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So war das Konzert von Deep Purple in München

Konzert

Deep Purple in München: Sie spielen den Sound der 1970er

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    Deep Purple in der Olympiahalle in München.
    Deep Purple in der Olympiahalle in München. Foto: Martin Hangen

    Und? Können sie es noch? Fragt man sich ja oft, wenn altgediente Rocker die Bühne betreten und man selbst ohne viel Nostalgie darauf blickt, weil die, die da oben stehen, mehr die Jugend der Eltern geprägt haben als die eigene. Was also erwarten von einer Band, mit der man nicht viel mehr verbindet als dieses eine simple wie geniale Gitarrenriff? Vielleicht erst mal nur, dass sie dieses eine Riff auf jeden Fall spielen werden. Haben Deep Purple auch gemacht beim Konzert in der Münchner Olympiahalle.

    De, de, deeeee, de, de, dede, ganz am Ende schrammeln sie „Smoke on the Water“, mit dem sie 1972 Musikgeschichte geschrieben haben, und die Fans feiern sie für den Moment, auf den viele von ihnen vielleicht insgeheim gewartet haben. Dabei schaffen Deep Purple schon vorher feine Momente, etwa als Pianist Don Airey ein brillantes Solo hinlegt, Mozarts „Türkischen Marsch“ mit bayrischer Polka mischt und nebenbei genüsslich am Rotwein nippt. Oder wenn er und Gitarrist Simon McBride sich abwechselnd Motive zuspielen wie sie es aus dem Blues und Rock ’n’ Roll gelernt haben.

    Gitarrist Simon McBride ist in die Fußstapfen von Gitarrengott Ritchie Blackmore getreten

    Apropos Gitarrist, auf McBride lasten die Erwartungen vieler Fans, denn er ist mit 45 Jahren der Jüngste in der Band und erst seit zwei Jahren dabei. Als Nachfolger von Steve Morse und Ritchie Blackmore ist er in die Fußstapfen großer Gitarristen getreten. Sein virtuoses Solo wirkt dann auch fast wie ein Vorspielen. Und, bestanden? Applaus vom Publikum und ein anerkennender Schulterschlag von Sänger Ian Gillan, mehr braucht es nicht. Gillan haut mit seinen fast 80 Jahren selbst noch ganz schön was raus, jagt wie bei „Into the fire“ einige brachiale Schreie durchs Mikrofon.

    Gillan ist mit zwei Unterbrechungen seit 1969 Sänger von Deep Purple und hat das Kreischen überhaupt erst in die Rockmusik eingeführt. Die Band selbst gilt neben Led Zeppelin und Black Sabbath als Begründerin des Hardrock. Mit Songs wie „Highway Star“, „Black Night“ und der Ballade „Child in Time“ haben die Briten den Sound der 1970er-Jahre geprägt und klingen, wenn auch ein wenig aus der Zeit gefallen, immer noch fetzig. Man bekommt ein Gefühl dafür, wie bahnbrechend der Sound damals gewesen sein muss.

    Dass viele Lieder in einem anderen zeitlichen Kontext entstanden sind, macht Gillan klar, als er „Lazy Sod“ anstimmt. „Viele denken, in dem Song geht es um den Klimawandel, aber das stimmt nicht“, sagt er. „Ich war jung, unbedarft und habe mein Haus in Brand gesetzt, deswegen war es heiß um mich herum, darüber habe ich gesungen.“ Rockstarleben eben, dabei wirkt Gillan auf der Bühne recht charmant und bodenständig, sagt mit britischem Akzent „Danke“ und „so good to be back“ und tritt gentlemanlike in den Hintergrund, sobald ein Bandkollege ein Solo anstimmt. Überhaupt scheinen sich die fünf Musiker prächtig zu verstehen und die alten Fehden überwunden zu haben.

    Ian Gillan trifft zwar fast jeden Ton, aber leicht fällt es ihm nicht

    Neben Hits wie „Highway Star“, „Black Night“, „Space Truckin“ oder „Hush“ haben Deep Purple einige Lieder vom neuen Album „=1“ auf ihrer Setlist und auch die funktionieren. Dazu ein paar schlichte Videosequenzen, wechselnde Scheinwerfer, fertig ist das solide Rockkonzert ohne Firlefanz. Mit ihrer „One More Time“-Tour wollen sich Deep Purple verabschieden, haben sie 2017 zwar auch schon gesagt, aber vielleicht meinen sie es diesmal ja ernst.

