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Porträt: Bonnie Garmus: Das ist die Autorin hinter dem Bestseller des Jahres

Porträt

Bonnie Garmus: Das ist die Autorin hinter dem Bestseller des Jahres

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    Bonnie Garmus, Autorin des Romans "Eine Frage der Chemie".
    Bonnie Garmus, Autorin des Romans "Eine Frage der Chemie". Foto: Thomas Banneyer, dpa

    Die Geschichte ist so unrealistisch, dass man sie als die Handlung eines Romans wohl nicht glauben würde. 

    Da ist eine Frau, die gerade noch kein Mensch kannte, die – wie wohl gar nicht wenige Menschen – lange vergeblich die Veröffentlichung eines eigenen Romans erträumt hat. Und die nun – als absolute Ausnahme in einem schrumpfenden, immer mehr auf Star-Bestseller basierenden Markt – mit ihrem Debüt gleich das weltweite Erfolgsbuch landet. Die offiziell auch an der Spitze der Jahresabrechnung 2022 in Deutschland steht. Wo sonst Juli Zeh oder Sebastian Fitzek thronen, prangt: Bonnie Garmus, 65, gebürtige Kalifornierin, von Beruf Kreativdirektorin. 

    "Eine Frage der Chemie" als feministische Parabel

    Aber wer glaubt auch die Geschichte in ihrem Buch „Eine Frage der Chemie“? Eine so kluge wie eigenwillige Frau namens Elisabeth Zott wird zum Star einer TV-Kochsendung – weil sie durch das Zumuten von wissenschaftlichen Erläuterungen und das Einflechten emanzipatorischer Gedanken für die Zuschauerinnen zur Tankstelle des Selbstwertgefühls wird. In den USA der 50er und 60er. Samt einem Hund, der Menschensprache versteht … Ein bisschen zu märchenhaft vielleicht? 

    Nein, das dann auch nicht. Und das gehört wesentlich zu diesem Erfolg. Denn zum einen beginnt Zotts Geschichte wie einer dieser Liebes-Bestseller – um dann aber das Erwartbare mit einem tragischen Unfalltod zu brechen. Was das Ringen um Behauptung der Chemikerin und Köchin, der Frau und Mutter, dann umso dringlicher macht. 

    Zwei Millionen Dollar für das Manuskript von Bonnie Garmus

    Zum anderen war der Erfolg letztlich nicht ganz unerwartet. Bonnie Garmus, die mit Mann und zwei Töchtern in London lebt und wie ihre Heldin sehr gut rudert, wurde mit dem zeitgeistpassend, feministisch bewegten Manuskript von Verlagen umschwärmt, soll zwei Millionen Dollar dafür bekommen haben, wurde Messen bereits als kommender Knüller präsentiert. Das Buch Anfang des Jahres bereits für Übersetzungen in 35 Sprachen verkauft, die Verfilmung zur Serie in Planung. Und die Leserinnen haben ihre charmante Parabel dann auch wunderbar aufgenommen. 

    Die Botschaft aber möge umfassend gehört werden: Das Publikum will nicht nur mit dem Erwartbaren, möglichst Niederschwelligen, Quotenklischees Entsprechenden gestopft werden – es wertschätzt, sich ernst genommen zu fühlen, will sich im Zweifelsfall mal eher über-, als dauerhaft unterfordert wissen. Es lebe das Prinzip Elisabeth Zott!

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