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Schwabenakademie Irsee: Kontroverser Führungswechsel bedroht Kulturnetzwerk

Bezirk Schwaben

Das Netzwerk der Schwabenakademie könnte Schaden nehmen

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    Das Kloster Irsee ist ein Hingucker. Der Plan des Bezirk Schwabens, das dort untergebrachte Tagungshotel organisatorisch wieder enger mit der Schwabenakademie zu verzahnen, stößt auf Kritik.
    Das Kloster Irsee ist ein Hingucker. Der Plan des Bezirk Schwabens, das dort untergebrachte Tagungshotel organisatorisch wieder enger mit der Schwabenakademie zu verzahnen, stößt auf Kritik. Foto: Mathias Wild

    Nach der scharfen Kritik der Dozenten des Schwäbischen Kunstsommers im Kloster Irsee an den personellen und strukturellen Entwicklungen bei der dortigen Schwabenakademie gibt es weitere, kontroverse Beiträge zu dieser Diskussion. Wie berichtet, hatten die namhaften Meister der traditionsreichen Sommerakademie der Schönen Künste in der früheren Benediktinerabtei bei Kaufbeuren angekündigt, für weitere Auflagen der Veranstaltung nicht mehr zur Verfügung zu stehen. Grund dafür seien insbesondere die Kündigung von Sylvia Heudecker, der bisherigen Studienleiterin der Akademie, und deren Umstände.

    Die öffentliche Protestaktion der Meister bei der Abschlussveranstaltung zum Schwäbischen Kunstsommer sei „bedauerlich“, schreibt der Bezirk Schwaben, der Hauptträger der Akademie, in einer umfangreichen Stellungnahme zu den Aussagen der Dozenten und zur Berichterstattung unserer Redaktion. Die Meister hätten diese „anscheinend ohne genaue Kenntnis der Sachlage“ abgegeben, heißt es in dem Schreiben.

    Kritik an Veränderungen in der Schwabenakademie Kloster Irsee

    Mit dieser „Sachlage“ sind die Pläne des Bezirks gemeint, wie die Leitung der Schwabenakademie künftig organisiert wird. Der bisherige Direktor Markwart Herzog, der mit weitreichenden Kompetenzen ausgestattet war, geht zum 1. Oktober in den Ruhestand. Ab dann soll die Geschäftsleitung der Kultur- und Bildungseinrichtung personell von der Planung und Organisation des Kulturprogramms getrennt werden. Für letztere Aufgabe, der Studienleitung, sind laut Bezirk wie bisher zwei Vollzeitstellen vorgesehen. Die Geschäftsleitung wurde „in Form einer Nebentätigkeit“ mit einem Stundendeputat von etwa einer Viertelstelle ausgeschrieben. Diese Aufteilung sei sinnvoll, weil die eher geisteswissenschaftlich orientierte Studienleitung „nicht zwingend“ auch über Kompetenzen wie „Controlling/Rechnungswesen und Personalführung“ verfüge. Von einer „Umstrukturierung“ bei der Schwabenakademie oder einem „Sparprojekt“ könne also keine Rede sein, betont der Bezirk.

    Das sehen die Betroffenen anders. Die bisherige Studienleiterin Heudecker, die vielen als ideale Nachfolgerin Herzogs galt, habe nicht zuletzt durch die Projektleitung der beiden „organisatorisch sehr komplexen und finanztechnisch extrem anspruchsvollen Literaturfestivals“ (Allgäuer Literaturfestival und Literaturfestival Nordschwaben) auch ihre Management-Qualitäten unter Beweis gestellt, betont der scheidende Akademiedirektor.

    Kenner vermuten, dass Stefan Raueiser mehr Einfluss im Haus bekommen soll

    Heudecker selbst und weitere Kenner der Verhältnisse in Irsee vermuten, dass die Neuorganisation der Schwabenakademie dazu dienen könnte, Stefan Raueiser, dem Leiter des ebenfalls im Klosterkomplex angesiedelten Schwäbischen Bildungszentrums, das das dortige Tagungshotel betreibt, mehr Einfluss im Haus zu verschaffen. Deshalb klage Heudecker gegen die Form der Neuausschreibung der Geschäftsleitung der Schwabenakademie. Ihrer Klage wurde stattgegeben, wie das Arbeitsgericht Kempten bestätigt, und die Stelle musste neu ausgeschrieben werden. Schon 2016 gab es Bestrebungen des Bezirks, Herzog die Gesamtleitung der Schwabenakademie zu entziehen und die rechtlich unabhängige Institution organisatorisch enger an das Bildungszentrum zu binden. Dies zeigen Dokumente, die unserer Redaktion vorliegen.

    Inzwischen hat Heudecker bei der Schwabenakademie gekündigt und tritt die Leitung einer größeren Kultureinrichtung weitab des Allgäus an. Die Studienleitung in Irsee soll zwar laut Bezirk bis zum 1. Oktober neu besetzt werden. Doch angesichts des abrupten Führungswechsels gibt es die Befürchtung, dass das über viele Jahre von Herzog und Heudecker aufgebaute, umfangreiche kulturelle Netzwerk Schaden nehmen könnte. Neben den Kunstsommer-Dozenten hätten inzwischen auch die Macher der (kunst-)historischen „Hainhofer-Kolloquien“, ein Förderprojekt der Deutschen Forschungsgemeinschaft, signalisiert, dass die Tagungsreihe an einem anderen Ort fortgesetzt werden könnte. „Das ist alles sehr bedauerlich und schmerzt mich sehr“, sagt Herzog, der seit 1997 für die Schwabenakademie arbeitet, „ich habe mir das Ende meiner Dienstzeit in Irsee anders vorgestellt.“

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