Rea Garvey ist mit großer Wahrscheinlichkeit der bekannteste Ire Deutschlands. Mit der Band Reamonn ("Supergirl") stürmte er Anfang der 2000er Jahre die Charts und Radio-Playlisten, heute ist er als Solokünstler ("Kiss me") und TV-Juror bekannt, hat mit Nelly Furtado, Mary J. Blige und Paul van Dyk gearbeitet und engagiert sich im Klimaschutz und für ukrainische Kriegsopfer. An der Grünen Insel liebt er eigentlich am meisten, dass er dort noch unerkannt im Pub sein kann. Am heutigen 3. Mai wird Rea Garvey 50 Jahre alt.
Einer von vielen
"Ich weiß, ihr hört das ungern über euch selbst, aber Deutschland ist ein tolles Land", sagte Raymond Michael "Rea" Garvey in einem "Gala"-Interview über seine Wahlheimat, wo er seit 1998 lebt. "In Irland war ich einer von vielen Musikern, war eingeengt. In Deutschland habe ich mich sofort wohlgefühlt."
Aufgewachsen ist der Sänger und Gitarrist in Tralee im westirischen County Kerry als Sohn eines Polizisten und Bruder von sieben Schwestern. Wie es für seine Generation typisch war, besuchte er eine katholische Schule. Dem Musikjournalisten Olaf Neumann verrät er später, die Erziehung dort habe er als streng in Erinnerung. "Als sehr streng. Damals durfte man in Irland nichts gegen die Kirche sagen.
Rea Garvey fällt im ersten Anlauf zwar durch die Abschlussprüfung, schließt aber dann sein Studium in Marketing, Administration und Französisch erfolgreich ab. Der Arbeitsmarkt hat jedoch nicht viel von ihm: Garvey gibt als junger Erwachsener einen "normalen" Job schnell wieder auf - für die Musik. Mit der Dubliner Band The Reckless Pedestrians steht er fortan auf der Bühne, tourt, unter anderem auch durch Deutschland.
Mit 50 D-Mark in der Tasche
Land und Leute gefallen ihm. Schließlich beschließt er, ohne die Landessprache zu können, dafür aber mit einer Demo-CD und 50 D-Mark in der Tasche, nach Deutschland auszuwandern. Auf Festivals jobbt er als Roadie und verkauft T-Shirts an Merchandising-Ständen, lernt schnell Deutsch. Für eine Weile lebt er in der Nähe von Wilhelmsdorf, Landkreis Ravensburg.
Mit einer Zeitungsanzeige ("Sänger sucht Band für Platte und Tour") ändert sich alles. Zusammen mit Mike Gommeringer, Sebastian Padotzke, Uwe Bossert und Philipp Rauenbusch gründet Garvey Reamonn. Bereits 1999 bekommen sie Angebote von mehreren Labels. Zur gleichen Zeit lernt er seine große Liebe Josephine kennen - verliebt sich am Telefon zuerst in ihre Stimme, als sie das Management für die Band übernimmt, dann in die ganze Frau. "Sie ist mein Ein und Alles", sagt er. Der größte Hit der Band - "Supergirl" auf dem ersten Album "Tuesday" - handelt von ihr. Es wird einer der Hits des Jahres 2000, bis heute ist der Song auf Spotify mehr als 40 Millionen Mal gespielt worden.
Der Bart als optisches Markenzeichen
Zehn Jahre später löst sich Reamonn auf, Garvey wird Solokünstler - sein eigenes Stück "Kiss Me" (2018) läuft in den Streaming-Angeboten noch häufiger als "Supergirl" -, arbeitet mit Mary J. Blige zusammen, und schnuppert nebenbei erste Jury-Luft an der Seite von Stefan Raab und Joy Denalane bei "Unser Star für Oslo". 2011 bringt er sein erstes Soloalbum "Can't Stand the Silence" heraus, es folgen vier weitere. Bei "The Voice of Germany" ist Rea Garvey seit Ende 2011, mit kurzen Unterbrechungen, als Coach zu sehen, zusammen mit Samu Haber gewann er die Show 2020 mit dem Talent Paula Dalla Corte.
Als Teil des Teams ist er seit 2019 bei "The Masked Singer" dabei. 2021 trat er für Irland beim Free European Song Contest an - und gewann. Gerade, im April 2023, ist seine neue EP erschienen, "Love Lights", mit sechs neuen Songs, darunter Kollaborationen mit Nelly Furtado, Kool Savas, Illy und Nessi. Übrigens: Sein Vollbart ist von jeher Garveys Markenzeichen, seine langen Haare habe er vor allem, weil seine Frau Josephine die sexy finde.
(Von Mareike Graepel, dpa)