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Schauspiel
19.08.2022

Premiere bei den Salzburger Festspielen: Iphigenia wird zum MeToo-Opfer

Die doppelte Iphigenie: Rosa Thormeyer (vorne) und Oda Thormeyer in der Inszenierung von Ewelina Marciniak bei den Salzburger Festspielen.
Foto: Krafft Angerer, sf

Regisseurin Ewelina Marciniak verpasst dem Mythos bei den Salzburger Festspielen eine neue Deutung. Die antike Geschichte einer Opferung wird zum Missbrauchsskandal. Passt das?

Nein, heute werden Töchter nicht mehr auf dem Altar einer Göttin geopfert. Auch Schicksal und Fluch sind Kategorien, die im Weltbild aufgeklärter Menschen mittlerweile wenig bedeuten. Trotzdem entdeckt die polnische Regisseurin Ewelina Marciniak in archetypischen Stoffen wie dem Iphigenie-Mythos viel Gegenwartsbezug – allerdings unter der Maßgabe, sie beherzt mit neuen Inhalten und Motiven zu überschreiben. Mit solcher Bearbeitung alter Stoffe wurde Marciniak in den vergangenen Jahren im deutschsprachigen Theater als Erneuerin gefeiert, für ihre Mannheimer Inszenierung von Schillers „Jungfrau von Orleans“ etwa, die dieses Jahr zum Berliner Theatertreffen eingeladen wurde.

Nun haben sie und die Autorin Joanna Bednarczyk für die Salzburger Festspiele Euripides’ antikes Drama „Iphigenie in Aulis“ und Goethes klassisches Drama „Iphigenie auf Tauris“ zusammengespannt und einer radikalen Dekonstruktion unterzogen. Zu Erinnerung: Bei Euripides opfert Agamemnon seine Tochter Iphigenie – mit deren Zustimmung – auf dem Altar der Artemis, um mit günstigen Winden in den Krieg gen Troja ziehen zu können. Das Mädchen wird von der Göttin gerettet, muss jedoch bei Goethe ein Leben als Priesterin fern der Heimat fristen.

Regisseurin Ewelina Marciniak inszenierte "Iphigenia" für die Salzburger Festspiele.
Foto: Franz Neumayr

Salzburger Festspielen: "Iphigenia" mit feministischem Kommentar

Die beiden Stücke sind nur mehr der Untergrund, auf den Marciniak und Bednarczyk eine neue Folie auflegen und sie mit einem feministischen Kommentar versehen. Im Gesamtbild wirkt das in etwa zweieinhalb pausenlosen Stunden ermüdend und zurechtgebogen, auch wenn sich die Inszenierung auf ein brillantes Schauspielerensemble verlassen kann und einige eindrückliche Bilder erzeugt. So stellt sie der Handlung eine Art tänzerische Familienaufstellung voran, die vorwegnimmt, um was es im folgenden geht: die Aufarbeitung eines Traumas.

Die Artriden, jene von den Göttern zur Selbstzerstörung verfluchte Familie der Antike, siedelt Autorin Bednarczyk in einem modernen großbürgerlichen Setting an: Agamemnon, der Ethikprofessor (Sebastian Zimmler) mit Klytaimnestra, einer zum Zynismus neigenden Schauspiel-Diva (Christiane von Poelnitz), an seiner Seite. Die Kinder Iphigenia (Rosa Thormeyer), talentierte Pianistin am Beginn einer glänzenden Karriere und den Fußballer Achill (Jirka Zett) liebend, und das Kleinkind Orest. Dazu gesellen sich Agamemnons Bruder Menelaos (Stefan Stern), ein zum Lebemann verkommener Anwalt und seine nymphomane Ehefrau Helena (Lisa-Marie Sommerfeld). „So eine tolle Familie“, sagt die mit bittere-süßem Unterton, der ahnen lässt, dass es eben gerade so nicht ist.

"Iphigenia" in Salzburg: Agamemnon verdonnert seine Tochter zum Schweigen

Agamemnon hat als Ethikprofessor gerade ein Buch über das Verhältnis von Täter und Opfer veröffentlicht. Was Letztere erleiden, nämlich den „existenziellen Sinnverlust“, darüber kann er gut theoretisieren, auch unter Zuhilfenahme Kierkegaards. Wie er Fragen der Moral dennoch geschmeidig zu interpretieren weiß, stellt sich heraus, als ihm Iphigenia offenbart, dass sie seit Jahren von seinem Bruder Menelaus missbraucht wird. Den Skandal kann er gerade jetzt nicht brauchen und verdonnert die Tochter zum Schweigen. Auch auf die Mutter kann sich das Mädchen nicht verlassen. „Du wirst nicht sagen, was Du von dem Menschen hältst, der Dir das angetan hat, und von den Menschen, die das zugelassen haben. Du wirst andere Frauen nicht warnen, denn das bringt nichts“, schleudert sie ihrer Tochter entgegen.

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An die Stelle von Schicksal und Fluch des antiken Mythos tritt im Jahr 2022 also eine individuelle MeToo-Erfahrung, die das antike Opfermotiv mehrfach und krampfhaft in neue Zusammenhänge stellt: Mit entsetzlichem Knacksen bricht sich Iphigenia die Finger, die zuvor noch über die Tasten des Flügels geklimpert haben. Sie opfert ihre aussichtsreiche Pianistinnenkarriere, weil sie selbst zum doppelten Opfer geworden ist; des sexuellen Missbrauchs durch ihren Onkel aber auch zum Opfer von Prestigedenken, Selbstsucht und Feigheit des geliebten Vaters.

Schauspiel-Premiere bei den Salzburger Festspielen: Iphigenias Fluchtort ist ein Ferien-Ressort

Regisseurin Marciniak erzählt ihre Geschichte auf einem nur mit einem Flügel bestückten Holz-Podest, während sich im Hintergrund ein hoher Spiegel immer mehr zur Seite neigt. Vor den Augen des Publikums wird diese Szenerie im zweiten Teil des Abends zum wasserumspülten Ferien-Ressort auf Tauris, auf dem die 20 Jahre ältere Iphigenia (Oda Tormeyer) sich ihrer Vergangenheit stellt. Hier kommt es auch zur großartigsten Szene des Abends, in der sich Iphigenie und Orest mit vertauschten Rollen eine glückliche Kindheit vorspielen, die sie in ihrer Familie nie hatten. „Zieh deine Rolle aus, lege sie ab und stelle sie weit weg von dir in den Raum“, gibt Iphigenia ihrem Bruder mit.

Diese tiefenpsychologische Erkenntnis steht am Ende einer Aufführung, von der der Eindruck bleibt, dass sie viel wollte und viel zu viel machte. Da spaltet sich die Hauptfigur in ein jüngeres und älteres Alter Ego auf, die ihr Handeln gegenseitig kommentieren, obwohl das wenig Erkenntnisgewinn bringt; mischt sich profane Alltagssprache mit intellektuellem Diskurs-Gefasel und Goethe´schem Versmaß und wollen Slapstick-Einlagen der Dramatik dann doch die Spitze nehmen. Damit nicht genug, tritt auch Stefan Stern während der Umbaupause aus seiner Rolle und reflektiert darüber, was es heißt, Menelaos zu spielen.

Zu viel war es wohl auch dem Publikum an diesem Abend in der Spielstätte auf der Pernerinsel. Nach äußerst knappem Schlussapplaus machte es sich auf den Heimweg.

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