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Porträt: Nicht mehr Grindelwald, nicht mehr Jack Sparrow: War’s das mit Johnny Depp?

Porträt

Nicht mehr Grindelwald, nicht mehr Jack Sparrow: War’s das mit Johnny Depp?

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    Johnny Depp, hier noch vor dem Urteil gegen ihn beim Zürich Film Festival im Herbst 2020.
    Johnny Depp, hier noch vor dem Urteil gegen ihn beim Zürich Film Festival im Herbst 2020. Foto: Alexandra Wey, dpa

    Obacht, dies ist eine politisch fragwürdige Vermisstenanzeige. Nicht ganz so unkorrekt, wie eine für Kevin Spacey oder Charlie Sheen wäre? Jedenfalls teilt der Gesuchte mit den Schauspielerkollegen das Schicksal: nach persönlichen Verfehlungen Paraderollen verloren zu haben, von Bildschirm und Kinoleinwand genommen worden zu sein. Wo ist Johnny Depp? Zurückgezogen auf die Karibikinsel, die er sich 2004 gekauft hat?

    Vor bald eineinhalb Jahren fiel das Urteil gegen Johnny Depp

    Wenn nun Teil 3 von J. K. Rowlings „Phantastische Tierwesen“ ins Kino kommt, wird er nun in der Rolle des Schwarzmagiers Grindelwald eben ersetzt sein durch Mads Mikkelsen. Selbst die durch ihn als Pirat Jack Sparrow Kult gewordene „Fluch der Karibik“-Reihe wird, daran ließ Disney wenig Zweifel, ab dem im Werden begriffenen Teil sechs ohne ihn auskommen. Nein, auch kein kleiner Gastauftritt neben der neuen Hauptdarstellerin Margot Robbie. Reboot heißt hier: Stiefeltritt für Johnny.

    Und eineinhalb Jahre liegt der Bruch bald zurück, das richterliche Urteil, Depp sei Kurzzeitgattin Amber Heard gegenüber gewalttätig geworden. Seitdem vom vormals unentwegt, ob schrullig oder ernsthaft, jedenfalls groß im Kino laufenden Liebling der Massen praktisch nichts mehr: ein verschämt im Streaming versteckter Thriller „City of Lies“ und ein Auftritt in seiner gelegentlichen Rolle als Produzent beim Musikfilm „Shane“.

    Wird das so bleiben? Kann das so bleiben, wo man doch weiß, dass Depp trotz zwischenzeitlichen Jahresverdiensten von bis zu 50 Millionen Dollar in Geldnöten steckt? Nächstes Jahr wird er 60, Tochter Lily-Rose (aus der Ehe mit Vanessa Paradis) macht Karriere – aber ist die des Vaters wirklich vorbei? 35 Jahre nach ihrem fulminanten Start aus der Asche?

    Vom Scheidungs- und Drogen-Kid mit Rockstar-Träumen war er mit der TV-Serie „21 Jump Street“ zum Jugendidol geworden. Und was hatte sich daraus zehn Jahre danach entfaltet! Mit „Edward mit den Scherenhänden“ und „Angst und Schrecken in Las Vegas“ ein ganzes Spektrum im Schrägen, mit „Gilbert Grape“ und „Arizona Dream“ ein Charakterdarsteller.

    Rockstar ist Johnny Depp auch, mit den Hollywood Vampires

    Ob er genug daraus gemacht hat? Vor allem zuletzt: Zu viel Quatsch wie „Lone Ranger“, zu wenig Qualitatives wie „Black Mass“? Das Komödiantische ist halt mit ihm durchgegangen. Und hat ihm (neben denen für „Finding Neverland“ und „Sweeney Todd“) ja als Jack Sparrow auch eine Oscar-Nominierung eingebracht. Disney und den Bann hin oder her: Die Figur betrachtet Johnny immer noch als seine und keine verlorene – wenn er sie auch nur auf einem Kindergeburtstag spiele. Er fühlt sich als Opfer der „Cancel Culture“, nennt es „Ansturm auf Verurteilung, die im Wesentlichen schlichtweg auf nichts weiter basiert als verschmutzter Luft“. Ob Depp hier also bloß Objekt einer Tragödie ist? Darüber befinde jeder und jede selbst. Für ihn bleiben womöglich nur die Rollen als Produzent – und als Rockstar, der er inzwischen doch auch ist, etwa die Gitarre schwingend an der Seite von Alice Cooper bei den Hollywood Vampires. Aber der Film würde er schon fehlen …

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