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Serie: Beginn der 2. Staffel: „Das Boot“ kommt wieder fest in Männerhand

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Beginn der 2. Staffel: „Das Boot“ kommt wieder fest in Männerhand

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    Es muss nicht immer unter Wasser sein: Szene aus der zweiten Staffel der Serie „Das Boot“.
    Es muss nicht immer unter Wasser sein: Szene aus der zweiten Staffel der Serie „Das Boot“. Foto: Stephan Rabold, Bavaria Fiction GmbH, Sky ,dpa

    Für echte, seewasserfeste Cineasten war die Ankündigung, dass Wolfgang Petersens „Das Boot“ (1981) als Fernsehserie neu verfilmt werden sollte, ein Schlag ins Gesicht. Das legendäre Weltkriegsdrama galt weithin als die Mutter aller U-Boot-Filme und filmhistorisches Heiligtum. Aber als im letzten Jahr unter der Flagge der Bavaria Fiction und des Pay-TV-Senders Sky das Re-Boot in See stach, überzeugte die achtteilige Serie mit einer schlüssigen Wiederbelebung, Erweiterung und Modernisierung des Stoffes. Hatte Petersen die Handlung komplett in die engen Gänge des U96 verlegt, eröffnete die Serie einen zweiten Erzählstrang, der sich dem Kriegsgeschehen im besetzten Frankreich widmete.

    Nicht mehr nur aus der Unterwasser-Perspektive

    Durch diese Horizonterweiterung kamen nicht nur die Landratten-Perspektive und ein größerer historischer Kontext mit ins „Boot“, sondern auch eine weibliche Hauptfigur, die ein narratives Gegengewicht zur Männerwelt der deutschen Kriegsmarine bildete. Die wunderbare Vicky Krieps spielte die Dolmetscherin Simone Strasser, die in der Hafenstadt La Rochelle nicht nur die Aufmerksamkeit des örtlichen Gestapo-Mannes Forster (Tom Wlaschiha), sondern auch einer Resistance-Zelle erregt.

    Fein nuanciert spielte Krieps die Entwicklung und die Gewissenskonflikte ihrer Figur in einem Krieg aus, in dem es keine sauberen moralischen Entscheidungen gibt. Auch wenn der Blick über den Strand malerisch ist und die Sonne gelegentlich die Wolkendecke durchbricht, zeigte die Serie das Leben auf dem Festland unter der deutschen Besatzung nicht weniger klaustrophobisch als das Dasein der Matrosen unter Wasser an Bord des U612. Hier geriet der junge Kapitänleutnant Klaus Hoffmann (Rick Okon) zunehmend in Konflikt mit dem linientreuen 1. Wachoffizier (August Wittgenstein) und Teilen der Mannschaft.

    Die zweite Staffel von "Das Boot" erscheint am Dienstag auf Sky

    Wurde die U-Boot-Besatzung in Petersens Kinofilm noch als solidarische Männergemeinschaft gefeiert, brach diese Struktur in der Serie zunehmend auf bis hin zu Meuterei und Kameradenmord. Ein komplexes Geflecht an Konflikten und widersprüchliche Charaktere bildeten den Treibstoff für den Spannungsaufbau in der Episodenstruktur.

    Das gilt auch für die zweite Staffel, deren erste Folge am Dienstag als Free-TV-Premiere zu sehen war und die als Gesamtpaket ab 24. April auf Sky für Abonnenten läuft. Nun wird das zeithistorische Spektrum noch um einen weiteren Handlungsort erweitert wird. Nach seiner Rettung aus den Fluten des Atlantiks landet Kapitän Hoffmann in New York, wo ihn der Industriellensohn Greenwood (Vincent Kartheiser) als Berater für seine Rüstungsentwicklung rekrutieren will. Hoffmann versucht über den zwielichtigen Anwalt Berger (Thomas Kretschmann) zurück nach Deutschland zu kommen, gerät aber in Zweifel, als er sich in die afroamerikanische Jazz-Sängerin Cassandra Lloyd (Rochelle Neil) zu verlieben beginnt.

    Abschied aus der Serie

    Derweil schippert das U612 mit drei SS-Männern an Bord in geheimer Mission Richtung USA. Allerdings plant dessen neuer Kapitän (Clemens Schick) samt Boot und Enigma-Dechiffrierer zu den Amerikanern überzulaufen, weshalb ein zweites U-Boot unter dem Kommando des fanatischen Korvettenkapitäns Wrangel (Stefan Konarske) die Verfolgung aufnimmt. In La Rochelle gerät Simone (Vicky Krieps) zunehmend in Lebensgefahr, als sie einer jüdischen Familie bei der Flucht behilflich ist. Krieps – Vorsicht: Spoiler – nimmt in der zweiten Folge Abschied von der Serie, und die Phantomschmerzen über den Verlust bringen die Staffel sichtbar aus dem Gleichgewicht. Denn mit ihr verschwindet auch die Frauenperspektive, was durch zwei weibliche Nebenfiguren nicht ausgeglichen werden kann.

    Und so regieren in der Fortsetzung die Sorgen und Nöte der Männer, die persönliche und vaterländische Loyalitäten hinterfragen und innerhalb der militärischen Ordnung zu Gegnern werden. Das setzt immer noch genügend Dynamik und Spannung frei, um in den Strudel der Episoden-Dramaturgie zu geraten, hat allerdings im Vergleich zur Pilot-Staffel eine deutlich reduzierte emotionale Bandbreite. Als Neuzugang ragt Clemens Schick aus dem formidablen Ensemble heraus, der in die Kapitänsjacke hineingeboren scheint und der Rolle des überzeugten Deserteurs seemännische Attraktivität und Glaubwürdigkeit verleiht.

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