischen Kommission, die US-Sängerin angesichts der anstehenden Europawahlen um Hilfe. Am 9. Mai, dem Europatag, spielt Swift ein Konzert in Paris. Schinas hoffe darauf, dass die Sängerin an diesem Tag auch ihre europäischen Fans motiviere, wählen zu gehen "und ich hoffe sehr, dass jemand aus ihrem Medienteam diese Pressekonferenz verfolgt und diese Bitte an sie weiterleitet."

Taylor Swifts Einfluss auf Erstwähler ist enorm

Alle erdenklichen Seiten zerren an Taylor Swift, möchten ihre Macht auf der eigenen Seite wissen. Die aktuell aufflammenden Verschwörungstheorien und zunehmenden verbalen Attacken auf Swift wirken daher wie ein verzweifelter Versuch einiger Republikaner, die demokratisch wählende Taylor zu diskreditieren und ihren Einfluss auf die besonders begehrten Erstwähler zu dämmen. Das dürfte jedoch kaum gelingen.

Was Taylor Swift davon hält, in ihrem Heimatland eine politische Spielfigur der Rechten zu sein? Ein Zitat aus dem "Person of the Year" Interview mit dem Time Magazine könnte gut passen: "Ich habe gelernt, dass es keinen Sinn ergibt, aktiv zu versuchen, seine Feinde zu besiegen", sagte sie im Dezember 2023. "Müll bringt sich jedes Mal von selbst raus."

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