Für Generationen von Kindern war es ein Lieblingsbuch, doch in den letzten Jahren ist Michael Endes "Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer" in Verruf geraten. Kritiker bemängelten rassistische Formulierungen und stereotype Illustrationen. Der Thienemann Verlag hat nun darauf reagiert.
Neue "Jim Knopf"-Bücher: Das umstrittene N-Wort wurde gestrichen
In Abstimmung mit Michael Endes Erben habe man nun für die Neuausgaben von "Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer" sowie den Folgeband "Jim Knopf und die Wilde 13" – sie kommen am Samstag, 24. Februar, in den Buchhandel – Textänderungen vorgenommen. Unter anderem habe man das N-Wort gestrichen, heißt es in einer Pressemitteilung des Verlages. Auch die Zeichnung von Jim Knopf sei in Absprache mit dem Erben des Illustrators F. J. Tripp angepasst worden. Die Ausgaben mit den schwarz-weißen Original-Illustrationen seien unverändert lieferbar. Sie würden aber zukünftig ein einordnendes Nachwort enthalten, teilte der Verlag außerdem mit.
In "Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer" erzählt Ende die Geschichte des kleinen Jim Knopf, der mit einem Postpaket auf die Insel Lummerland kommt. Weil die Insel zu klein wird, macht er sich später mit seinem Freund Lukas auf in die Welt. Sie begegnen dabei einem Scheinriesen und kämpfen gegen böse Drachen. Das Buch erschien 1960 und erhielt 1961 den Deutschen Jugendliteraturpreis. Berühmt wurde auch die Fernsehfassung der Augsburger Puppenkiste.
Michael Ende hat das N-Wort in "Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer" bewusst verwendet
Damit Kinder, die die Bücher jetzt lesen, diese sprachlichen Elemente nicht in ihren Alltagswortschatz übernehmen, hat der Thienemann Verlag nun entschieden, das N-Wort zu streichen und die stereotypen Beschreibungen zu reduzieren. "Wir sind sicher, damit ganz im Sinne von Michael Ende, der bekanntermaßen weltoffen, respektvoll und immer für die Kinder war, zu handeln. " Beide „Jim Knopf“-Bände handeln von der Freundschaft unterschiedlicher Personen, der Akzeptanz des Fremden und Andersartigen und der Überwindung von geglaubten Feindschaften. Michael Ende habe in diesen Abenteuergeschichten ein Gegenbild zur nationalsozialistischen Ideologie gezeichnet, mit der er in seiner Jugend selbst konfrontiert war. Das N-Wort habe Michael Ende Anfang der 1960er-Jahre bewusst nur Herrn Ärmel in den Mund gelegt, um auf die fehlende Weltoffenheit dieses typischen Untertans hinzuweisen.
Heute jedoch könne auch ein solch distanzierter Gebrauch als diskriminierend gewertet werden., räumt der Thieneman Verlag nun ein. Dasselbe gelte für die Gleichsetzung von schwarzer und schmutziger Haut, die Michael Ende als eines der Stilmittel einsetzt, um die enge Verbindung zwischen Jim Knopf und dem Lokomotivführer Lukas besonders zu betonen.
Die Illustrationen von F. J. Tripp wurden angepasst
Nicht nur Textpassagen wie diese sind nun überarbeitet worden, sondern auch die Schwarz-Weiß-Illustrationen von F. J. Tripp. Der Illustrator hat die Figuren überzeichnet, so auch die Darstellung von Jim Knopf selbst. Wie sein väterlicher Freund Lukas hat Jim Knopf ein quergelegtes Oval als Kopf, dieselben kugelrunden Augen, eher abstehende Ohren und einen breiten Mund. Die dicken rosafarbenen Lippen und die schwarze Haut, die ohne Begrenzung in die schwarzen Haare übergeht, könnten in der heutigen Betrachtung und vor dem Hintergrund der Rassismuserfahrungen Schwarzer Menschen aber irritieren. Aus diesem Grund ist die Zeichnung von Jim Knopf in den überarbeiteten kolorierten Neuausgaben in Absprache mit dem Erben von F. J. Tripp ebenfalls angepasst worden. Die Änderungen werden in den Neuausgaben der 2015 erschienenen, farbig illustrierten Ausgabe umgesetzt.