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Porträt: Stephen Frears ist der Monarchenversteher unter den Regisseuren

Porträt

Stephen Frears ist der Monarchenversteher unter den Regisseuren

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    Auch Monarchen sind nur Menschen, zu sehen in den Filmen von Stephen Frears.
    Auch Monarchen sind nur Menschen, zu sehen in den Filmen von Stephen Frears. Foto: Jens Kalaene, dpa (Archivbild)

    Stephen Frears, 82, ist seit Kurzem Sir König Charles III. hat ihn zum Ritter ernannt und diesmal hat der Regisseur auch zugestimmt. Vor etwa 15 Jahren hatte das Königshaus schon einmal angefragt, und Frears, Sohn eines Arztes und einer Sozialarbeiterin, dankend abgelehnt. Es erschien ihm als Republikaner und Vertreter des Anti-Establishment absurd, wie er im Interview mit der Süddeutschen Zeitung erzählte.

    Absurd? Bekannt geworden ist Frears 1985 mit dem Sozialdrama "Mein wunderbarer Waschsalon", er drehte mit Hollywoodstars erfolgreiche und oscarprämierte Filme wie "Gefährliche Liebschaften", wurde gefeiert für seine Verfilmung des Kultromans "High Fidelity" – aber mit die größte Anerkennung brachte ihm der Film "Die Queen" mit Helen Mirren in der Rolle von Queen Elizabeth, die sich nach dem Tod von Lady Diana gegenüber der Öffentlichkeit in tagelanges Schweigen hüllt. Das englische Königshaus hat sich zum Film nicht geäußert, Frears weiß auch nicht, ob und wer ihn aus der Familie gesehen hat, aber die Windsors dürften zumindest nicht allzu verärgert über diese Nahaufnahme gewesen sein: Weil Frears Queen Elizabeth nicht als gefühlskalte, vom wahren Leben entkoppelte Monarchin zeigte, sondern, wie er sagt, "als menschliches Wesen". 

    Stephen Frears zeichnet ein anderes Bild des Monarchen

    Auch im Film "Victoria & Abdul" schaut Frears aufs Königshaus, auf eine Regentin und ihren Diener, und in seinem neuesten Werk befasst sich der Regisseur nun erneut mit einem Monarchen: In "The Lost King" erzählt er die wahre Geschichte der Amateur-Archäologin Philippa Langley, deren Recherchen ihn zum Grab von Richard III. führte – den Ruhm aber kassierten Wissenschaftler der Universität Leicester. Und wieder zeichnet Frears ein anderes Bild, nicht des buckligen, grausamen, kindermordenden Schurken, sondern eines Reformers.

    Typisch aber für Frears, der als einer der wichtigsten Vertreter des sozialkritischen New British Cinema gilt, auch dies: Der Blick in die Wohnzimmer der englischen Mittelschicht, in diesem Fall einer chronisch erschöpften alleinerziehenden Mutter. Es seien die wahren Geschichten, die sich besser verkaufen, sagt Frears: "Da ist das Publikum mehr bei dir." Frears, der in Cambridge Jura studierte, lange für die BBC arbeitete, trägt übrigens die Ehrendoktorwürde der Universität Leicester. Er habe eigentlich damit gerechnet, dass sie ihm den Titel wieder nehmen. Einige der Wissenschaftler sprachen von Rufmord. Sir Stephen Frears sagt: "Leute, es ist doch nur ein Film."

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