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So liest sich „Das große Spiel“ von Richard Powers

Buchrezension

Richard Powers erzählt poetisch von der Erforschung der Meere

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    Meeresparadies: Bunte Fischschwärme ziehen durch die Korallenwelt. In seinem neuen Roman „Das große Spiel“ schreibt Richard Powers über die Umweltkatastrophe unter Wasser.
    Meeresparadies: Bunte Fischschwärme ziehen durch die Korallenwelt. In seinem neuen Roman „Das große Spiel“ schreibt Richard Powers über die Umweltkatastrophe unter Wasser. Foto: Renata Romeo/Ocean Image Bank/The Ocean Agency/dpa-tmn

    Richard Powers ist ein universal gebildeter Zeitgenosse, ein belesener Experte auf dem Gebiet der Physik, der virtuellen Welten, der Neurobiologie und der Ökologie. Der im US-Bundesstaat Illinois geborene Schriftsteller, der 2019 für seinen Roman „Die Wurzeln des Lebens“ mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet wurde, ist mit seinem breiten Wissensspektrum stets mehr Essayist als „lupenreiner“ Romancier.

    In seinem neuen Buch „Das große Spiel“ schickt er seine vier Protagonisten auf die polynesische Insel Makatea. Ausgangspunkt für das Buch war Powers intensive Auseinandersetzung mit Leben und Werk der bekannten Ozeanografin Sylvia Earle, die offenkundig für eine der Hauptfiguren, die frankokanadische Meeresbiologin Evelyne Beaulieu, Pate stand.

    Richard Powers changiert zwischen Trauer und Schwärmerei

    Ihr gegenüber steht der Milliardär Todd, der schwimmende Städte bauen und die Inselbewohner über das umstrittene Projekt abstimmen lassen will. Mit seinem Jugendfreund Rafi Young, Sohn eines schwarzen Bürgerrechtlers, spielte er früher Schach. Heute streiten die beiden Strategen darum, die Spielregeln des Lebens zu entschlüsseln. Und dann ist da noch die Künstlerin Ina Aroita, die am Strand der kleinen Insel den Müll sammelt und daraus Kunstobjekte erschafft. Sie lebt mit und für die Mythen Polynesiens.

    Powers geht es in seinem opulenten Erzählwerk um Wetterkapriolen und Umweltkatastrophen, um eine globale Zerstörung der Weltmeere, um Kapitalismuskritik, um die Ausbeutung der kleinen Insel und die Angst vor einer Allmacht künstlicher Intelligenz. Er changiert zwischen tiefer Trauer über die Naturzerstörung und leicht pathetischer Schwärmerei für die farbenprächtige Unterwasserwelt.

    Am Ende des Romans ist die Meeresforscherin Evelyne 92 Jahre alt und will noch einmal auf Tauchgang gehen, um die geheimnisvollen Sprachcodes der Mantarochen zu entschlüsseln – und wird der fortschreitenden Zerstörung des Meeres gewahr. Powers gelingen farbenprächtige, poetische Schilderungen der Unterwasserwelt. Man fühlt sich beinahe erschlagen von der Wucht dieses Romans, vom gigantischen Wissen, das Powers offenbart. Eine anstrengende, aber überaus faszinierende Lektüre.

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