Startseite
Icon Pfeil nach unten
Kultur
Icon Pfeil nach unten

Sachbuch-Kritik: In einer Beletage in Berlin: Das Sachbuch "In einem alten Haus in Berlin"

Sachbuch-Kritik

In einer Beletage in Berlin: Das Sachbuch "In einem alten Haus in Berlin"

    • |
    In einem alten Haus in Berlin – hier lesen Sie unsere Buch-Kritik.
    In einem alten Haus in Berlin – hier lesen Sie unsere Buch-Kritik. Foto: Verlag

    Der 1. April 1771 ist für Karl Schwarz, Sohn einer Berliner Apothekerfamilie, ein aufregender Tag: Mit seinen Eltern, Bruder Heinrich und Dienstmädchen Martha zieht der Junge in eine neues Zuhause, in eines der typischen Berliner Stadthäuser, das in der Gründerzeit, als Berlin Hauptstadt wurde, gebaut wurde. Unten die Apotheke, in der Vater arbeitet, darüber die Beletage, in der die Familie nun unter hohen Decken, mit einem Badezimmer und einer Toilette mit Wasseranschluss komfortabel leben wird. Unter dem Dach eine Anderthalb-Zimmer-Wohnung in der eine zehnköpfige Familie wohnt. 

    Große Geschichte im Kleinen bringt das Erzählsachbilderbuch „In einem alten Haus in Berlin“ am Beispiel eines Gebäudes und seiner Bewohner näher, und zwar aus der Perspektive der Kinder. Vom deutschen Kaiserreich bis zur Gegenwart, von der Olympiade 1936, den Protesten der 68er bis zur Wiedervereinigung beschreiben Karl, Martha, Anna oder Hans, wie sich das Haus verändert und wie sie politische, soziale und kulturelle Entwicklungen wahrnehmen. Etwa Marthas Verwunderung, dass im November 1918 an einem Tag zwei Republiken ausgerufen werden. 1945 berichtet die 16-jährige Ursula aus dem Keller, in dem sich die Bewohner des Hauses vor den Bomben in Sicherheit gebracht haben. 

    Sachbuch-Kritik zu "In einem alten Haus in Berlin"

    Die Texte von Kathrin Wolf sind gut verständlich und sehr lebendig und geben dabei auch den Zeitgeist einer Epoche sehr gut wieder. So gefällt es Monikas Mutter nicht, dass sich die große Schwester für Filme und Schauspieler interessiert. „Sie sagt immer, Angelika soll lieber mehr Wert auf Sauberkeit und Ordnung legen und zu Hause fleißig mithelfen, damit sie später einmal einen Haushalt führen und eine Familie versorgen kann.“ 

    Den erzählerischen Doppelseiten mit einer Szene aus einem der Räume des Hauses folgt jeweils eine Doppelseite mit Wissen zur Zeit, kindgerecht präsentiert in Cartoons, Erklärtexten und zeittypischen Gegenständen von der Gasmaske in Kriegszeiten zu den Rollschuhen in den 80er-Jahren. Nicht von ungefähr erinnern diese Seiten an ein Museum auf Papier: Das Buch entstand in Zusammenarbeit mit dem Berliner Stadtmuseum. 

    Zum Leben erweckt wird das Haus aber vor allem durch die großartigen Illustrationen von Isabel Kreitz. Realitätsnah und zugleich atmosphärisch machen sie 150 Jahre deutsche Geschichte erlebbar.

    Kathrin Wolf (T), Isabel Kreitz (Ill): In einem alten Haus in Berlin. Gerstenberg, 64 Seiten, 28 Euro, – ab 10.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden