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Solange er lebte, jazzte er: Nachruf auf Professor Joe Viera

Jazz

Solange er lebte, jazzte er: Nachruf auf Joe Viera, Bayerns ersten Jazz-Professor

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    "Vor allem für junge Musiker ist es eminent wichtig, dass man ihnen Starthilfe gibt", sagte Joe Viera einmal. Jetzt ist der Jazz-Professor, Festival-Mitbegründer und Nachwuchsförderer mit 91 Jahren gestorben.
    "Vor allem für junge Musiker ist es eminent wichtig, dass man ihnen Starthilfe gibt", sagte Joe Viera einmal. Jetzt ist der Jazz-Professor, Festival-Mitbegründer und Nachwuchsförderer mit 91 Jahren gestorben. Foto: Ig Jazz Burghausen

    Was bleibt von einem Menschen, der seine Profession eher wissenschaftlich-nüchtern betrachtete? Zuletzt vor allem seine Bühnenansagen bei der Internationalen Jazzwoche in Burghausen! Denn die waren Kult. Joe Viera hatte sie alle: Duke Ellington, Ella Fitzgerald, Jan Garbarek, Esbjörn Svensson. Ohne Pathos, cool, mit bayerischem Akzent stellte er dem Publikum in der kleinen Stadt an der Salzach von 1970 bis 2019 die halbe Jazzwelt vor. Legendär, wie er den Wunsch der zickigen Sängerin Cassandra Wilson 2013, nicht fotografiert werden zu wollen, unter Gelächter des Publikums überbrachte: "Aber mich dürfens' fotografieren". Der Mann wusste immer einen Ausweg.

    1981 wurde Joe Viera erster Jazz-Professor Bayerns

    Josef Viera, den alle Joe nannten, erhielt 1981 den Ritterschlag als erster Jazz-Professor Bayerns. Der gebürtige Münchner, Buchautor und Musiker unterrichtete an den Unis der Landeshauptstadt, in Hannover oder Duisburg, organisierte unzählige Workshops sowie Coachings für Nachwuchsmusiker und legte Jazz-Samenkörner. "Vor allem für junge Musiker ist es eminent wichtig, dass man ihnen Starthilfe gibt und dass sie mal eine andere, konstruktive und kompetente Sicht auf sich selbst erhalten", betonte er 2022 im Interview mit unserer Redaktion. 

    "Solange ich lebe, jazze ich", sagte Joe Viera. Bayenrs erster Jazz-Professor widmete sich mit Engagement der Nachwuchsförderung in der Musik.
    "Solange ich lebe, jazze ich", sagte Joe Viera. Bayenrs erster Jazz-Professor widmete sich mit Engagement der Nachwuchsförderung in der Musik. Foto: IG Jazz Burghausen

    1970 hob Joe Viera die Jazzwoche in Burghausen aus der Taufe

    Für den studierten Physiker war Jazz eine Herzensangelegenheit, weshalb er 1970 mit Helmut Viertel die Jazzwoche in Burghausen aus der Taufe hob – und bis zum Schluss als Programmchef begleitete. Viera, dem der Jazz nach eigenen Angaben half, die Bombenangriffe auf München zu überstehen, betonte stets, dass er "von der Physik das Denken und von der Musik das Fühlen gelernt" habe. Noch anlässlich seines 90. Geburtstages zitierte er den Philosophen Cicero mit dem Satz "Dum spiro spero" (Solange ich lebe, hoffe ich) und wandelte diesen in sein Credo um: "Dum spiro jazzo – Solange ich lebe, jazze ich". Sein Schlussakkord ist am vergangenen Sonntag erklungen. Im Alter von 91 Jahre ist Joe Viera in einem Münchner Krankenhaus gestorben.

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