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Nachruf auf John Mayall: Der Vater des weißen Blues

Musik

Nachruf: John Mayall war der Vater des weißen Blues

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    John Mayall hat Musikgeschichte geschrieben.
    John Mayall hat Musikgeschichte geschrieben. Foto: Daniel Dal Zennaro/ANSA/epa, dpa

    Es gab da einen Doppelstern von Gitarristen im London der frühen 1960er-Jahre, die von entscheidender Bedeutung für die Entwicklung der Rockmusik waren: Alexis Korner (1928 – 1984)  und der 1933 in England geborene John Mayall, von dem nun die traurige Nachricht übermittelt werden muss, dass er 90-jährig in seiner Wahlheimat Kalifornien starb.

    Wie diese zwei Musiker stilbildend gewirkt haben, indem sie junge britische Ohren öffneten, kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Indem sie den schwarzen Blues liebten, spielten, verbreiteten, propagierten, beackerten sie den musikalischen Nährboden für jene daraus erwachsenden Pflänzchen, die ihnen schon kurze Zeit später über die Köpfe wachsen sollten und dann – zunächst nichtkommerzielle – Stars der Rockmusik wurden: führende Mitglieder der Rolling Stones, führende Mitglieder von Fleetwood Mac, Cream und Led Zeppelin. Korner und Mayall wirkten wie Katalysatoren der Rockmusik, ja gemeinsam waren sie sogar ihr Treibstoff. So wurden beide zu Vätern des Weißen Blues erhoben, nachdem bis dato strikt galt: Weiße können den Blues nicht haben. Korner und Mayall also Väter des weißen Blues; wohin aber brachte es der Zögling Eric Clapton? Zum „Gitarren-Gott“.

    Alle drei waren integer genug, darauf zu verweisen, dass sie nicht Schöpfer seien, sondern nur die Nachschöpfer des schwarzen amerikanischen Blues, der damals auch in Form begehrter Schallplatten etwa von Muddy Waters, B. B. King, Robert Johnson und Howlin‘ Wolf in England kursierte. Für Mayall war immer klar: der eigentliche Blues, das ist der der Schwarzen, nicht der der Weißen.

    John Mayall ist gestorben: Er prägte die populäre Musik entscheidend

    Indirekt wirft diese Überzeugung auch ein Licht auf Mayalls Selbsteinschätzung. Als ein dezidiert genialer Musiker auf Gitarre, Mundharmonika sowie im Gesang und auf der Orgel konnte er in seiner Formation „Bluesbreakers“ kaum gelten; sein Verdienst bleibt, dass er die Geschichte der populären Musik ebenso entscheidend mitprägte wie die Karrieren seiner Zöglinge, von denen es so viele entschieden weiter brachten. Auch war er keiner, der mit den Feuern der Branche spielen mochte, nicht mit dem aufkommenden Kommerz, nicht mit ihren aufputschend-destruktiven Kräften, die so vielen hervorragenden Musikern den Rauschgift-Tod brachten. Mayalls Song „Plan your revolution“ von 1969, ein Jahr bevor Jimi Hendrix und Janis Joplin elend starben, enthält den Appell: „Behalte klaren Kopf, akzeptiere die Realität, werde kein Drogensüchtiger, es sei denn, Du bist zu schwach, Verantwortung zu übernehmen.“

    Nun ist er von uns gegangen, er, der als Jugendlicher schon mit sich in einer Baumhütte allein sein konnte, er, der im Korea-Krieg war und in Tokio seine erste Gitarre kaufte, auf die er zusätzliche Saiten zog. John Mayall war ein ganz eigener Kopf – und wesentlich für den Rock.

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