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Porträt: Dagobert Duck wird 75 und heißt eigentlich ganz anders: Gestatten, Scrooge!

Porträt

Dagobert Duck wird 75 und heißt eigentlich ganz anders: Gestatten, Scrooge!

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    Der gute Kapitalist? Dagobert alias Scrooge jedenfalls scheint neben jeder Menge Schotter doch auch ein Herz zu haben...
    Der gute Kapitalist? Dagobert alias Scrooge jedenfalls scheint neben jeder Menge Schotter doch auch ein Herz zu haben... Foto: Egmont Ehapa

    Eine komische Figur, die da in ihrer Fabrikantenvilla vor sich hin schimpft? „Hier sitz’ ich nun, mutterseelenallein, und Weihnachten steht vor der Tür! Wenn der ganze Rummel nur erst vorbei wär’! ‚Fest der Liebe‘ nennen sie’s! Liegt mir einfach nicht! ( …) Grauenhaftes Fest.“ Oder grauenhafter Typ? Darüber lässt sich trefflich streiten. Nicht aber darüber, dass dies eine doppelt bedeutungsvolle Szene ist. 

    Carl Barks, sein Dagobert und Charles Dickens' Weihnachtsgeschichte

    Denn zum einen tritt damit im Dezember 1947 im Comic „Die Mutprobe“ von Kult-Zeichner Carl Barks zum ersten Mal jene Figur auf, die hierzulande alle als Dagobert Duck kennen, die reichste Ente der Welt. Zum anderen aber wird da die Weihnachtsgeschichte überhaupt im englischsprachigen Raum zitiert, Charles Dickens’ „A Christmas Carol“. Da hasst ein sehr reicher, sehr geiziger und sehr widerlicher Mensch namens Ebenezer Scrooge das Fest der Liebe – aber wird von Geistern der Weihnacht doch erweicht zum Mitgefühl. 

    Eindeutig wird der Verweis durch den Namen des Billionärserpels im Original: Scrooge McDuck. Unser Onkel Dagobert ist also Uncle Scoorge, für die Großneffen Tick, Trick und Track (eigentlich Huey, Dewey und Louie) wie für die neckische Feindin, die es auf seinen ersten selbst verdienten und darum als Heiligtum bewahrten Kreuzer, den Glückzehner, abgesehen hat, für Gundel Gaukeley (eigentlich Magica De Spell), schon mal: Scroogey. 

    "Geld allein macht nicht glücklich, selbst Dagobert Duck nicht"

    Aber ist er auch so ein menschenfeindliches, mitgefühlsloses Kapitalisten-Ekel wie der Typ bei Dickens? Zu Beginn hatte er, auch als sehr alt dargestellt, durchaus die Tendenz. Aber für Erfinder Barks und Nachfolger (und Dagobert-Biografen) Don Rosa gab er als abenteuerlustiger, aktiver und – bei aller eisenharter Geld(speicher)versessenheit vor allem den Trillingen, auch Erfinder Daniel Düsentrieb und sogar mal dem Neffen und Nichtsnutz Donald gegenüber – Kapitalist mit Herz doch viel mehr her. Selbst ewige Gegenspieler wie die Panzerknacker und Klaas Klever würde der Mensch, äh, der Erpel Dagobert wohl nicht missen müssen. Dieser Scrooge scheint Geister der Weihnacht zu kennen. Der gute Reiche also? Der aktuelle Chefredakteur der „Lustigen Taschenbücher“, Marko Andric, jedenfalls versichert: „Geld allein macht nicht glücklich, selbst Dagobert Duck nicht.“ Ob Entenhausen also "wirklich" in den USA liegen kann?

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