Sex, Drugs and ... Orgelspiel? „Unerhört!“, skandiert da der Herrengesangsverein. Unser Johann Sebastian Bach, er war doch ein kreuzbraver, ein gottesfürchtiger Mann? Trotzdem: Im Jahr 1717 landete der Barockkomponist hinter Gittern. Die Urteilsbegründung klingt heute fast physiotherapeutisch: „Halsstarrigkeit“ – angeblich wollte Bach, der Rebell, seinen Arbeitsvertrag mit dem Herzog von Weimar brechen. Und jetzt, dreihundert Jahre später? Alles vergessen und begraben? Nein, Kriminologen rücken Bach wieder an den Leib. Das Blatt „Archiv für Kriminologie“ spricht ein Urteil über Bach: Er war ein Langfinger. Mit kleinen Füßen.
Johann Sebastian Bach hatte sehr große Hände
Seit 2018 kennt die Forschung seine Handschuhgröße: Bach, der nur 1,67 Metern maß, hatte Pranken. Einen riesigen Tastenabstand konnte er mit nur einer Hand an der Orgel greifen – eine Oktave und vier Tonschritte weiter. Diese Fingerspannbreite erreichten nach ihm nur wenige Tastengötter. Zum Beispiel: Sergej Rachmaninow. Der Russe war aber auch ein Notenschrank von einem Kompo- und Pianisten, 1,98 Meter groß, gefühlt 50 Prozent davon Hand. Robert Schumann soll dagegen an den Händen verzweifelt sein: Fingerspanner, Fingerschweller – Geräte aus dem Fundus der Inquisition? Werkzeuge, mit denen er seine Hände dehnte. Da vertraute Bach lieber auf den Fingerzeig Gottes: „Die Seele ruht in Jesu Händen“ verspricht eine Arie aus seinem ellenlangen Werkverzeichnis.
Bachs Schuhgröße half ihm beim Orgelspiel
Und die Bach-Forschung blickt jetzt auf Bachs weitere Extremitäten: Der Langfinger lebte wohl auf kleinem Fuß. Forscher haben historische Skizzen vermessen: Bach trug Schuhgröße 41. Orgelspiel-Gardemaß, „nahezu ideal“, schmale Füßlein treffen exakt die Pedale am Boden. Mauken und Pranken machen die Musik.