Es ist nicht lange her, da haben sich die Gallagher-Brüder noch öffentlich beschimpft. Noel machte sich über Liam lustig, und Liam bezeichnete seinen älteren Bruder gerne als „Kartoffel“. Es schien, als wollten sie nie wieder gemeinsam in einem Raum sein, geschweige denn gemeinsam auf Tour gehen. Doch jetzt gilt für die Musiker offenbar der Titel eines 1996 veröffentlichten Songs der Band Oasis: „Don’t Look Back in Anger“, zu Deutsch „Schau nicht im Zorn zurück“.
15 Jahre ist es her, dass sich die Könige des Brit-Pop und Mitglieder der Kultband der 90er Jahre einmal zu viel und schließlich wohl zu heftig aneinander geraten waren. Noch im Frühjahr dieses Jahres wies Liam Gerüchte zu einem Comeback von Oasis vehement zurück. „Es ist vorbei“, betonte er. Seit 2009 stand er nicht mehr mit seinem Bruder Noel auf der Bühne. Eine Wiedervereinigung? Daran war nicht zu denken.
Oasis-Comeback: Gallagher-Brüder überwinden Streit für Tour 2025
Umso überraschender kam die Nachricht, dass die Musiker aus Manchester noch doch ein Comeback planen. „Das ist es, das wird passieren“, schrieb die Band auf X, früher Twitter am Dienstag. Oasis kündigte eine Tour durch Großbritannien und die Republik Irland im kommenden August 2025 an, mit Konzerten in Cardiff, Manchester, London, Edinburgh und Dublin. Der Vorverkauf beginne am Samstag, 31. August. Auf der Website bestätigte die Band, dass weitere Konzerte jenseits von Europa stattfinden werden.
Seit Tagen brodelte die Gerüchteküche, vor allem, nachdem Noel und Liam am Wochenende eine Bekanntmachung für acht Uhr am Dienstagmorgen angekündigt hatten. Die Musikszene war wie elektrisiert. Würde es wirklich zu einer Wiedervereinigung kommen? Fans und britische Medien reagierten auf die Bestätigung euphorisch. Der Post der Band erhielt innerhalb von wenigen Minuten Tausende Likes. „Hört auf zu weinen“, so die Boulevardzeitung The Mirror. „Sie sind wieder zurück“. Man sei „verrückt danach”, schrieb die Daily Mail in Bezug auf die angekündigten Konzerte.
Es wurde viel darüber spekuliert, was die Gallagher-Brüder dazu bewogen haben könnte, sich 15 Jahre nach ihrer berüchtigten Trennung wieder zusammenzutun. War es Noels Scheidung im vergangenen Jahr, die Aussicht auf das Geld, der Druck der Fans? Eine Pressemitteilung der Band, die die Wiedervereinigung ankündigte, spielt auf die Gerüchte an. Es sei kein spezielles Ereignis verantwortlich gewesen, sondern die „allmähliche Erkenntnis, dass die Zeit reif ist“, hieß es dort.
Der Aufstieg von Oasis war kometenhaft
Ihre brüderliche Verbundenheit hatte Oasis einst zu einem kometenhaften Aufstieg verholfen. Nach dem Durchbruch mit dem Debütalbum „Definitely Maybe“ (1994) machte der Nachfolger „(What‘s the Story) Morning Glory?” 1995) die Musiker zur Brit-Pop-Band schlechthin. „Some Might Say“ wurde ihr erster Nummer-eins-Hit in Großbritannien und „Wonderwall“ zur Hymne einer ganzen Generation. Oasis stammt aus einer Zeit, als Tony Blair Premierminister und das Vereinigte Königreich noch als cool galt, viele Britinnen und Briten anders als heute positiv in die Zukunft blickten.
Fast so bekannt wie die Hits von Oasis sind jedoch auch die Streitereien der beiden Brüder. Ihre öffentlichen Auseinandersetzungen in den 1990er und 2000er Jahren waren zuverlässiges Futter für die Boulevardpresse. Noel, der Songwriter mit dem ruhigen Auftreten und dem bissigen Humor, und Liam, der charismatische Sänger mit der Neigung zu Wutausbrüchen, schienen dazu bestimmt, miteinander im Clinch zu liegen.
Das endgültige Aus von Oasis kam im August 2009
So erinnerte sich Liam in einigen Dokumentationen an einen Vorfall, als er betrunken ins gemeinsame Schlafzimmer kam und versehentlich auf Noels neue Stereoanlage urinierte. „Ich glaube, das war der Anfang des Grolls“, sagte er. Auf ihrer ersten US-Tournee 1994 änderte Liam die Texte seines Bruders, was Noel dazu veranlasste, die Band zeitweise zu verlassen.
Das endgültige Aus kam jedoch vor einem Auftritt im August 2009 beim Festival „Rock en Seine“ in der Nähe von Paris. Dabei soll es zu verbalen und körperlichen Auseinandersetzungen zwischen den Brüdern gekommen sein. Die Band trat nicht auf. Auf der offiziellen Website veröffentlichte Noel damals eine Stellungnahme. Er verlasse Oasis „mit etwas Traurigkeit und großer Erleichterung“. Er könne „einfach keinen weiteren Tag mit Liam arbeiten“, schrieb er.
Nun wollen es die beiden doch noch einmal miteinander versuchen. Ob das gut für den Seelenfrieden der Musiker ist? Finanziell lohnt sich die Entscheidung auf jeden Fall. Experten schätzen, dass Oasis mit einer Reunion-Tour und Merchandising einen dreistelligen Millionenbetrag einnehmen könnte.
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