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Stadiontour: Apache 207 in der Münchner Olympiahalle: So war das Konzert

Stadiontour

Apache 207 in der Münchner Olympiahalle: So war das Konzert

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    24 Termine in neun Städten: Rapper Apache 207 tourt durch Deutschlands Stadien. Am Dienstag spielte er in der Münchner Olympiahalle.
    24 Termine in neun Städten: Rapper Apache 207 tourt durch Deutschlands Stadien. Am Dienstag spielte er in der Münchner Olympiahalle. Foto: Martin Hangen

    Apache 207 sprengt alle Rekorde, dominiert seit Jahren alle Chart- und Streaminglisten. Was er anfasst, wird zum Erfolg. Auf seine gekonnte Mischung aus Machismo und Exzentrik können sich so viele Menschen einigen wie bei kaum einem Künstler vor ihm. Was die Münchner Arena-Show von Apache 207 für den Deutschrap bedeutet?

    Krasse Stimme, tanzbare Songs, unverwechselbarer Style. Die Formel hinter Apaches Erfolg scheint auf den ersten Blick simpel. Das dritte Album des 26-jährigen Sängers heißt "Gartenstadt" und ist nach dem Ludwigshafener Bezirk benannt, in dem er aufgewachsen ist. Diese Loyalität zum Heimatort ist bekannte Praxis unter Deutschrappern. Einst Stuttgart, dann Berlin, zuletzt Offenbach. Apache bringt nun also Ludwigshafen auf die Karte.

    Apache 207 in München: Ein Fußballstar ist auch mit im Publikum

    In der Münchner Olympiahalle gibt ein roter Samtvorhang ein überraschend profan anmutendes Bühnenbild frei. Kiosk, Tankstelle, Waschstraße, ein paar Leuchtreklamen. Eine Häuserzeile duckt sich unter einem riesigen Bildschirm, der die gesamte Breite der Bühne einnimmt. Hier laufen kurze Videos, wann immer der Sänger während der zweistündigen Show das Outfit wechselt. Für seine ausgefallenen Musikvideos ist der Künstler bekannt. Hier zeigt Apache Witz, eine den Umständen angemessene Selbstironie – immer noch unüblich im Deutschrap-Business. 

    Der Humor bleibt auf der Stadiontour ziemlich harm- und belanglos. Diese Show will nicht schocken, will keine Grenzen austesten. Diese Show will unterhalten. Und zwar, wenn möglich, alle: Pärchen, Frauengruppen, Familien, Influencer, Jugendliche auf ihrem ersten Stadionkonzert. Von der Haupttribüne jubelt Fußballstar Thomas Müller dem Künstler zu.

    Pyrotechnik, ein rotes Cabrio, Faninteraktionen: Ist das noch Hip-Hop?

    Apache 207 jagt durch seine Setlist, spielt selten mehr als eine Strophe und Refrain. Böse Zungen mögen behaupten, mehr geben seine Songs auch nicht her. Die wenigen Sekunden, die die Hits erklingen, legt sich der Sänger voll ins Zeug. Da ist nichts mehr von der kühlen Distanziertheit, die Generationen von Rappern vor Apache 207 zu ihrer Persönlichkeit gemacht haben. Der Zwei-Meter-Mann schwitzt und stampft, er presst die Songzeilen aus sich heraus, schmeißt sich in Lederkluft auf den Stadionbühnenboden. Dabei zündet eine imposante Pyrotechnik. 

    Dem gegenüber stehen kindlich-spielerische Momente. Der Megastar lässt sich in einem roten Cabrio (Mittelklassewagen eines Münchner Automobilherstellers) durch die Menge schieben. Dann verwandelt sich die Olympiahalle in ein riesiges Volleyballfeld. So spaßig war Rap noch nie. Mit den Worten "An einer Tankstelle chillt man nicht allein" holt Apache Fans auf die Bühne, die einen Song lang in der sonst wenig genutzten Kulisse sitzen und unbeholfen winken, wenn der Star in ihre Richtung schaut. Für "Komet", Deutschlands erfolgreichster Song 2023, 275 Millionen Streams, 21 Wochen Nummer eins in den Charts, kommt die 21-jährige Annatina Schlegel auf die Bühne, um den Kultsänger Udo Lindenberg zu vertreten. Den Auftritt hat sie bei einem Fanwettbewerb gewonnen und ist extra aus der Schweiz angereist.

    Apache macht Deutschrap ohne Wut und Gehässigkeit. Was dann noch übrigbleibt, reichert er mit Schlager, 80er-Jahre-Synthiepop, Eurodance und Latin Beats an. Das klingt wild – ist es auch. Die Live-Performance lebt von Apaches (Durch-)lässigkeit und Selbstverständlichkeit auf der ganz großen Bühne. Der Typ ist unkonventionell. Er scheut sich nicht vor großen Gesten, raucht während Balladen, scheint trotz aufwendigster Mega-Bühnenshow wirklich ausgelassen.

    Aus Ludwigshafen an den Chart-Himmel

    Apache 207 wird 1997 als Volkan Yaman in Mannheim geboren. Die alleinerziehende Mutter zieht mit Volkan und seinen Geschwistern in die Nachbarstadt Ludwigshafen am Rhein, ins Viertel "Gartenstadt". "Wenn es so etwas wie ein Ghetto gibt, dann ist es das hier", sagt er in der Amazon-Doku "Apache bleibt gleich". Seine Mutter habe ihm als Kind den Spitznamen "Apache" gegeben. Nach dem Abitur studierte er laut seines Labels zwei Semester Jura, bevor er 2018 alles auf die Karte "Hip-Hop-Star" setzte. Der Erfolg kam rasant. 

    Mit Hip-Hop, einst Subkultur, hat diese Show nichts zu tun. Apache macht Popwellen-Radiomusik für Deutschrapfans und Ballermann-Touristen gleichermaßen. Das ist aus musikalischer Sicht natürlich Murks. Beliebige Musik, inhaltsleere oder moralisch zweifelhafte Texte. Aber wenn dieser Zwei-Meter-Mann die Bühne betritt und zwischen Feuersäulen durch tänzelt, dann sieht man zweifelsohne einen Star, wie es in jeder Generation nur wenige gibt.

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