Ohne staatliche Filmförderung geht es nicht, darüber sind sich alle Beteiligten einig. Ohne Förderung würde sich Filmemachen wirtschaftlich nicht rechnen, wäre das Risiko, das mit jedem Film einhergeht, auch nicht mehr zu tragen. Denn Filmemachen ist erst einmal eine teure Angelegenheit. Ein Heer von Menschen ist involviert, von der Drehbuchschreiberin bis zum Kameraassistenten. Material und Räume müssen gemietet werden. Und Postproduktion und Werbung gibt es auch nicht zum Nulltarif. Danach beginnt jedes Mal das Bangen: Kommt der Film beim Publikum an, spielt er seine Kosten wieder ein?
Dank der staatlichen Filmförderung befindet sich Deutschland weiterhin im Reigen der großen Filmproduzenten. Allerdings ist das System in die Jahre gekommen. Es ist schwerfällig, frisst viel Zeit, fördert alle gleich. Kurzum: Die Filmproduzenten werden irre beim Antragstellen, es dauert oft Jahre, bis ein Budget steht. Schnelles Produzieren ist kaum möglich. All das zusammen hat dazu geführt, dass andere Länder mittlerweile Deutschland wegen besserer Produktionsbedingungen überholt haben. Es muss etwas getan werden.
Reform der Filmförderung: Deutschland soll wieder attraktiver als Standort werden
Von der Zeit, als die deutschen Studios sich auf Augenhöhe mit Hollywood bewegt haben, ist man jetzt schon ganze 100 Jahre entfernt, die glorreichen 1920er dienen heute als Filmkulisse. Von den großen bis riesigen Budgets in den USA können deutsche Filmproduzenten nur träumen. Oft sieht man schon auf den ersten Blick, dass das deutsche Kino kleinere Brötchen backen muss – an den Bildern, den Drehorten, der Optik. Die Ausreißer sind rar. Es sind dann aufwendige Serien-Produktionen made in Germany wie „Babylon Berlin“ oder die Netflix-Produktion „Im Westen nichts Neues“, die wie Leuchttürme wirken. Das zeigt: Es würde auch opulent hierzulande gehen, wenn das Budget stimmen würde. Wobei es bezeichnend ist, dass „Im Westen nichts Neues“ zum Großteil in Tschechien entstanden ist, sowohl die Außen- als auch die Studioaufnahmen.
Gut, dass die Reform der Filmförderung da ansetzt. Der Standort muss wieder attraktiver werden. Kulturstaatsministerin Claudia Roth kämpft für ihren Vorschlag, der vor allem über steuerliche Anreize Impulse geben soll. Die Produzenten sind angetan davon. Sie sagen, dass der Staat dabei kein Verlustgeschäft macht, sondern dass jeder Euro, der investiert wird, fünf bis sechs Euro Umsatz schafft, der ja wieder dem Staat zugutekomme. Allerdings sollen Streaming- und Fernsehanbieter in Deutschland dazu verpflichtet werden, mindestens 20 Prozent ihres Budgets in deutsche Produktionen zu investieren. Deren Widerstand sollte man aushalten. Die Kinobetreiber befürchten, dass die größten Profiteure der neuen Filmförderung die Streaminganbieter werden können. Doch vor allem im Kino wird die Vielfalt gepflegt.
Es ist zu begrüßen, dass nun auch die Streaming-Anbieter verpflichtet werden sollen, mehr Geld in Deutschland zu investieren. Profitieren würde von einer geglückten Reform am Ende nicht nur die Branche, sondern vor allem auch das Publikum. Besser ausgestattete deutsche Produktionen hieße auch, dass die eigenen Stoffe hierzulande besser umgesetzt werden können. Filme unterhalten nicht nur, sie greifen die Umwelt auf, machen sie erfahrbar, können Horizonte öffnen, Parallelwelten erklären und das Verständnis einer immer komplexeren Welt erleichtern – und das gerne auch mal in großer Ausstattung und mit brillanter Optik.
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