    Denn, so ehrlich muss man sein, Gillan hat zu kämpfen. Er trifft zwar noch fast jeden Ton, aber leicht fällt es ihm nicht. Er schnauft, geht in die Knie, hält sich beruhigend die Hand auf die Brust – und lacht immer wieder. Er scheint sich seines Alters und seiner Grenzen bewusst und nimmt es gelassen. Den Song „Child In Time“, in dem Gillan einen legendären Schrei loslässt, singt er schon seit Jahren nicht mehr. „Ich könnte eine tiefere Tonart nehmen, doch das würde nicht genauso klingen“, sagte er mal im Interview. „Die Kontrolle und die Höhe dieser Note packe ich nicht mehr, um ehrlich zu sein.“

    Kurz vor Ende schnauft dann auch Schlagzeuger Ian Paice mal kurz durch. Er trommelt von Anfang an in der Band, seit mittlerweile 56 Jahren und ist immer noch bestens in Form ebenso wie Bassist Roger Glover. Die Olympiahalle füllen Deep Purple nicht mehr ganz, dafür liefern sie ein gutes Konzert für die, die da sind. Auch lange nicht mehr gesehen: Zur Ballade „When a blind man cries“ leuchten zwischen Handylichtern ein paar Feuerzeuge. War schon schön damals - wie heute.

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    3 Kommentare
    Christian Schobert

    "Was also erwarten von einer Band, mit der man nicht viel mehr verbindet als dieses eine simple wie geniale Gitarrenriff?" Ich hoffe mit "man" meint Frau Lachmayr nur sich selbst. Deep Purple ist von den in diesem Artikel genannten Bands wohl die wichtigste diesseits des Atlantik. Led Zeppelin hat sich ja fast nur um den amerikanischen Markt gekümmert (wenn die Touren nicht wegen Krankheit und Unglücksfällen ausgefallen sind). Black Sabbath ist nicht so toll, wenn man ihre Studioalben objektiv betrachtet und Ozzy Osbourne Solokarriere außer Acht lässt. Uriah Heep wird im Artikel gar nicht erwähnt, obwohl sie es ganz sicher verdient hätten zu den großen Rockbands der 70er Jahre gezählt zu werden.

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    Martin Böhmer

    Also... Der Artikel ist trotzdem irgendwie schön geschrieben und lässt auch nicht alles außer Acht. Aber ich sehe es grundsätzlich auch so, dass viele der großen Rockbands aus der Anfangszeit leider gerne auf einen Song reduziert werden. Musikgeschichte haben ja gerade Deep Purple mit Child In Time oder auch Highway Star geschrieben. Und natürlich müssen auch Uriah Heep erwähnt werden. Denn neben Deep Purple sind sie immer noch ebenso aktiv mit tollen neuen Alben und neuen Songs. Und sie sind aktuell Live sogar weltweit garantiert mehr unterwegs als Deep Purple.

    Gerald Stegemann

    Hm! Liebe Frau Lachmayr, ich war mit meinen Söhnen da. Es war so ein großartiges Konzert! Und die Söhne waren nicht deswegen dabei, um den Papa zu gefallen, die rockten sowas von ab! (de-de-dee hatten sie sich mit 8 Jahren selbst auf der Gitarre beigebracht…) Und wir waren nicht allein. Da gab es noch mehr Eltern-Kinder Besucher da. Wie geil ist das denn? Und da lief Musik ab, Sie haben es treffend beschrieben. Und das zeigt, welche Klasse diese Musiker haben. Es war nicht Taylor Swift. Es war echt, brillantes Handwerk, ungekünstelt, nur Musik, yes: ohne Firlefanz. Don Airey spielte auf einem echten Synthesizer und einer e-Orgel, man könnte das museal nennen? Nein! Es ist der Sound! Und Ian Paice war phänomenal! Ehrlich gesagt, darf Ian Gillan gerne nicht mehr alles treffen, stell Dich mal mit 80 selber auf die Bühne! Simon McBride war phänomenal gut! Alles in allem ein großartiges Konzert und - ich befürchte- eines der letzten ihrer Art: genial und ohne Firlefanz….

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