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Salzburg
08.08.2022

Familiär gedemütigt, lebend eingemauert: "Katja Kabanova" bei den Salzburger Festspielen

Abweisende Gesellschaft: Eine Hundertschaft dreht Katja Kabanova (Corinne Winters) auf der Bühne der Felsenreitschule den Rücken zu.
Foto: Monika Rittershaus/sf

Die Salzburger Festspiele bringen Janaceks Oper auf die Bühne der Felsenreitschule. Regisseur Barrie Kosky gelingt es im Riesenraum, die Tragödie auf ihre Titelrolle zu fokussieren.

Einmal tut sie das, wovon sie als Kind schon träumte und wovon sie seit ihrer Heirat mit Tichon gesteigert wieder träumt: Sie fliegt. In den Armen ihres Liebhabers Boris wird sie wie ein kleines Kind im Kreis herumgewirbelt – abseits all ihres dörflichen oder kleinstädtischen Elends von engen, abweisenden Herzen.

"Katja Kabanova" in Salzburg: Dem tödlichen Strudel kann sie nicht ausweichen

Einmal, nur einmal fliegt Katja Kabanova. Alles andere in Leos Janaceks machtvoll desillusionierender Oper, Meisterwerk seines reifen Schaffens, ist für sie: Unglück, Verhängnis, tödlicher Strudel, dem sie allenfalls halbherzig ausweichen will, letztlich nicht ausweichen kann. Sie ahnt, wittert ihr Schicksal so überdeutlich, sie liefert sich ihm so ergeben aus, um hernach ohne Not ihren Seitensprung mit Boris so schnell zu gestehen, dass bei ihr fast schon der Verdacht auf Todessehnsucht, auf den Willen einer Selbstvernichtung aufkommen muss.

Wenn eine für einmal Fliegen soviel auf sich nimmt, dann ist es die so fatalistische wie fromme Katja: „Man entrinnt dem Schicksal nicht.“ Was aber bringt sie zu Tode? Und was würde sie im Leben verpassen, wenn sie nicht in die Wolga steigen würde, wie sie es glaubt tun zu müssen als Sühne und aus Vorbestimmung?

Eine Hundertschaft wendet Katja Kabanova auf der Bühne der Felsenreitschule den Rücken zu

Man sieht es jetzt bei den Salzburger Festspielen auf der fast schon theaterfeindlich breiten Bühne der Felsenreitschule in einer erstaunlich harten und kargen Inszenierung des sonst von Regieeinfällen ja übersprudelnden Barrie Kosky: Katja würde inner- und außerfamiliär einen Interessenverbund verpassen, der sich stumm und starr stets abwendet, eingemauert ist – und selbst einmauert.

Kosky und sein Bühnenbildner Rufus Didwiszus lassen dafür eine realistische Puppenbürgerschaft als Hundertschaft auffahren vor den wie klaustrophobisch geschlossenen Arkadenbögen der Felsenreitschule. Man sieht Menschen über Menschen, aufgereiht in diversen Formationen als graue Blöcke, die immer nur eines tun: Katja den Rücken zuwenden (Kostüme: Victoria Behr). Diese Gesellschaft um Katja: im Grunde leblos, unüberwindliche Grenze. Mehr braucht es nicht, um ihre Ausweglosigkeit außerfamiliär kenntlich zu machen. Und innerfamiliär schaut es noch schwärzer aus.

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Ein willensschwacher Ehemann, der sich seinen Gegebenheiten unterwirft – also den bigotten, destruktiven, sadistischen Anordnungen seiner Mutter, somit Katjas Schwiegermutter, der alten Kabanicha. Mit ihrem Stock prügelt sie, mit ihrem Stock fischt sie voll vorwurfsvoller Geste das Kleid der toten Katja aus der Wolga. Und eine ausverkaufte Felsenreitschule, die eine Minute später alle böse Tragik des Werks mit Ovationen überschütten wird, kann in diesem Moment Gedanken lesen.

Was in Kabanichas Kopf vor sich geht, heißt in Großbuchstaben: Gut, dass ich meinen Stock habe, gut dass ich diesen ekligen Fetzen der Verhassten nicht mit Fingern anfassen muss. Diese Kabanicha singt – geboten scharf – Evelyn Herlitzius. Ein Monstrum.

Vor einer Mauer aus Menschenrücken: Das Liebespaar Katja Kabanova und Boris Grigorjevic (Corinne Winters und David Butt Philip). Szene aus Barrie Koskys Salzburger Janacek-Inszenierung. Foto:
Foto: MONIKA RITTERSHAUS

Ihren Demütigungen spüren die Wiener Philharmoniker unter dem dräuend drängenden Jakub Hrusa ebenso nach wie der hymnischen Sehnsucht Katjas. Janaceks 1921 in Brünn uraufgeführte Oper begleitet in Salzburg aus dem Orchester heraus besonders plastisch die Wärme und Kälte der Akteure, ihre Liebe, ihren Hass, ihre Lakonik. Das Orchester versteht das Innere der Protagonisten, es singt instrumental mit, liefert klingende Psychogramme, wendet aber natürlich das Blatt nicht zugunsten Katja Kabanovas.

Es kommt wie es kommen muss, trägt es Katja auch noch so zart in lyrische Höhen. Was folgt, sind immer: niederschmetternde katastrophische Ballungen. Das ist der tschechischen Originalsprache ebenso abgelauscht wie der Handlung abgeschaut. Der Erschütterung kann man sich kaum entziehen.

"Katja Kabanova" bei den Salzburger Festspielen: Das Publikum leidet mit

Im Auge des Sogs: Corinne Winters als Katja. Ein zierliches, verletzliches, gutmeinendes Persönchen von großem, substanzreichem Sopran. Flackert die Höhe mitunter auch: In ihrer sängerdarstellerischen Gesamterscheinung zwingt sie im Riesenraum der Felsenreitschule zu Identifikation. Als gesetzt darf gelten: Das Auditorium leidet bei ihrem Schicksal mit – und dankt genau dafür demonstrativ prasselnd.

Die Königin ist tot, lang lebe die Königin. Ihr zur Seite: Jarmila Balazova als Kabanichas Pflegekind Varvara mit jugendlich-unschuldigem und liedhaft-geradem Mezzo. Unbeschädigt geht auch sie nicht aus dem Suizid der Katja heraus; zu groß war ihre Teilhabe am Verhängnis.

Menschlich schwach, stimmlich stark: David Butt Philip als Katjas Liebhaber Boris, Jaroslav Brezina als ihr Ehemann Tichon und Jens Larsen als Kaufmann Dikoj, den mit der Kabanicha eine spezielle Sado-Maso-Kiste verbindet.

Wie christlicher Glaube und Lebenswirklichkeit brutalst aufeinander stoßen können, das haben wir nun im Salzburg des Jahres 2022 dreifach verfolgt: Bei Marieluise Fleißer („Ingolstadt“), bei Puccinis „Il Trittico“-Teil „Suor Angelica“ und bei Leos Janaceks „Katja Kabanova“. Himmel und Hölle.

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