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Porträt: Die Neugier treibt sie an: Nicole Heesters wird 85

Porträt

Die Neugier treibt sie an: Nicole Heesters wird 85

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    „Ich bete zu Gott, dass ich gesund und unabhängig bleibe“: Schauspielerin Nicole Heesters.
    „Ich bete zu Gott, dass ich gesund und unabhängig bleibe“: Schauspielerin Nicole Heesters. Foto: Jens Kalaene, dpa (Archiv)

    Natürlich war der berühmte Name ein Sprungbrett. „Aber springen musst du schon selber“, hat der Grandseigneur der Operette Johannes Heesters seiner Tochter Nicole mit auf den Weg gegeben, als die sich anschickte, Schauspielerin zu werden. Dabei fiel das erste Urteil des Vaters vernichtend aus: „So etwas Unbegabtes habe ich noch nie gesehen“, soll Jopie gesagt haben, als das Kind im Hinterzimmer des Tiroler Hofs in Bad Aussee ein Märchen aufführte und alle Rollen selbst spielen musste, weil die Dorfkinder nicht mehr mitmachen wollten.

    Es wird dann nicht nur das renommierte Wiener Max-Reinhardt-Seminar, an dem sie Schauspielunterricht bekam, sondern doch auch ein wenig Talent mit im Spiel gewesen sein, das für die weitere Laufbahn förderlich war. Schließlich hatte sie nicht nur einen Vater vom Fach, sondern mit der Opernsängerin Louise Ghijs auch eine Mutter, die auf der Bühne zu Hause war.

    Mit 16 hatte Nicole Heesters ihre erste Filmrolle

    Und so ist sie mit ihrem berühmten Namen dann losgesprungen: So hoch und so weit, dass sie heute als eine der großen Charakterdarstellerinnen verehrt wird. Begonnen hatte der Sprung mit 16, als sie die erste Filmrolle in der Komödie „Ich und meine Frau“ (1953) erhielt. Bald ging sie ans Schauspielhaus Düsseldorf, weitere große Bühnen in Hamburg, Berlin, Bochum, Wien und München folgten. In die Fernsehgeschichte ging sie 1978 als erste „Tatort“-Kommissarin ein, wollte dann aber beim Bäcker nicht als Frau Buchmüller, wie sie in ihrer Rolle hieß, angesprochen werden und beendete das Gastspiel nach drei Folgen.

    Gerade kann man Nicole Heesters in Stuttgart erleben, wo sie in „Ökozid“ als Angela Merkel auf der Bühne steht. Auch in München begeistert sie mit ihrem die Untiefen einer Figur auslotenden Spiel als einzige Frau in dem Sechs-Stunden-Stück „Das Vermächtnis“ am Residenztheater.

    Nicole Heesters feiert ihren 85. Geburtstag

    Heesters leidet also nicht unter dem Stigma des Alters – an diesem Montag feiert sie ihren 85. Geburtstag –, das vielen Frauen die guten Rollen verwehrt. Seit knapp sieben Jahrzehnten spielt sie Modernes und Klassisches, Leichtes und Schweres, Film und Theater. Nele Neuhaus („Tiefe Wunden – Ein Taunuskrimi“) und William Shakespeare (u. a. „Hamlet“) vereinen sich wunderbar in dieser Frau, die so elegant und distinguiert wirkt und doch auch so voller Begeisterung erzählen kann. Neugier sei ihre Antriebskraft, erzählt sie immer wieder, und welch großes Glück sie habe, diesen „fantastischen Beruf“ auszuüben, der wach halte und einen in Spannung versetze.

    Dieses Glück stand ihr auch in ihrem Privatleben zur Seite, mit ihrem „wunderbaren Vater“, der zu Hause so stinknormal gewesen sei, mit ihrem Ehemann, dem Bühnenbildner Pit Fischer, und den beiden Kindern. Fischer starb vor zwölf Jahren. Seitdem fährt Heesters jedes Jahr am Todestag nach Venedig, wo die Urne ihres Mannes im Canal Grande liegt.

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