Ein ebenso suggestives wie stimmiges Bild eröffnet diesen neuen "Eugen Onegin". Zwei Frauenpaare sieht man sitzen auf einer leeren Spielfläche mit leicht hochgezogenen Enden, die an den zu Beginn des 19. Jahrhunderts beliebten Sofatyp der Récamiere erinnern. Das eine, ältere Paar blickt und singt in Richtung Publikum. Das andere, jüngere schaut, dem Auditorium den Rücken kehrend, hinaus auf eine nächtliche, mit Großstadtlichtern übersäte Ebene, sichtlich seinen Jungmädchenträumen hingegeben. Was wird sie mit sich bringen, die Zukunft; die entbehrungsreichen, wenn nicht gar zweifelhaften Wonnen der Gewöhnung in ein "vernünftiges" Leben, von dem die reiferen Frauen im Wechselgesang berichten? Für die beiden blutjungen Schwestern Olga und Tatjana steht hingegen noch alles offen. Ein Trugschluss. Denn die unvermeidlichen Zwänge scheinen sich schon anzudeuten durch die dem Récamiere-Boden spiegelbildlich entgegengesetzte graue Bühnendecke, die die Frauen gleichsam in einer Art Zangengriff hält.
Staatstheater Augsburg