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Porträt: Der mit den Schutzengeln: Keith Richards feiert seinen 80. Geburtstag

Porträt

Der mit den Schutzengeln: Keith Richards feiert seinen 80. Geburtstag

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    Keith Richards wird 80.
    Keith Richards wird 80. Foto: Evan Agostini, dpa

    Google ist ja recht erfinderisch, was selbst gestellte rhetorische Fragen angeht, die der Menschheit angeblich unter den Nägeln brennen. Schaut man nach, welche News es zu Keith Richards gibt, dann wird man als Erstes einfühlsam aufgefordert, der Antwort auf die Frage nachzugehen: „Warum lebt Keith Richards noch?“

    Gut, dass der erkennbar lebensgegerbte Rhythmus- und Leadgitarrist der Rolling Stones so lässig, so cool ist – ja Verständnis dafür aufbringt, dass hie und da basses Staunen darüber herrscht, dass „ich am Leben bin“. Woher das Verständnis kommt, obwohl der nunmehr 80-Jährige für 2024 eine US-Tour mit jener Tanzkapelle plant, deren Gründungsköpfe – Mick Jagger und eben Keith Richards – zusammen 160 Jahre auf die Waage werfen. Das Verständnis rührt wohl von einem – sagen wir mal – etwas unstet geführten Lebenswandel. Ein ergebener Beamter wäre Keith nie geworden. 

    Der Blues und der Rock ’n’ Roll haben zu den Rolling Stones geführt

    Davor stand die Musik, die schwarze aus dem US-Süden und Chicago. Sie ist das Elixier des in Dartford, knapp hinter Greater London Geborenen, wo er mit Mick die Grundschule besuchte und später dann am Bahnhof eine fürderhin reichlich aufgeladene, reichlich verzwickte Freundschaft begann. Der Blues und der Rock ’n’ Roll sind’s gewesen, sie haben 61 Jahre Rolling Stones verschuldet. Der Blues und Rock ’n’ Roll mit seinen Heroen Muddy Waters und Chuck Berry waren es letztlich wohl auch, die Keith vor dem Allerallergröbsten bewahrten. Nachdem er sich gewiss nicht jungfräulich gegenüber Marihuana, LSD, Koks und Heroin verhalten hatte – von Zigaretten und harten Drinks mal abgesehen –, kratzte er in den 80er Jahren nicht ab, sondern gerade noch die Kurve. Musizieren war ihm denn doch wichtiger als der vorzeitige Gang alles Fleischlichen. Warum also lebt Keith noch? Man kann die Frage auch beantworten mit dem Hinweis: durch den Blues und eine Garnison Schutzengel.

    So steuert er weiter packend räudige Riffs, triftige Licks zu den energetischen Auftritten des Stones-Methusalem-Komplotts bei, die ja sowieso gespeist sind vor allem von den epochalen Songs der Band-Köpfe. Zwei Songs pro Show sind Keith seit Langem reserviert, und dann horcht die sonst aufgebrachte Gemeinde andächtig jener rauen, heißeren, unwiderlegbar authentischen Stimme, die in Schulzeiten noch hell Händels „Hallelujah“ intoniert hatte.

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